dieser arzt…

…. weiß, was er tut. ich hatte mir tatsächlich durch diese drehbewegung meine rechte beckenschaufel nach vorn gekippt. das kreuzbein, welches federnd zwischen den ileosakralgelenken aufgehängt ist, auf dem ja die ganze wirbelsäule ruht, wurde dadurch, daß die ils (abkürzung für ileosakralgelenke) verkanteten, im unteren bereich nach vorn in den bauchraum gehoben, also gekrümmt. was das ganze zusätzlich so unangenehm macht, ist, daß sich seitlich am kreuzbein eben die beckenschaufeln befinden, das kreuzbein aber eine andere drehachse als die beckenschaufeln hat. wenn sich das alles verschiebt, führt das becken, das vorn in der schambeinsymphyse, die beide schambeine gelenkig miteinander verbindet, endet, eine sogenannte „verwringung“ durch. die schambeine verschieben sich gegeneinander, es entsteht ein druck im gesamten beckenbodenbereich, der unerträglich sein kann. „ja, ja… die frauen denken immer, sie haben unterleibsschmerzen, dabei ist’s der rücken. wir machen jetzt arbeitsteilung, sie atmen einmal ganz tief ein und wieder aus, ich schmeiß mich auf sie drauf“, grinste er. jede seite einmal. auf die seite legen, den unteren arm unter den kopf, das unten liegende bein nur leicht anwinkeln, das obere darüber, aber richtig anwinkeln. er legte sich mit seinem oberkörper auf die sich oben biegende hüfte, und drückte mit aller kraft den oberen oberschenkel nach unten. nuk, nuk, nuk, nuk, nuk… fünf wirbel sprangen wieder in ihre ursprüngliche position zurück, als wir das ganze dann mit der anderen seite taten, richtete sich auch die beckenschaufel wieder, aber das tat weh. kurz bevor er zudrückte, fragte er mich: „was tut ein student, wenn er in der firma, in der er jobbt, zu spät kommt?“ „wie bitte?“ „einatmen hab ich gesagt.“ ich atmete ein. „ja, was tut der.“ in dem moment als ich nachdachte, knackte es ganz unten unter dem kreuzbein richtig. „stehen sie mal auf und gehen sie ein paar schritte.“ ich tat’s.. siehe da, ich konnte gerade stehen, zwar mühsam, aber der druck war weg. „ich schreibe ihnen einen muskelentspanner auf.“ „davon schlaf ich ja drei tage.“ „nein, nein, die neuen, die seit einiger zeit auf dem markt sind, machen nicht mehr müde.“ „wozu brauch ich den?“ „das werden sie morgen früh merken. sie werden einen muskelkater erster güteklasse haben, weil sie zwei tage krumm gingen. zusätzlich werden sie 4 tage lang morgens und abends eine iboprufen 800 nehmen, um einer entzündung der gereizten nervenenden vorzubeugen.“ danach wollte er im stehen meinen rücken noch einmal sehen. „beugen sie sich mal. kommen sie mit ihren fingernspitzen an die erde?“ nicht nur mit den fingerspitzen, ich kann die geraden handinnenflächen auf den boden legen, mit meiner nasenspitze nicht nur mein knie berühren, sondern, wenn ich die beine dabei grätsche, mir meinen arsch von hinten ansehen. „ahja“, sagte er nur. „tun sie sich selbst einen gefallen?“ „welchen?“ „schlagen sie beim sitzen nicht ständig das rechte bein über das linke.“ „das können sie sehen?“ „ja.“ „sie haben hypermobile gelenke, ich möchte wetten, wenn sie ihre hand nach unten biegen, daß sie mit ihrem daumen ihren unterarm berühren können.“ „stimmt.“ „dann lassen sie das mal schön, das dehnt die bänder zusätzlich, und hören sie nie mit ihrem sport auf, ihre muskeln halten ihre knochen zusammen.“ „ja, herr doktor, das weiß ich.“ er drückte mir mein rezept in die hand. „und?… was macht der student dann?“, fragte ich ihn. „er stempelt seine karte in allen vorhandenen stempeluhren, geht zum vorgesetzten, sagt ihm, daß die stempeluhr so scheiße druckt, daß man garnichts mehr lesen kann. der vorgesetzte zeichnet ab.“ er lächelte… „ja, das waren noch zeiten.“ was den muskelkater betrifft, hatte er tatsächlich recht. heute früh kam ich garnicht aus dem bett. nach einer heißen dusche und ein wenig bewegung geht es besser. ich hoffe, daß sich das bis montag alles wieder beruhigt hat. den ganzen tag auf dem stuhl im büro sitzen… schauen wir mal. ja… und ganz vielen dank für die guten wünsche, auf diesem wege auch an diadorim. (ich mag, wie Sie schreiben, sehr gern… „sehr schöne texte das sind.“ es hat etwas von brüchen, die sich miteinander an den unterschiedlichsten schnittstellen wieder miteinander verbinden, und zwar dort, wo man garnicht damit rechnet.)
gegen mittag soll es infolge von erwärmung sprühend regnen. ich werde jetzt meine besorgungen machen, damit ich das auto dann stehen lassen kann, weil das ja nichts anderes als einen eisglatten boden bedeutet. regen der gefriert, wieso mag ich das so?… alles wird von einer eisschicht eingehüllt, wirkt, als befände es sich in glas eingeschlossen. es gab zeiten in meiner kindheit, da liefen wir bei eisregen schlittschuh auf den straßen. war ein irres gefühl, und sehr schön…. läßt mich jetzt gleichzeitig ein experiment in der schulzeit erinnern: heißes wasser gefriert schneller als kaltes. ich freue mich über diesen winter, so lange sah ich keinen richtigen schnee. in ihrer kristallsymmetrie sind alle schneekristalle in ihrer grundstruktur sechseckig, und doch fällt nirgends auf der welt eine schneeflocke gleicher form zwei mal, und eigentlich ist schnee ja nicht weiß, sondern durchsichtig, die masse eines schneekristalls wirft mit ihren millionen von prismen das licht zurück, und läßt deshalb den schnee weiß erscheinen. gemahlenes glas sieht genauso aus wie gefallener schnee.