Arbeitsjournal. Montag, der 7. Juli 2008.

5.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Juliane Klein, Vertikal für Kammerorchester.]
Ein hektischer Tag wird das werden. Um 11.30 muß ich im ARD-Hauptstadtstudio sein, um >>>> meine Rezension zu Marc Buhls „375“ aufzunehmen; das wird eine knappe halbe Stunde dauern; danach sofort in die Arbeitswohnung zurückradeln, weil die Cellolehrerin kommt. Ist sie wieder weg, geht’s hinüber Ans Terrarium, um meines Sohnes Cello abzuholen und in die Musikschule zu bringen, da ja auch er heute Cellounterricht hat. Danach, wenn er sich dafür imstand fühlt, zum Judo. Danach wiederum gleich noch einmal in die Musikschule, weil er heute sein erstes öffentliches Vorspiel hat (damit werden, scheint’s, die Semester, bzw. Schuljahreshälften immer abgeschlossen). Und dann ist der Arbeitstag quasi auch schon rum. Zur Morgenarbeit geh ich noch einmal das Yeşim-Gedicht durch, um es nach einer etwaigen Revision noch mal ganz in Der Dschungel zur Diskussion zu stellen. Dann wieder BAMBERGER ELEGIEN, und gegen 8 Uhr wird Cello geübt. Ein richtig schönes Stück hab ich in der Cello-Schule, also aus den Noten, gestern angefangen, alles immer noch „Erste Lage“, für die Leute unter Ihnen, die sich auskennen.
Abends gestern spielte das >>>> Lietze-Orchester im Rahmen der >>>> Monbijout-Festspiele, die der Gründer des Strandbades Mitte initiiert hat und koordiniert, vorm Bodemuseum Sibelius und Schumann. Ich traf den Profi dort auf ein kurzes, aber das Orchester spielte so saumiserabel, und vor allem war der Klang, als ob es in einem nassen Pappkarton gesessen hätte, daß ich das nicht durchhielt und wieder ging. Schön aussehen tat’s aber.Nur wird mir immer unklar bleiben, weshalb solche unterklassigen Orchester sich ausgerechnet an so heikle Stücke wie Sibelius’ Violinkonzert setzen. Abgesehen vom Pappkarton klang es, in den besten Momenten, so wie eine Prozession durch die Gassen Palermos; aber da sind Schrammeln und Schifferklaviere und Tröten dabei, die auch tröten s o l l e n. Und hinterher die Messe, getragen und die Orgel g ut, und danach dann Feuerwerk und sizilische schwere schwere Süßigkeiten…
Ich brauch mal ‘n Cigarillo. Ein Zahlungsbefehl vom Amtsgericht Hünfeld liegt hier, dagegen ist nichts zu machen. Ich hatte ein FAZ-Probeabo bestellt und vergessen, abzubestellen. 168,08 Euro, die ich nicht habe. Und ist jetzt dringend. Ich werde >>>> Dielmann drum angehen. War insgesamt eine schwachsinnige Aktion von mir, da ich doch sowieso Zeitungen nicht lese, ich habe gar keine Zeit dafür; aber ich hatte es – es war vor Weihnachten – auf das Werbegeschenk abgesehen: ein Handy für meinen Jungen, das er heute auch nutzt. Oh je, Herbst… Und ich muß heute meine Cellolehrerin wieder bezahlen. Egal. Der latte macchiato schmeckt. Der Cigarillo jetzt auch.

[John Cage, Streichquartette. Wunderschön.]

9.46 Uhr:
Grad sagt die Cellolehrerin ab, was mir wegen der Terminhetzerei heute nicht unlieb ist. Statt dessen nächste Woche eine Doppelstunde. Ich sitze eh daran, irgendwie einen besseren Ton hinzubekommen. Und nach Heidelberg… hm, ich werde das Cello wohl n i c h t mitnehmen.
Dielmann rief an, das Geld kann er nicht zahlen, sei selber knapp. Außerdem sehe der >>>> MEERE-Verkauf nicht gut aus, noch unter 300 Exemplaren. Das macht mich nun narrisch. Und erneut melancholisch: Ich hätte einfach gern mal einen Verlag, der in solchen Fällen sofort beispringen kann. Mittwoch mittag werden wir in Frankfurt den Gedichtband erstlektorieren. Manchmal denke ich: für was eigentlich dieser ganze Aufwand? Will ja doch keiner was von wissen.

12.15 Uhr:
Aus dem Funkhaus zurück. Die Aufnahme ging gewohnheitgemäß glatt und schnell. Wir sind bei 6’33” Sekunden gelandet, was etwas zu viel ist, aber Gutenbergs Welt hat Moderations-Spielraum; im Zweifel muß der Redakteur einen Bloch wegschneiden. Jetzt leg ich mich gleich für meine Stunde hin; geht ja, weil der Cellounterricht ausfällt.

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