Arbeitsjournal. Donnerstag, der 6. November 2008.

6.10 Uhr:
[Am Terrarium.]

Dieses ist der 12800ste Eintrag in Der Dschungel.

Erst um halb sechs auf, da ich erst gegen eins im Bett lag und die erste Hälfte meiner ja immer recht kurzen Schlafnächte von dem Zwillingsmädlein durchgestört wurde, das höchst unruhig war, immer wieder weinte, sich herumwarf im Bett, das Köpfchen auf meinen Kopf warf, man muß dann richtig schützend eine Hand vor das Gesicht halten, damit es nicht knallt und wehtut, beiden; jedenfalls war es erst ab drei Uhr ruhig, so daß ich ungestört weiterschlafen konnte. Als der Mobilchenwecker mich dann um halb fünf aufrufen wollte, mochte meine innere Physis dem nicht folgen, und auch mein Hirn mochte erst nicht. Dabei geht’s gleich weiter in die Vollen: um Viertel vor zehn muß ich wieder einmal in Charlottenburg bei meiner Cellolehrerin sein (die Ferien sind vorüber), danach ist der Entwurf für >>>> Rainer Weiss zu schreiben, vorher aber noch über >>>> die Generalprobe gestern abend, mit einer kleinen „editorischen“ Einleitung und selbstverständlich, ohne etwa über die Inszenierung zu verraten, auch nicht, ob sie mir gefiel oder nicht. Ich habe wieder mitgeschnitten und werde mir, bevor ich morgen abend die Premiere besuche, über die ich dann richtig schreiben werde, Birtwistles Musik noch mehrmals anhören. Sie hat mich beeindruckt, wie Musiken Birtwistles meist, vor allem in den Instrumentenparts. Für die Sonnagszeitung schreibe ich übrigens nicht; gestern kam, womit ich allerdings gerechnet hatte, die Absage von Büning. So wird es nun „nur“ eine Dschungelkritik.

Nach der Generalprobe radelte ich durch den seltsam warmen, auch sehr weichen Nieselregen in >>>> die Bar, wo ich den Profi traf. Wir plauderten nicht, sondern sprachen. Ich hatte auf der Fahrt Grund, mich zu ärgern, weil die Gangschaltung dauernd „hing“; dabei habe ich das Rad vor anderthalb Wochen in einer großen Inspektion winterfest machen lassen; und auf der Rückfahrt fiel immer wieder das Licht aus. Ärgerlich, wirklich. Ich kann das auch nicht gleich nachbessern lassen, da ich heute vormittag ja nach Charlottenburg muß. Das wird keine Freude mit einem Fahrrad, das nicht in den höheren Gängen fährt. No jo, wie >>>> Buschheuer sagt, von der ich privat lange nichts mehr gehört habe. Aber hübsch ist er, Else, der rote Hut.

Ein bißchen geärgert hab ich mich noch über diese/n e.miks, den ich fortan nur noch löschen werde. ABER: da kämpft man sich seit zweieinhalb Jahrzehnten gegen Betrieb, permanentes Mobbing, widerstreitende Literaturauffassungen durch, kämpft sein eigenes Konzept durch, überwirft sich dabei mit einigen der wichtigsten Leute im Betrieb (und würde sich jederzeit wieder und weiter überwerfen, wenn es „um die Sache“ geht), hat dann endlich einmal ein wenig Erfolg – und schon kommt so ein gehässiges, bloß ahnungsloses Arschloch und scheißt einem in die Sites, man schreibe angepaßte Literatur. Der Typ weiß natürlich, weshalb er seine Identität nicht preisgibt, weil er nämlich ganz ebenso weiß, daß er zwei knallende Ohrfeigen zwar unbedingt braucht, sie aber nicht erhalten möchte. Die Spuren blieben ein paar Tage zu lange auf seinen Wangen sichtbar; da ich kein Pazifist bin und nie einer war, übe mich gerade völlig gewissenlos darin, so zu schlagen, daß mein Monogramm dabei herauskommt: recht “A” links “H”; das “N” spar ich aus, weil ich ihm das Nasenbein nicht brechen will. Wer der Typ ist, werde ich ja erfahren; es gibt jemanden, die er persönlich kennenlernen will, unbedingt, und die wird es mir dann sagen. Ist das geschehen, stelle ich als ersten Akt seinen Klarnamen hier unter seine Kommentare. Vielleicht auch ein Foto seiner Wangen, nachdem sie die Watschen empfangen haben. Den „Rest“ wird man sehen.

