24.5.08 20:08 – Sa – 21°C – sommerlich

Die Körper fangen an, sich zu zeigen, sich den Gesichtern zuzugesellen. Ich schob mich hindurch, auf dem Bahnhof Tiburtina, stand eine Weile davor mit der Zigarette, um dann zur U-Bahn zu gehen. (Bis vor wenigen Monaten fuhr der Acht-Uhr-Zug noch bis Termini, weshalb ich an normalen Tagen den teureren Eurostar nehme, der viertel nach acht fährt, stets Sitzplätze bietet und bis Termini fährt (im Zug verlor ich mich kurz vor Rom in einem Weitwinkelblick, sah rechts und links den Himmel mir entgegenkommen und preschte in der Mitte ihm meinerseits entgegen, statt wie sonst rechts oder links oder geradeaus oder ins Buch oder auf das Gesicht irgendeiner gerade oder schräg Gegenüberin zu schauen))), wobei sich ein Ineinanderschieben der beiden Richtungen ergab. Zeit verbummeln, da ich früh dran war: zu Fuß die Via Cavour hinunter bis zur Via dei Fori Imperiali und wieder zurück mit Abstecher zur Bar La Licata, Ecke Leonina/Serpente, wo ich mein Bargeld abholte, dessentwegen ich neulich schon mal in Rom war, denn samstags hält Cristiano seinen Laden (eine Kombination aus Schreibwarenladen und Agentur für Übersetzungen, Beglaubigungen und was weiß ich) nicht geöffnet, weshalb er mir in seiner Stammbar einen Umschlag hinterlassen hatte. Diesmal hatte er den ganzen Rest hineingetan, da brauche ich dann drei Wochen kein Geld mehr ziehen. Zurück zum Bahnhof und mit der Expreßlinie 90 die Nomentana entlang nach >>> Montesacro, wo auch ein Zuhause gewesen ist, ganz zu Anfang, und wo ich immer gern viel weiter vorn aussteige, als ich müßte, wenn ich zur Steuerberaterin fahre. Dann nämlich gehe ich die wohlbekannte Hauptstraße durch dieses 1924 als Gartenstadt gegründete Viertel entlang, also niedrigere Gebäude und nicht so zugebaut wie anderswo. Sollte ich es mir einst erlauben können, dort die Miete zu bezahlen, würde ich zunächst dort suchen, da mir vertraut. Und Bekanntschaften hätte ich dort auch. Im Grunde bräuchte ich nur bei der Mutter meiner Neffen anfragen, die ja ihre Wohnung in Montesacro behalten und vermietet hat, nur eben zu den dort üblichen Preisen. Wieder so Ideen. Aber hier zahl’ ich die Hälfte, oder sogar weniger als die Hälfte, und habe eine wunderbare Aussicht. Ansonsten nur noch ein Gang durch die Buchhandlungen auf der Suche nach einem Gedicht von D’Annunzio, zu dem mich neulich eine Mail erreichte, die eine – bereits angefertigte – Übersetzung betrifft. Der mir aus meinen Litlinks-Zeiten bekannte Herausgeber hatte Zweifel wegen einer Zeile und sich meines Wohnortes erinnernd bei mir angefragt. Leider hatte ich das Original nicht (im Internet wird’s ihn erst ab 2010 geben, wegen der 70-Jahres-Frist und wohl auch der Vorbereitungszeit, und der Hg. mochte bei seinem Autor nicht anfragen, um dadurch nicht indirekt ihm gegenüber seine Zweifel zuzugeben), konnte wohl etwas zu dem in Frage stehenden Wort „brulicame“ sagen, aber mehr auch nicht. Und da ich es in Auswahlbänden nicht fand, steckte ich kurzerhand die zweibändige Ausgabe aller seiner lyrischen Werke ein, da es sie derzeit gebunden und edel aufgemacht (Reihe: I meridiani (so was ähnliches wie die Bände der Pleiade (heißen doch so?) bei den „cugini“, wie man hier zuweilen die Franzosen zu Cousins der Italiener macht) zum Sonderpreis gibt, d.h. 2500 Seiten Dünndruck für knapp über 25 Euro. Außerdem fehlt mir noch ein bißchen D’Annunzio-Lektüre.

CORO II
Amor d’uom troppo vuole.

CORO I
Amor di donna è infido.

D’Annunzio: L’Isottèo

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