Entfernungen. 14.11. 2008. Paul Reichenbach fast wieder gelenkig.

Manchmal gibt es auch Wunder. Der erste Morgen, seit einer Woche, an dem ich ohne Schmerzen aufgewacht bin. Gelenkig, so empfinde ich es jedenfalls, wie ein junger Hund. Aber das ist heute nicht mein Thema. Universalismus kontra Differenz. Gleichheit oder Ungleichheit. Darüber dachte ich in den schmerzhaften Stunden vergangener Nächte nach. Was unterscheidet den, der sein Talent versäuft von dem, der seine Begabung auf dem Altar allgemeiner, sozial anerkannter Pflichten, opfert? Sind sie im Grunde nicht gleich, und ist das Ergebnis ihre Selbstvernichtung nicht dasselbe? Ob ein versoffener heimlicher Erzähler erzählen lässt oder Paul “sprachantiquiert” TB schreibt, macht eigentlich keinen Unterschied, wenn da nicht Pauls Schreiber wäre, dem der Gedanke an Gleichheit absurd vorkommt. Es war D.H. Lawrence, der Erfinder von „Lady Chatterley’s Lover“, der irgendwann und irgendwo einmal feststellte, dass er in Gesellschaft eines anderen Menschen weder Gleichheit noch Ungleichheit verspürte, sondern lediglich Andersheit. Paul formuliert das schärfer. Wer nicht wenigstens ähnlich wie Paul fühlt, denken und glauben darf jeder (Vivat Fritz!!) was er will, ist ihm einfach fremd. Das ist nichts Schlimmes, kann Sprache doch Brücke sein, wenn da nicht die ungeheuren Entfernungen wären, die größer und größer und damit unüberbrückbar werden. Ähnlich denen, wenn auch aus anderem Grund, die ihn vom anderen Geschlecht trennen. Ich glaube, bin nicht ganz sicher, in Tucholskys wundervoll heiterer Erzählung „Schloß Gripsholm“ ist von diesem Gegensatz die Rede. Frauenstern und Männerstern. Venus und Mars. Darüber bei Gelegenheit mehr…

Bild. Piero di Cosimo (1462-1521). Venus, Amor u. Mars

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