An keltischen Grabhügeln. 16. 07. 2008. Paul Reichenbach melancholisch.

Wetter wechselhaft, der Himmel über mir tut so, als hätte Tiepolo nie gelebt. Obwohl wir erst Juli haben, werde ich seit Tagen das Gefühl nicht los, dass der Sommer schon zu sterben begonnen hat. Beim Radfahren kam mir gestern der Gedanke, wir waren unterwegs zu zwei keltischen Grabhügeln, dass die Natur das Hell- Dunkelspiel sommerlicher Spätnachmittage nutzt, um uns die Schwere der Nacht zu erleichtern. Bis ins Letzte nuanciert sie, in welcher Beleuchtung auch immer, Begrenzungen.
Weit öffnet sich unseren Blicken das Land. Die Mäander des Mains sind nur zu ahnen. Licht und Schatten konturieren, als wir vom Rad steigen, den nicht allzu fernen Odenwald und den nahen Spessart. Neben den Grabhügeln eine Skulpturengruppe, die einen keltischen Begräbniszug vorstellt. Ein Ochse zieht einen Karren, auf dem, das Schwert am Körper, aufgebahrt ein alter toter Kelte ruht. Hinter ihm die trauernde Familie mit Grabbeigaben. Dem Ganzen voran schreitet feierlich, mit erhobenem Schwert, ein keltischer Priester. Das Gefühl, dass der Sommer schon zu Ende ist, bevor er so recht beginnen konnte, wird durch den Anblick der Gruppe noch verstärkt. Melancholie. Auch am Abend wich sie nicht.
Lebenstüchtig, furchtlos, glücklich sind auf Dauer allein die Weisen und die, die sich kein Bild vom Möglichen machen. Zu beiden gehöre ich nicht. Es gibt einen Mut, der nichts anderes als mangelnde Vorstellungsgabe ist.
Wirklicher Mut besteht im Dennoch – . (Wieland Förster)

2 thoughts on “An keltischen Grabhügeln. 16. 07. 2008. Paul Reichenbach melancholisch.

  1. zustimmung das sehe ich ähnlich.

    ihr ausdruck, ihre überlegung: “…dass die Natur das Hell- Dunkelspiel sommerlicher Spätnachmittage nutzt, um uns die Schwere der Nacht zu erleichtern.” ist faszinierend.

    und ich beobachte in diesem jahr, dass es allgemein melancholisch stimmt. irgendetwas muss in der luft liegen- das war im frühjahr auch schon so. und es betrifft viele menschen. auch schicksalsschläge häufen sich in diesem jahr- bei uns und unserer umgebung jedenfalls…

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