eigentlich wollte ich….

…. einen ganz anderen tb-eintrag schreiben, vergil etwas fragen, und zum thema „frauen aufnehmen“ noch etwas sagen… tu ich jetzt aber alles nicht. habe h. für morgen abgesagt, weil ich zu meiner schwester fahren will. bei ihr klingelte heute das telefon, der vater ihrer kinder war dran: „unser sohn wird nächsten monat 18 jahre alt.“ „ja“ „wir müssen reden.“ „worüber?“ „ich zahl keinen unterhalt mehr.“ der gemeinsame sohn beider, mein neffe, hat heute mit seiner ausbildung begonnen, der vater hat das recht, die höhe des ausbildungsgehaltes des sohnes auf den zu zahlenden unterhalt anzurechnen. minderjährige kinder haben anspruch auf naturalunterhalt (betreuung, kochen, einkaufen…) und auf barunterhalt. wenn die eltern getrennt leben, leistet der elternteil, bei dem das kind lebt, seinen unterhaltsanteil durch die betreuung, er schuldet i.d.r. kein geld, also keinen barunterhalt, den der andere elternteil dann leisten muss. ein volljähriges kind, auch wenn es sich noch in der schul- oder ausbildung befindet, hat keinen anspruch mehr auf naturalunterhalt, beide eltern werden barunterhaltspflichtig, auch der elternteil, bei dem das kind lebt. es besteht zwar die möglichkeit einer verrechnung der aufwendungen von naturalunterhalt, wenn z.b. die mutter nach der düsseldorfer tabelle 200,– euro unterhalt zahlen müsste, ihre leistungen wie wohnungsgewährung und verpflegung schon einen gegenwert von 120,– euro haben, müsste sie noch 80,– euro barunterhalt an ihr kind zahlen (taschengeld). unabhängig davon kann der vater seinen unterhalt kürzen, es bleibt der mutter überlassen, auf der privaten schiene diese differenz von ihrem kind wieder einzuziehen, weil das kind ja einkommen in form des ausbildungsgehaltes bezieht.
seit jahren schon zog der ehemalige mann meiner schwester jeweils das hälftige kindergeld von seinem für die kinder zu zahlenden unterhalt ab. seit jahren zahlt er auch konstant den gleichen betrag, was ja nicht rechtens ist, meine schwester wollte ihn aber nicht verklagen, weil sie das vaterbild der kinder nicht beeinflussen will, für die tochter aber zahlt er, seitdem sie 18 jahre alt und zu hause ausgezogen ist, sich auch in der ausbildung befindet, gar keinen unterhalt mehr. die tochter müsste ihren vater verklagen, was sie aber nicht tut. sie bekommt das kindergeld, und meine schwester zahlt ihr einen monatlichen betrag, den sie jetzt nicht mehr leisten können wird, wenn der vater seinen für den sohn zu zahlenden unterhalt kürzt.
meine schwester hat nie unterhalt für sich selbst verlangt, wird nach bat bezahlt, sie lebt knapp über dem existenzminimum, hat auch keine 40 stunden, sondern nur 30… in dem kindergarten ist seit jahren keine andere stelle mit mehr stunden frei. jetzt weiß sie nicht mehr, wie sie das alles noch finanzieren soll. „mein sohn ist froh, dass er jetzt 400,– euro einkommen hat, ich kann ihm doch nicht sagen, dass er mir die differenz geben soll. ich aber habe weiter alle laufenden kosten, auch die kosten der ausbildung, zu denen der vater eh die ganzen jahre nicht einen pfenning beigetragen hat. auch die kosten der schulausbildung bis zum abi beider habe ich die ganzen jahre ganz allein getragen, mir alles vom munde abgespart. ich habe 1.150,– euro netto, zahle knapp 600,– euro warmmiete, die wohnung brauchte ich schon allein, weil ich zwei kinder habe. von dem rest mußten wir die ganzen jahre leben. er hat eh nie den unterhalt in wirklich voller höhe gezahlt. wenn ich jetzt so viel weniger zur verfügung habe, weiß ich beim besten willen nicht mehr, wie das gehen soll. wir leisten uns kein kino, wir gehen nicht essen, wir kaufen unsere textilien in billiggeschäften, wir kaufen so gut wie keine süßigkeiten, und nichts außer der reihe. mein sohn braucht sachen zum anziehen, die ganzen materialien für die schule und auch die bücher müssen bezahlt werden, er braucht anständiges essen, die monatsfahrkarte für die straßenbahn, hinzu kommen die kosten seiner krankheit, die die krankenkasse nicht übernimmt, weil ich knapp über dem existenzminimum verdiene. mein sohn aber soll doch wenigstens sein eigenes geld behalten können, er ist doch stolz darauf, dass er jetzt eigenes geld verdient. wir müssen aus dieser wohnung