Luthers Avatare? 08.05. 2009. Paul Reichenbach. Notizen.

Luthers „Hier stehe ich, und kann nicht anders“ in Worms. Ein Satz, der plakativ die Einheit des Subjekts beschwört, macht vergessen, dass sich hinter ihm ein ängstlicher Mensch verborgen gehalten haben muss, dem vor seiner eigenen Courage graute.

Luthers Teufelsangst, ein Appell des Unterbewusstseins, das über die Vielgestaltigkeit seines Ich besser als sein Wamsträger informiert ist, hinterfragt und bezweifelt die Einheit des Selbstbeschwörers, der vor den in ihm liegenden Möglichkeiten sich nur zu retten weiß, indem er ein Tintenfass explodieren lässt. Die Angst vor den eigenen Personae lässt ihn in ein autoritäres Futteral schlüpfen, das seine innere Hölle verbergen soll. Auf diese Weise mutiert das Tintenfass, ein Zeichen von Autoaggression, schließlich zur Aggression gegen Andere. Luthers „nicht gelebte Avatare“, werden so zu seiner Tragik und seinem Verbrechen, denkt man an seine politischen Schriften oder an sein Verhalten gegenüber Kohlhaas. Sie hatten keine Chance gegen ein Ich, das >>>> die Einheit in der Vielfalt scheut. Avatare, personale Möglichkeiten, sind aber nicht wirklich tot zu kriegen. Sie entwickeln im Dunkel der Person Lebenswillen und treten dann, negativ verwandelt zu Lemuren, in die Geschichte ein.
Im Faust II begegnen sie den blinden Faust und gaukeln ihm Fortschritt vor, wo Untergang ist…

Bildquelle: >>>>> H I E R

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