Paul Reichenbachs Dienstag, der 1. April 2008. Gast.

Alles was hier geschrieben steht ist einer sentimentalen Neigung zu zuordnen, die Paul immer dann erfasst, wenn er eine Schwangere sieht. Das Flugzeug war pünktlich 13.00 Uhr auf Rhein-Main gelandet. Rita, hochschwanger, schritt auf Paul zu, der alle Geräusche, alle Flughafenhetze, über der heiteren Stille ihres Gesichtes, das ihm fein und fremd erschien, nicht mehr wahrnahm. Ihr Gang – ein Schreiten, kein Watscheln, wie man dies oft bei Schwangeren in den letzten Wochen beobachten kann – raumgreifend und sicher. Den hohen ovalen Leib trägt sie wie eine Monstranz vor sich her; die leuchtet. Der helle Sonnentag am Flughafen scheint von diesem Licht wie vernebelt. Salz ist Sie. Brot ist Sie, dachte Paul, als er sie nach den vielen Wochen der Trennung wieder sah. Und: Ich bin nur Gast in ihr gewesen. Ein Fremder dem man zu essen und zu trinken gab. Als sie dann im Auto sitzen, sie wollen nach Heppenheim, eine Freundin von ihm hat dort eine kleine Ferienwohnung, fragt Rita und nimmt seine Hand, die gerade den ersten Gang einlegen will – möchtest Du fühlen ? Er spielt schon, boxt, das wird ein Kämpfer….
Auf der A5 Richtung Bergstrasse, ein Drängler hängt fast an der Stoßstange, Paul weicht aus und ordnet das Fahrzeug auf die rechte Spur ein und denkt: Er wird ein Kämpfer, keiner der in Bücher flieht. Neben ihm, versunken in den Anblick des Odenwaldes, die Hände über dem Bauch, Rita, die lächelt.

Mädchen

Der Baum trat in meine Hände ein,

Der Saft stieg in meinen Armen auf,

Der Baum wuchs in meiner Brust –

Abwärts,

Und Äste schlugen aus mir wie Arme.

Baum bist du,

Moos bist du,

Veilchen bist du mit dem Wind darüber.

Ein Kind – so groß – bist du,

Und all das ist Torheit für die Welt

Ezra Pound. Übers. Eva Hesse

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