ausziehen, ich werde mir mit meinem 18jährigen sohn eine kleine zweizimmerwohnung nehmen müssen, ich weiß wirklich nicht mehr, wo ich noch sparen soll. das ist so ein schwein, da sagt der doch glatt zu mir, dann solle ich dafür sorgen, dass sein sohn sich eine eigene wohnung nimmt und ihn auf unterhalt verklagt, der kriegt doch einfach garnichts auf die reihe. ich gehe montag zu meiner anwältin, die ganzen jahre hab ich stillgehalten, ich hol das alles wieder auf den tisch. nie habe ich auch nur einen einzigen einkommensnachweis verlangt. nie meldet er sich bei den kindern, noch nicht einmal zum geburtstag, seit jahren kümmert er sich nicht um sie, sie haben ihn seit jahren nicht zu gesicht bekommen, auch verweigert er besuche der kinder, die kinder kommen nur sehr sehr schwer damit zurecht, besonders mein sohn. väter die sich scheiden lassen, meinen, dass sie mit der unterhaltszahlung aus dem elterngeschehen raus wären, und die mütter haben die ganze scheiße am hals. der hat eine praxis, mit der er schweinekohle verdient, hat ein eigenes haus, fährt drei mal im jahr in den urlaub, nicht einen dieser urlaube hat er mit seinen kindern verbracht, und dann pisst er sich wegen 250,– euro in die hose. für mich bedeuten diese 250,– euro sehr viel geld. meine anwältin sagt eh immer zu mir, dass ich ein schaf bin, ich glaub, sie hat recht. sie sagte vor kurzem zu mir, dass mir aufgrund meiner finanziellen situation sogar ein ausgleich von ihm zustünde, den man aber nur ausrechnen könne, wenn ich die einkommensnachweise verlange. das tu ich jetzt, ich werde ihn jetzt richtig auseinandernehmen. das schlimme ist, dass ich das meinem sohn noch nicht einmal sagen kann, weil für ihn eine welt zusammenbricht, wenn er hört, dass sein vater für ihn keinen unterhalt mehr zahlen will, nur weil er eine ausbildungsvergütung bekommt. da kann ich ihm drei mal erklären, dass sein vater auf grund der gesetzeslage das recht dazu hat, er wird es nicht verstehen.“ „weißt du was?, du bist wirklich ein schaf, schon allein die tatsache, dass er für eure tochter die letzten zwei jahre gar keinen unterhalt mehr zahlt, erhöht sein einkommen, somit hätte er diese zwei jahre mehr unterhalt für euren sohn zahlen müssen.“ „unseren sohn?… unsere kinder?, der hat seit jahren keine kinder mehr, dass sind nur noch die kinder der mutter.“
ich selbst kenne ein solches verhalten des vaters meines kindes ja auch. nach der scheidung damals war er von jetzt auf gleich aus dem ganzen geschehen raus. meine tochter hat ein unbändige wut auf ihn: „wenn ich den sehe, kriegt er welche in die fresse.“ auch er zahlte die ganzen jahre keinen unterhalt. ich hielt mich zu meinem normalen job mit nebenjobs in der gastronomie über wasser. er nahm die besuchsregelung nicht wahr, verweigerte später auch immer wieder den wunsch unserer tochter ihn besuchen zu wollen, mit fadenscheinigen ausreden. irgendwann gab meine tochter dann auf, weil auch sie ein besuchsrecht nicht einklagen wollte, genauso wenig wie ich den unterhalt. als es dann eine zeit gab, in der ich finanziell garnicht mehr zurecht kam, wandte ich mich an das jugendamt. dieses zahlte mir dann das geld als vorschuss und holte sich das per gerichtsklage und beschluss dann von dem vater meiner tochter wieder. dieses prozedere musste ich aber jedes jahr neu anstrengen. als ich wieder ausreichend für uns beide verdiente, unterließ ich das wieder. es kostet alles einfach zuviel kraft, wenn man aber ein kind allein erzieht, braucht man alle kraft dafür, voraussetzungen dafür zu schaffen, das kind auf seinen eigenen weg zu bringen. das aber sehen solche väter nicht, es zählt nicht.
ich habe also h. abgesagt und fahre morgen zu meiner schwester. sie bedeutet mir so viel, sie fehlt mir, wenn wir mal einen tag nicht miteinander telefonieren. ich glaube, wir holen jetzt das nach, was wir in unserer kindheit nicht hatten. in diesem gespräch heute abend sagte sie mir das erste mal überhaupt in unserem geschwisterleben: „ich hab dich lieb schwester.“ wir betonen dieses „schwester“ auch immer so sehr. wenn ich sie anrufe, sage ich immer: „hallo schwester.“ das hat uns die ganzen jahre sehr gefehlt, dieses „eine schwester haben“, obwohl wir zusammen aufwuchsen. darüber denke ich sehr viel nach.