Arbeitsjournal. Sonntag, der 1. März 2009.

6.27 Uhr:
[Arbeitswohnung. Dowland, 3rd Book of Songs. (Cass.-„Projekt“ Nr. 119).]
Vertipper. Und dann sich vorstellen, ganz innen und plötzlich, ohne es zu wollen: jemand habe mit Recht „1. März 3009“ getippt – und was dann sei.
Heute ist nächster >>>> Klebetag. Die Bücher kamen in der vergangenen Woche und müssen unbedingt in dieser fertig sein, damit der Schuber auf der Leipzige Messe vorgestellt werden kann. Also wird die literarische Arbeit „ruhen“, zumal ich auch ans Cello will und nachmittags mit meinem Jungen etwas unternehmen möchte.
Immerhin, beim Kleben läßt sich gut Musik hören.
Gestern fhr ich bis Hannover mit einer der Studentinnen aus Hagen zurück, einer älteren Dame, die früh aus der DDR gekommen war, bereits in den frühen Sechzigern, Auffanglager Marienfelde; sie erzählte mir vieles davon, voller Leben und gemeisterter Härte: das DDR-Abitur wurde nicht anerkannt, sie machte es damals ein zweites Mal, leitete dann viele Jahre eine Schule für lernberhinderte Kinder und begann nach der Pensionierung noch einmal zu studieren: Philosophie in Hannover, abgeschlossen mit Magister, nunmehr Geschichte und Germanistik, abzuschließen in Hagen. Vor vielen Menschen kann man eine solche Achtung haben. Ihre Tochter lehrt in Oxford: so etwas müssen Eltern ja auch erstmal hinbekommen, also die Wege ebnen dahin.
Ich mach mich mal ans Kleben.

0.13 Uhr:
[Bach, Brandenburgisches Konzert Nr. 5.]
Bis eben geklebt und „nebenbei“ noch zweimal das Gespräch mit Zagrosek fürs Konzerthaus revidiert, das heißt auf die nötige Zeichenzahl gebracht; war ein bißchen hin und her.
Mein Junge schläft auf seinem Vulkanlager vorm Schreibtisch. „Soll ich, wenn ich gleich wieder arbeite und Musik hören möchte, mit Kopfhörern hören?“ „Nein Papa, bitte laß die Musik leise laut laufen.“ Wie so sehr schön die Formulierung, dachte ich: leise laut. Er schlief nahezu sofort ein und hörte im Schlaf dann Verdi, Dallapicolla und Bach. Soeben ist die Musik verstummt, so daß nun auch ich mich schlafen legen werde. Die kommenden Tage werden platzen vor Arbeit.

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