es geht mir besser. im laufe des tages beruhigte sich mein innen. woran nicht ganz unschuldig ein anruf meiner jungen nachfolgerin am alten standort war. ihr anruf holte mich ins alltägliche wieder zurück. sie hat fristlos gekündigt. meine person war in diese auseinandersetzung involviert, was ihr aber gerade recht kam. ich musste erst einmal schlucken, als sie mir erzählte, was da abging.
der hintergrund ist folgender:
als ich vor jahren in dieser firma anfing, passierte etwas, was mich fast den job gekostet hätte, wäre ich nicht geistesgegenwärtig gewesen. am zweiten tag meiner unternehmenszugehörigkeit stand plötzlich eine kollegin vor meinem schreibtisch, lächelte mich überaus freundlich an, streckte mir ihre hand entgegen, und öffnete sie. ich erblickte einen kleinen schlüssel: „ich wollte ihnen schon einmal den kassenschlüssel geben, sie sollen die kasse ja künftig führen.“ ich schaute sie an: „wie…. ohne kassenübergabe?…. ohne kassenbuch?… ohne kassenbestandskontrolle einer zweiten person und bestätigung dieser?. sie führen die kasse doch seit jahren, sie müssten doch wissen, wie eine ordentliche kassenübergabe funktioniert.“ „sie wollen den schlüssel also noch nicht?“ „ja… ich sagte es doch gerade, nicht ohne eine ordentliche kassenübergabe.“ ich verstand in diesem augenblick das ansinnen dieser kollegin nicht. fast beleidigt zog sie ab. am gleichen abend fuhr ich zu einer zweiwöchigen schulung, die unsere firma für neue mitarbeiter anbietet. in diesen zwei wochen tun neuankömmlinge nur eines… das unternehmen kennenlernen. am abend des zweiten tages dieser schulung rief mich mein damaliger chef abends an: „frau xxxxx, sitzen sie?…“ „nein“ „dann setzen sie sich.“ an seiner stimme hörte ich eindeutig, dass etwas passiert sein musste. er holte tief luft: „in der kasse fehlen 25.000,– mark.“ ich brauchte einen augenblick, seine stimme hallte noch in mir nach, bis ich realisierte, was er gesagt hatte, dann erst setzte ich mich. mir wurde kotzübel, die gedanken hörten garnicht wieder auf zu kreisen: „hättest du den schlüssel genommen, hättest du den schlüssel genommen, hättest du den schlüssel genommen, wärst du jetzt am aschermittwoch.“ ich war fassungslos, über die schlagartig vermutete intention der kollegin, mir den schlüssel schon geben zu wollen. „frau xxxxx, sind sie noch da?“ „ja, ich bin noch da, die frage, die ich mir gerade stelle, wieso war soviel geld in der kasse?“ „ja, die frage muss ich mir jetzt auch gefallen lassen.“ die folgenden abendstunden und auch die stunden der nacht raubten mir meine gedanken, weil sie immer wieder fragten: „warum bot mir die kollegin den schlüssel an?“
zwei tage nach diesem vorfall erschien in unserem hause die revision, die alles auseinander nahm. ich musste während meiner schulung einen abstecher in die zentrale machen, wurde dort wie bei der polizei verhört: „wussten sie wo die kasse war?“ „nein, ich war ja erst den zweiten tag da.“ „sie wussten wirklich nicht, wo die kasse war?“ als dann aber die frage kam, ob ich einen schlüssel hätte, erzählte ich von dem ansinnen der kollegin, erklärte aber auch, dass ich es abgelehnt hatte, diesen an mich zu nehmen. man glaubte mir, letztendlich auch deshalb, weil mein damaliger chef das bestätigte, das konnte er auch, denn er saß im nebenzimmer, als die kollegin mich deshalb ansprach. die kollegin war allerdings nicht aus dem schneider, man konnte aber später nicht wirklich jemandem irgend etwas beweisen. der abschließende revisionsbericht schloss die möglichkeit aus, dass ich das geld genommen haben könnte, weil ich eben noch keinen schlüssel hatte, und nicht wusste, wo die kasse war. das ich erst den zweiten tag im unternehmen war, zählte übrigens nicht, aber die tatsache, dass ich abends zur schulung fuhr. die revision ging tatsächlich davon aus, dass das geld in den tagen vor meiner abreise geklaut wurde. ich aber stellte später bei der einsicht in das kassenbuch noch ganz andere mißstände fest. entweder war mein damaliger chef bei der monatlichen zählung des kassenbestandes blind, oder er kontrollierte nicht, und unterschrieb einfach. ich brauchte damals eine ganze weile, um zu realisieren, welche falle mir da gestellt wurde. ich konnte lange nicht das verhalten dieser kollegin begreifen, die hätte mich doch ohne rücksicht zu nehmen, an’s messer geliefert, es wäre ihr scheißegal gewesen. über diesen vorfall, der in die firmengeschichte einging, wuchs nun die ganzen jahre das gras…. bis heute.
