22.12.2008.

Schon seltsam. Es macht mir überhaupt nichts aus, mir vorzustellen, wie Lisa mit dem anderen schläft; fast eher im Gegenteil, es hat ja in diesem Fall auch etwas höchst Groteskes, von dem ich einigen Witz herüberströmen spüre. Meine Situation ist, bei aller Traurigkeit, die es zugleich immer wieder, vor allem in Wellen gibt, eine völlig andere als damals; sogar so etwas wie Befreiung ist dabei, keine berauschend erhebende, sondern eine leise, untergründige; als hätte das verwundete Ich eine Basis gefunden, auf der es wirklich stehen kann. Sehr wahrscheinlich spielt eine riesige Rolle dabei, daß man zugleich von anderer Seite gewollt ist, das heißt bei mir ja immer und zuerst: körperlich gewollt. Es ist kein so empfundenes Loch völliger Leere da, auch wenn die Situationen zwischen Wollenden gar immer kompliziert sind, wenn man nicht mehr jugendlich ist und auf eigene Leben sieht, die zugleich geführt werden und geführt werden müssen und sollen. Die ganz ebenso ein Recht haben, auch wenn sich das an den sich aus der Lust neu formenden Ansprüchen ziemlich reibt. Mein Eindruck ist, daß genau hier Vernunft unsere Leben zu eichen hat; d a s ist ihre Funktion; ohne daß sie aber die Leidenschaft moderieren dürfte. Für ein gutes Leben schält sich die Frage heraus, wie ein Höchstmaß an Erlebens-Intensität mit sozialen und/oder liebenden Notwendigkeiten zu vermitteln sei.

Meine Disziplin ist derzeit nicht gut, ich schweife, schweife immer wieder >>>> zu dem Gedicht, an dem ich sehr langsam arbeite, von dort zum Cello, von dort zu meinem Verlust, der gleichzeitig ein Gewinn ist, von dort zu irgendwelchen Filmen; ich komme erst gegen drei Uhr nachts ins Bett, komme deshalb nicht früh heraus, aber ich sag mir: ‘s ist Weihnacht, laß es laufen. Alles mit lockerer Hand ohne das für mich sonst typische Schuldgefühl, zu wenig getan zu haben. Vier Bücher in diesem Jahr 2008 und dazu der >>>> horen-Band. Was will ich eigentlich mehr? Werd ja wohl mal, Mutter, auspusten dürfen.