… gestern hatte ich keine energie mehr zum schreiben. mein rechner in der firma hat sich, obwohl er niegelnagelneu ist, von der festplatte verabschiedet. kein tag wie immer war das. besonders die auseinandersetzungen mit dem it-service und unserem lieferanten. manchmal weiß ich ganz genau, wo schildbürgens bürger geblieben sind. mit dem hart erkämpften leihrechner kann ich jetzt arbeiten, es stehen mir aber nicht alle funktionen und server zur verfügung, was mir heute aber egal ist, denn es ist der letzte tag vor meinem urlaub. ab montag werde ich mit einer freundin die hamburger gegend ins visier nehmen. eine neue kamera habe ich mir gegönnt. meine freundin, fotografin ist ihr beruf, hat auch eine neue kamera, freilich eine für den profi. bei der entscheidung nach dem ding hörte ich letztendlich auf sie, es hat aber auch sehr gute bewertungen. ich will die brachen, die industriebrachen, in denen neues leben entsteht. freihafen, zollgebiet, grenze… alte elbbrücken, fehlen nur noch die wachtürme. es gibt übrigens noch einen alten elbtunnel, zu dem zu bestimmten zeiten zugang gestattet ist… ich schreib das so erstaunend, weil ich es nicht wusste. und ich will die stadt, vielmehr das, was in ihr und unter ihr ist. ich liebe das, was gegen jegliche ordnung ist. meine freundin liebt pflanzen, gebäude… aber keine brachen, straßen… so krieg ich denn in den nächsten tagen eine einweisung ohne die bedienungsanleitung für das neue stück studieren zu müssen. lesungen hab ich auf dem zettel, zwei ausstellungen und ein konzert. es wird einfach zeit.
die kollegin wird ganz anhänglich. gestern stand sie, obwohl ich so viel zu tun hatte, den tag über zusammengerechnet bestimmt zwei stunden vor meinem schreibtisch und brabbelte, ging immer hin und her, gestikulierte wie wild. zwischendurch: „möchten sie noch einen kaffee?, ich koch uns gern noch einen.“ ihr chef war nicht da. sie hörte garnicht wieder auf zu erzählen. in diesen zwei stunden erfuhr ich ihr ganzes leben.