A. D. VI Id. Mart. Anno 2762 a.u.c.

Sechster Tag vor den Iden. Dies comitialis.
A. D. VII Id. Mart. Anno 2762 a.u.c.

Siebter Tag vor den Iden. Dies comitialis. Orion geht auf. In Attika beginnt die Gabelweihe zu erscheinen (Plinius). Arma ancilia movent (die >>> zwölf heiligen Schilde werden hervorgeholt und in Prozession getragen).
Schreiben wollte ich nach einem kurzen, nun gelöschten Ansatz gar nichts. Zu groß war die Fahrigkeit, die Fickerigkeit, die Nervosität, die Hibbeligkeit, die mich gepackt hatte. Hat mit dem Suchtschalter zu tun, der ein Kippschalter ist. Mal wieder auf Off gestellt. Also legte ich mich aufs Sofa, las in Adorno. Und es passierte mir heute zum zweiten Mal in diesen Monaten: Das Denken denken zu lassen, hilft Depressionen zu verjagen. Es in ein Gefühltes ziehen zu lassen, stößt an keine Grenzen und verliert sich im Nichts, das dann als solches entsetzlich konkret wird und zu einem als Alp zurückkehrt.
(Small is yesterday. Big is today. This is by the way.) Mehr brachte ich gestern nicht zusammen. Das Gesagte gilt, wie der Kippschalter, dessen Position wackelig ist. Die Elektrizität, die dem zugrunde liegt, bleibt. Ohne mich mit gewissen Römern vergleichen zu wollen, die sich bei Gewitter mit gezücktem Schwert auf irgendeinen Gipfel stellten, um Zeus herauszufordern. Das Schwert dient lediglich dazu, mit dem Daumen die Klinge entlangzufahren. Kleiner Ritzer? Zunge macht’s gut. Sucker of his own blood. Speichel impfen. Inniges Mit-Sich-Sein beim Schmecken des eigenen Bluts. Pardon: Ich habe mich nicht geschnitten. Pflaster hätte ich notfalls auch. Auch „Bialcol“ (benzetonio cloruro (ich wage mal: Benzetonchlorid aufgrund meiner Erfahrungen mit chemischen Bezeichnungen (nachgucken: falsch geraten: Benzethoniumchlorid (zu sehr das -io vernachlässigt)))) im Hause zugunsten der Aseptik. Alles nur Alibis. Siehe die neulich beschriebenen Spinnweben. Ja, was denn nun? Vielleicht die Gratwanderung auf der rundlichen Schneide ihrer Stimme? Vor einer Dreiviertelstunde. Unscharf, aber doch das Wort „Eros“ aussprechend, allerdings in einem sehr weit gefaßten Sinn. Als sich in die – sofern vorhandenen – Beziehungen einpassendes Physi-Psychikum? Die in der Vorstellung der eigenen Psyche sich dem anderen hingebärdende Physis, wo die Physis die Aura des Psychischen, die in der Geste der Worte zum Ausdruck kommt, im andeutenden Wort auf sich selbst anspielt und dabei den anderen zu berühren versucht. Im Sublimen aber verflüchtigt sich das Konkrete. Doch ohne das Sublime wäre das Konkrete wiederum ein flüchtiges Sein. Betrachtungen aus einem Leben, das bei einer biblischen Lebenserwartung von fünfundsiebzig sich bereits im letzten Drittel befindet. Ohne Todessehnsucht. Ohne Todesgedanken. Aber dennoch stets im Bewußtsein dessen, wie ja auch Eros nicht von Thanatos entkoppelt ist. Vier weiße Striche gegen Abend überm Soratte vor einem Blau. Als quillte statt Blut Milch aus dem Rücken des Himmels (so wie aus der katalanischen Fahne vier Streifen Rot aus einem Gelb herausquillen, das der Legende zufolge ein asiatischer Steppenrücken gewesen, in den sich die Fingernägel einer Prinzessin hineingegraben (und der Soratte ist immer der Wegweiser zu den Farben Amaranth und Bernstein des römischen Wappens von heut’)). Das ganz anders leuchtende Gelb der Mimosen. Wie Licht.

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