mein ehemaliger chef bestand heute vormittag auf einer außerordentlichen kassenprüfung bei meiner jungen nachfolgerin, mit einer begründung, die mir, wenn ich in bezug auf sein verhalten nicht so trainiert wäre, wieder mehrere schlaflose nächte bescherte. er erzählte ihr, dass i c h damals das geld geklaut hätte, und man deshalb jetzt regelmäßig unangekündigte kassenprüfungen machen müsse. meine nachfolgerin musste arg schlucken. sie ließ ihn die kassenprüfung durchführen, danach fuhr er aus dem haus, und sie schnappte sich den revisionsbericht. ich erzählte ihr nämlich von diesem vorfall, als ich sie einarbeitete, deshalb wusste sie auf anhieb, wo ich den revisionsbericht abgeheftet hatte. während er danach 2 stunden außer haus war, las sie sich diesen durch, führte ein gespräch mit der revisionsabteilung und dem anderen gruppenleiter im haus, danach rief sie seinen vorgesetzten an und erzählte diesem, wie ihr chef sich verhielt. als er wieder zurückkam, stellte sie ihn zur rede. zum schluss sagte sie ihm: „seit wochen ziehen sie frau xxxxx, obwohl sie ihr ein erstklassiges zeugnis ausgestellt haben, durch die scheiße. seitdem ich hier bin, machen sie ihre eigenen mitarbeiter nicht nur bei mir, sondern jeden bei jedem derart schlecht, dass ich einfach nur kotzen könnte. die frage, die ich mir stellen muss, ist, wie werden sie über mich reden, wenn ich irgendwann mal gehe. ich will mir den beginn einer erstklassigen berufslaufbahn nicht durch ihre subjektive sichtweise vermasseln lassen, die sie nicht für sich behalten können.“ er bellte los: „wissen sie was?… für ihr gehalt könnte ich einen erstklassig studierten, wesentlich qualifizierteren assistenten einstellen.“ sie knallte zurück: „wissen sie was?… dann tun sie das doch.“ … stand auf, packte ihre sachen, und ging. „meine fristlose kündigung kriegen sie morgen per einschreiben mit rückschein.“
vorhin rief sie noch einmal an: „was ich dir heute mittag nicht erzählte habe…. ich unterschreibe in zwei tagen meinen neuen arbeitsvertrag, ich hätte sowieso fristlos gekündigt. gründe gäbe es genug, einen besseren hätte er mir aber nicht liefern können. das vertrauensverhältnis ist einfach nicht herzustellen, was ich zusätzlich noch mit gründen eben in meiner schriftlichen kündigung belegt habe. eine kopie meiner drei din-a 4 seiten bekommt die personalabteilung, eine sein vorgesetzter.“
ich merke tatsächlich, dass mich die zusammenarbeit mit diesem menschen abgehärtet hat. es geht mir am arsch vorbei, allerdings knapp. dieses „knapp“ bedeutet, dass ich zwar mit den schulter zucke, weil mir klar war, dass da noch irgendeine schweinerei hinterher kommt, aber auch, dass ich mir das nicht gefallen lasse. es wird ein gespräch zwischen mir, seinem vorgesetzten und ihm geben. drei mal hat sein vorgesetzter sich in den letzten jahren bei mir für sein verhalten mir gegenüber entschuldigt, das wird er sehr wahrscheinlich wieder tun.
aber egal, wie ich handeln werde… ich muss sehr vorsichtig sein. das system besteht aus einzelnen kreisläufen, die direkt aneinander geschlossen sind. an bestimmten übergängen gibt es immer rückkoppelungen… und sei es durch das leckschlagen eines ventils, was dann im ganzen system wirkt, oder eine rostige stelle, die morsch wird, und nachgibt, der inhalt des einen systems langsam aber stetig in das andere sickert. eine assistentin hat zu schweigen, vorher, während, und nachher. ich habe jetzt das glück, einer sehr angenehmen zusammenarbeit, das will ich nicht gefährden. und wir sind gleich unter dem aufsichtsrat, da muss ich mir genau überlegen, was ich tue.
ich frage mich, wann dieser mensch endlich über seine eigenen füße stolpert, wenn ich dann noch sehe, wie viel kohle er für diese art zu arbeiten einsteckt, wird mir ganz schlecht. es ist egal, wie er als vorgesetzter seine arbeit verrichtet, wie er sich seinen mitarbeitern gegenüber verhält, wichtig sind einzig und allein die zahlen, die von ihm erwartet werden. liefert er die, kann er tun oder auch lassen, was er will. da wird auch nicht über die qualität eines anspruches nachgedacht, die solch ein vorgesetzter an sich selbst, in bezug auf seine arbeit, stellen sollte, da wird nämlich garnicht mehr nachgedacht. der fisch stinkt allerdings immer am kopf zuerst. sein vorgesetzter ist nicht besser als er, und dessen vorgesetzter auch nicht. die sind alle drei über die gleiche leiter ins gleiche boot hochgeschubst worden, das ist bekannt bei allen mitarbeitern.
bei meiner jetzt “ehemaligen” jungen kollegin werde ich mich bedanken, wir treffen uns nächste woche, sie hat jetzt ein paar freie tage, bis sie ihren nächsten job antreten muss, und ich hab ab nächste woche zwei wochen urlaub.