Arbeitsjournal. Donnerstag, der 4. September 2008.

5.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Etta Scollo, >>>> Il fiore splendente.]
Latte macchiato. Aber welch ein Schreck, als ich die Arbeitswohnung eben betrete, vorm Bauch den prallen Kleinrucksack mit Laptop und Arbeitssachen, auf dem Rücken das Cello, in der Hand eine Tüte mit von gestern abend übriggebliebenen Muscheln für den Mittag nachher, und mit einer dreiviertel Ciabatta, – als ich rechts neben die Tür greife, um Licht zu machen, und als dieses Licht nicht angeht. Sofort denk ich: Die haben den Strom abgestellt. Mich hätte das nicht gewundert, da ich momentan gar nicht weiß, wie die BEWAG an ihr Geld kommt, da ich ja kein eigenes Konto mehr habe; es sind aber auch nie Mahnungen eingegangen, das weiß ich seit >>>> vorgestern, 22.19 Uhr, ganz genau, so daß vielleicht für längere Zeit vorausbezahlt ist; viel ist es eh nie… egal, erst mal das Gepäck loswerden. Noch halte ich die mobile Fahrradlampe in der Hand, was jetzt sehr hilfreich ist. Das Cello im Arbeitsraum zu Boden gesetzt, den Rucksack zu Boden gesetzt, zurück zur Tür und in den Sicherungskasten geschaut. Ahà: die Hauptsicherung ist geknallt. Sie ist elektronisch, nicht mechanisch, das Hebelchen läßt sich einfach umlegen, und schon geht das Licht überall wieder.
In der Küche läuft mir nun aber schon Wasser aus dem derart zwangsabgetauten Kühlschrank entgegen; die Schweinerei ist zivilisiert, etwas wischen, der Rest verdunstet. Und dann seh ich den Übeltäter: ich habe ganz offensichtlich gestern abend die PAVONI auszuschalten vergessen. Der Schalter leuchtet rot. Es handelt sich um ein altes Gerät, das keine eigene Sicherung hat. Es wird heiß geworden sein, sehr sehr sehr sehr heiß – und dann, so gesehen, hatte ich noch Glück, das nichts angefangen hat zu brennen; sogar die Kabel sind in Ordnung, und wie Sie an den ersten beiden Wörtern unter der Zeit- und Ortsbestimmung dieses Eintrages sehen können, funktioniert die PAVONI weiter. Das ist ein Glück.

Heute.
Morgens die Etta-Scollo-Rezension schreiben und an die Sonntagszeitung schicken.
Cello üben.
Mit >>>> Dielmann telefonieren, wo die übrigen Gedicht-Reihenfolgen bleiben (wir kommen für die Buchmesse wirklich in Verzug).
Die zweiten >>>> Manutius-Fahnen durchlesen (Heidelberger Vorlesungen) und ggbf. korrigieren. Das muß bis Samstag bei der Buchherstellerin sein; dann seien, schrieb sie mir gestern, die ersten Exemplare pünktlich zur Buchmesse Frankfurt da.
Mittags eine Stunde schlafen.
Um 14 Uhr bei >>>> Su Schleyer für neue Autorenfotos aufkreuzen. Das wird so insgesamt drei Stunden gehen, weil sie Fotos im Studio, unter freiem Himmel und schließlich auch hier in der Arbeitswohnung machen will. Anlaß sind die horen, für die der Themenband ohne ein Autorenfoto nicht abgeht. Sagt Tammen. ‘In diesem Fall.’
Abends Treffen mit ihm, mit Johann P. Tammen, dem Redakteur und Herausgeber der >>>> Horen; es geht um die beiden Ror-Wolf-Originale, die bei mir an der Wand hängen und für den ANDERSWELT-Themenband reproduziert werden sollen. Und es geht ums Sowieso.

Damit ist der Tag proppe, kann man sagen. Guten Morgen.(Ah so, selten hab ich so viel gefuttert wie gestern abend: bestimmt ein Kilo Muscheln, dazu einen ganzen, allerdings kleinen, Merlot, den ich für eine Stunde in frischen Salbei, Knoblauch und Ölivenöl eingelegt hatte; dazu Ciabatta; dazu Weißwein; und mein Junge futterte nicht minder, der hat fast 400 gr. Seelachs verputzt, den er, was er liebt, als handliche, in der ausgebackenen Panade krosse Stücke mit der Hand zum Mund führen konnte.)

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