“chef….

…. ich muß sie mal zart auf etwas aufmerksam machen.“ „so?, auf was denn?“ „sie pulen immer in ihrem linken ohr, wenn sie mit jemandem sehr in einem thema sind.“ „wie?, was?, merk ich garnicht.“ „ja, aber sie tun’s, und der kollege mit dem sie diskutieren, sieht’s.“ „tu ich das wirklich?“ „jaha.“ „ok, dann hauen sie mir das nächste mal eins auf die finger.“ „na das geht wohl schlecht, wenn jemand dabei ist.“ „stimmt.“ „sie müssen einfach darauf achten, oder sie setzen sich auf ihre linke hand.“
wie menschlich dieser chef ist. gestern fing er an, immer wieder die nase hochzuziehen, schnorchelte da vor sich hin, war am husten… nahm sich aber ums verrecken kein taschentuch. irgendwann war das so laut, daß ich mir das grinsen nicht mehr verkneifen konnte, nahm eine kleine packung taschentücher aus meiner schublade, ging um die ecke, legte sie kommentarlos auf seinen tisch, direkt auf seine mappe, in der das lag, was er gerade ganz intensiv durcharbeitete. „wie bitte?“ „ich hab nix gesagt“, dann ging ich, und schloß seine tür. er ist immer derart in die jeweilige materie vertieft, daß er wie ein kind, welches vertieft in etwas ist, seine umwelt völlig ausschaltet.
gestern bestellte ich mir endlich ein eigenes fahrrad, weil das sogenannte „abteilungsfahrrad“, was ich mir immer ausleihen will, ständig verschwunden ist. wofür?, ich habe keine lust 1 ½ – 2 kilometer über das firmengelände zu laufen, wenn ich in gebäude am anderen ende dessen muß. „die rechte hand des chefs auf einem drahtesel?, das hatten wir ja noch nie.“
der zweite chef, also der meiner kollegin taut jetzt richtig auf. ich kümmerte mich gestern um seine orchideen, erzählte ihm etwas über die notwendige, garnicht so aufwendige pflege dieser. oh… er wurde richtig warm, fing an, von seinem garten zu hause zu erzählen. später stellte ich ihm seine mappen für den tag zusammen: „wissen sie was?, legen sie’s einfach rein, es muß nicht immer so schön sein. das, was sich erledigt hat, streiche ich immer durch, sie können es rausnehmen, wenn sie die mappen morgen auflösen.“ im grunde ist er in seinem verhalten völlig unkompliziert, inzwischen auch nicht mehr so verkrampft, also etwas lockerer geworden, und… er lacht ab und zu sogar. mit präsentationen hat er es allerdings, sah gestern sofort, nur mit seinem auge, daß in einer von einem mitarbeiter geschickten ein verkleinert eingefügtes bild nicht das richtige verhältnis zu seinem ursprünglichen din-a 4 format hatte. „wohl mal in einer druckerei gearbeitet, wie?“ er grinste: „ja.“ dann schaute er noch einmal auf die folie: „da ist zuviel weiß drin.“ „stellen sie es auf den server, ich ändere es.“ „nein, ich schicke das zurück, der kollege soll das selbst ändern.“ war ein wirklich angenehmes gespräch, die alten bücher auf meinem schreibtisch hatte er noch garnicht gesehen.
wird ein langer tag heute.