DER ENGEL ORDNUNGEN sind übrigens in Jerusalem. Die Druckplatten werden bereits hergestellt. Es scheint diesmal alles zu „laufen“.

12.36 Uhr:
[Arbeitswohnung. Latte macchiato. Cigarollo zum Fußbad.]

(Sauerkrautburger beim >>>> Kreuburger: Mittagsfrühstück. Allein die Dimensionen lassen verstehen,
weshalb mir völlig unklar ist, weshalb irgend jemand in Berlin
noch zu McDonald’s geht. Abgesehen davon ist das Sesambrötchen
zwar weich, aber knusprig. Und die extra Portion Zwiebeln gibt es
gratis obenauf. S e h r schön allerdings ist, am linken Fahrradgriff hängend, die Tüte zu erkennen, die meinen allwöchentlichen >>>> Fischfang enthält;
nicht so gut sehen, welcher Art er ist: Es sind eine Meeräsche, zwei Königskrabben
(die ich heut abend unbedingt fotografieren muß, um Sie Ihnen zu zeigen) sowie
ein Kilogramm frischer Calamari. Wenn ich jetzt noch erwähne, daß ich für
alles zusammen 10,79 Euro bezahlt haben, dann werden Sie verstehen,
weshalb niemand in Berlin jemals auf die Idee kommen wird, Berlin zu verlassen.)

So, am Schreibtisch. Meine Cellolehrerin überzog die Stunde wieder einmal um mehr als dreißig Minuten, was mir nun wirklich entgegenkommt. Ich bekomme jetzt für die Weihnachtszeit eine zweite Stunde gratis hinzu, abgehalten in der Musikschule Schöneberg, wo Frau T. all ihre erwachsenen Schülerinnen und Schüler zusammenfaßt, um mit ihnen ein kleines Weihnachtskonzert einzustudieren. Alldienstags nun, ein Viertel nach sieben Uhr.

Aber ich muß jetzt erst einmal nach Post schauen, dann an das zweite Exposé gehen; heute abend hab ich Kinder„dienst“ daheim, ab sechs Uhr; wahrscheinlich, nachdem ich noch mit meinem Jungen Cello geübt haben werde, werde ich selbst noch einzwei Stunden üben. Und ansonsten den Abend >>>> lesenderweise mit Schnee in Samarkand verbringen; *** nimmt einen Schwimm- und Saunaabend.

Ulrich Schreiber, der Initiator, Gründer und Leiter des >>>> Internationalen Literaturfestivals Berlin hat mir einen fast anrührenden Entschuldigungsbrief geschrieben; er wolle mich nun, wirklich, fürs nächste Jahr, und mit diesem Brief fest, zu zwei, eventuell drei Veranstaltungen einladen und bitte mich, mich mit ihm zu treffen. Ich werde ihn nachher anrufen. Muß auch mal Schluß sein mit der beleidigten Herbstwurst.

Mein Mittagsschlaf entfällt heute, arbeitshalber; und eh bin ich ja zu spät aufgestanden.

16.34 Uhr:
>>>> Neue Texte im virtuellen Seminar durchkorrigiert; zwei waren vergleichsweise lang, ich habe vergleichsweise genau reagiert. Und das ging dann eben bis eben.

Jetzt mehrseits telefonieren. Dann an das geplante Exposé für einen Text, über den ich halt noch lange lange nichts sagen soll, aus guten Gründen; weshalb ich mich dran halte.

In einer Stunde breche ich mit meinem Fischfang zum Terrarium auf.

22.17 Uhr:
[Am Terrarium.]
Hier, zum Abschluß des Tages, noch die nachmittags versprochene Fotografie meines Fanges – allerdings v o r Zubereitung und Verzehr:

3 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 6. November 2008.

  1. Unmaßgeblicherweise sah ich mich dazu veranlasst, dass ‘gemiks’ auf meiner ‘Seite’ zu sperren.
    Das bewahrt mich vor unfreiwilligen Feuerwehraktionen, die ja immer etwas mißliches an sich haben, insofern sie ausgerechnet genau d a s Wasser liefern, welches solche Mühlen zu ihrem Durchdrehen benötigen.

    1. Lachend in den Doktorschein: Aber eine Walhallagegenrubrik hat er noch nicht eingeführt, oder? Da lieg ich echt mal vorne. Im übrigen haben Sie, klar, recht. “Durchdrehen” ist außerdem höchsthübsch formuliert; so darf man, nein muß man das wohl sinnvollerweise nennen.

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