11.4.08 20:12 – Fr – 16°C – der lange Atem des Westwinds

Ja doch, ich habe gerade die Heizung angedreht. Dick einwickeln mag ich mich nach dem Bad nicht. Lieber nur die paar frischen Klamotten auf der Haut. Aus der Schublade kramte ich eine alte dunkelgrüne Cordhose, die ich auch schon nicht mehr zuknöpfen konnte über dem Bauch vor 2-3 Jahren. Welch ein schönes Gefühl, es jetzt mühelos tun zu können. Ein im Grunde ödipaler Reflex, da mein Vater einen sehr vorgewölbten Bauch hatte. Vielleicht ist die Freude darüber ja auch schlicht eine Schadenfreude, sogar gegenüber O., als wollte ich sagen: Ätsch! Ein narzißtischer Abendanfang mithin (schließlich beschaut man sich auch in der Badewanne, berühren sowieso). Die Marotten dann, von denen man sich ungern freimacht: dieses Stück für Stück und Blatt für Blatt hin und hertragen und sortieren oder wegschmeißen (da die neuen Regale jetzt Platz dafür bieten). Das Zerschnippeln der Kartonagen: zwei Meter hohe Pappungetüme stehen in der Küche. Nein, ich muß sie mit Engelsgeduld klein schnippeln und dauerte es Wochen. Fixpunkte entlang des Tages, an denen sein Ablauf sich wie ein Netz festmachen läßt, in den Maschen die Variablen des Arbeitens und Lesens. Die Abende sind anders. Da versuch’ ich die Variablen zu beschreiben. Das könnte heute so lauten: sehr früh aufgestanden (halb 5), da gestern kein Wein; Arbeit erledigt; neue Arbeit kam; Supermarkt; der Tabaccaio war heute nicht sehr fix, hatte meine Marke nicht im Regal und mußte erst nach hinten gehen; zwar war wieder Purificata an einer der Kassen, aber die Schlange bei ihr war zu lang; keinen Wein gekauft; auf dem Sofa gepennt… Echolalie. Einzig die Feststellung, die Frauen, die im Supermarkt am häßlichsten aufgedonnert sind, steigen hinterher in die dicksten Autos. Von da kam heute kein Kick. – Es gebe keine Statik, alles sei immer in Bewegung, schrieb gerade >>> montgelas. Sei’s, ich muß nur immer an Mit den Sackgassen sprechen (Paul Celan) denken: dieses Brot kauen. Ich trau’ mich kaum, die beiden letzten Worte des Gedichts herzusetzen: mit Schreibzähnen. Sollte ich mir jetzt schreibend den Narziß ausgetrieben haben?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .