“Spiegelbilder”. 29.10. 2008. montgelas liest Zeitung.

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„Gewiß ist jeder schuld, an dem was er schreibt“
Aus Anna Seghers Erzählung Reisebegegnung.

„Gewiß ist jeder schuld, an dem was er schreibt.“ Der Satz stammt aus >>>>Anna Seghers Erzählung „Reisebegegnung“. In einem Prager Caféhaus treffen sich E.T.A. Hoffmann, Nikolai Gogol und Franz Kafka. Die Erzählung war Teil eines Bandes mit dem Titel „Sonderbare Begegnungen” und erschien in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der DDR. “Gewiß ist jeder schuld, an dem was er schreibt.“trifft nicht nur auf Hubert Spiegel zu, der heute in der >>>>FAZ, anlässlich einer Tagung auf Schloss Liblice , an die >>>>>legendäre Kafka-Konferenz von 1963 erinnert. Spiegels Zeilen sind informativ, springen aber letztlich zu kurz , betrachtet man sich das darunter stehende Foto, das Anna Seghers mit Eduard Goldstücker 1963 in Liblice zeigt und liest man die Bildbeschreibung dazu. Anna Seghers mag da vielleicht keine großen Reden geschwungen haben, geschwiegen aber hat sie nicht. Ich empfehle dem Autor einmal die Protokolle dieser Konferenz zu studieren. Im Nachgang jener Tagung fand eine zweite Konferenz am gleichen Ort 2 Jahre später statt, auf der wiederum, neben anderen, das Thema Kafka auf der Tagesordnung stand. Die Tagungsberichte konnten, da können diktaturunerfahrene Laien nur staunen, über den staatlichen „Volksbuchhandel“ der DDR erworben werden. Sie stehen bei mir heute noch im Regal. Mich ärgert, dass H. Spiegel in keiner Form darauf eingeht, dass als Folge der Kafka-Konferenz von 1963 in der DDR 1965 eine wundervolle >>>>einbändige Dünndruckausgabe fast aller Werke Kafkas, (es fehlte „Amerika“, was zwei Jahre später erscheinen sollte) herausgeben von Klaus Hermsdorf erschien. Diese Ausgabe war eindeutig dem Einfluss von Anna Seghers und Stephan Hermlin zu danken.Man mag zu Anna Seghers stehen wie man will, dass sie aber der Kafka-Rezeption in der verknöcherten DDR enormen Vorschub, im Gegensatz zu dem damaligen dogmatischen “Arbiter elegantiarum”, ein Ekel besonderer Güte namens Alfred Kurella, geleistet hat, steht für mich außer Frage.

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