Arbeitsjournal. Montag, der 2. März 2009.

5.02 Uhr:
[Arbeitswohnung. Verdi, Otello (Karajan: unerreicht, soweit ich’s hörte).]
Nächster >>>> Klebetag. Latte macchiato, Morgenzigarette. Um 4.49 Uhr bin ich aufgestanden; den Junge werd ich gegen halb sieben mit seinem Morgenkakao wecken; bis dahin sollte ich einzwei Bücher weiterüberklebt haben. Beim Kleben ist es angenehmer, Pfeife zu rauchen; habe aus meiner alten „Sammlung“ zwei ganz kurzstummlige, die mir gestern gut gefielen. Bei Verdi gefällt mir mit Abstand das Spätwerk am besten; Otello & Falstaff; eigentlich gefällt mir n u r das; die andern Sachen machen mir zuviel Dingeldíng… na gut, außer Kleibers Traviata; aber auch da bin ich arien-, bzw. SchöneStücke-zentriert, was für das Spätwerk n i c h t so ist. Diese „Nummern-Nummer“ ist nicht meins, was ich sehr daran merke, daß ich etwa Händel, den ich liebe, wenn man Einzelarien aus den Zusammenhängen reißt, nach einer Weile unerträglich finde. Ich hab hier eine CD liegen, die ich besprechen soll, auf der wunderschön gesungen wird, gar keine Frage, aber diese schlagerartige Medley-Mentalität, der sich die Zusammenstellung verdankt, bereitet mir das Gefühl, mit Buttercreme gestopft zu werden.
Allmählich füllt sich der Terminkalender für die Leipziger Messetage; der Donnerstag ist schon fast voll; am abend sehe ich nach so langer Zeit >>>> Eb wieder.

23.57 Uhr:
[Britten, Suite Nr. 1 für Violoncello solo.]
Bis eben geklebt und mich dabei quer durch die Neue Musik für Cello solo gehört: Ligeti, Hindemith, Dallapicolla, Stockhausen, Medek, Zimmermann, dann wieder Bloch und Reger, jetzt wieder Britten, zu dem ich bei Cellomusik immer wieder zurückkehre; die Stücke sind mir längst viel näher, als es die Bach-Suiten sind, die ich mit meinem Jungen zum Abendessen gehört habe („Das ist aber schöne Musik, Papa“). Seinem Wunsch folgend auch heute, als er auf dem Vulkanlager schlief, nicht mit Kopfhörern gehört; er ist ü b e r die Musik, i n der Musik eingeschlafen. Wir haben lange und ausgebig für die Mathearbeit geübt, nachmittags, die er am Donnerstag schreiben wird; ich hab ihn sicher etwas überfordert; aber als er dann zur Belohnung sein Mickey-Mouse-Heft bekam, war er glücklich, strahlte jedenfalls. Unter die Dusche mußte er dann auch noch; blöd nur, daß ich naheliegenderweise keinen Fön habe (schleichwerbungskorrekt: „keinen Haartrockner“); also wurde das Haar ausgespart.Morgen früh sind, wie heute früh seine Finger-, die Zehennägel dran; dringend. Nebenbei A. in Skype. Sie: „ nicht dass du mir da zuviel aufbürdest….“ Ich: „Geht nicht, jemandem zuviel aufzubürden. Man kann immer nur zu wenig aufbürden. Menschen sind geradezu grenzenlos leistungsfähig.“ Sie: „*schüttelt den Kopf* über diesen Herbst….“ Aber ich mein(t)e das ganz ernst. Hab an einen ***** zwei Kinder verloren, und es geht trotzdem. Ist bitter, ja, aber kein Aas hat gesagt, daß das Leben n i c h t bitter sei: a u c h, denn es ist ja auch süß. Und manchmal weiß man gar nicht, wohin vor Lust. – Schönes Schlußwort für heute. Oh, dieser Britten.

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