es gibt keine wächter des pops, aber es gibt wächter der poptheorie.

sp-arte. kunstmesse.
pop stellte die frage, wie sieht kunst aus, die keine fragen mehr an die welt hat. postpop hat keine fragen mehr, und das sieht dann so aus. ausnehmend schön, die regelnden bestätigungen, zb jason martin.

4 thoughts on “es gibt keine wächter des pops, aber es gibt wächter der poptheorie.

  1. “wie sieht kunst aus, die keine fragen mehr an die welt hat”. Aber welch eine Kunst war da denn gemeint? Die “Fragen an die Welt” haben doch nie aufgehört, nicht eine Sekunde lang. Seit der physikalischen Revolution – so muß man das ganz sicher nennen -, die in den Zwanzigern statthatte, sind die Fragen doch eigentlich immer mehr und noch mehr geworden: sie hören doch gar nicht auf, sich zu vermehren. Kunst entwirft doch Modelle, um mit dieser exponentiellen Hinaufschnellung der Fragen in irgend einer Weise, aber menschlich, Schritt zu halten.
    Mir ist die Aussage “Kunst, die keine Fragen mehr an die Welt hat” ganz und gar unbegreiflich. Ich kenne eine solche Kunst nicht. Wenn sie Kunst i s t. “die keine Fragen mehr an die Welt hat” tut so, als gäbe es nicht das Wunder. Jeder, der nur einmal bei einer Geburt dabeiwar, k e n n t aber das Wunder: ganz direkt, vom Ansehen. Man kann erklären, begründen, herleiten, ja: aber man erfaßt es nicht. (Oder das “un solo bacio, un altro bacio” aus Verdis Otello: wem da nicht die Tränen kommen…)

    1. sie sieht aus wie eine tomatensuppe in einer konservendose, oder ein elektrischer stuhl im siebdruck in serie. pop-art stellte ja die frage nach der eigenen bedeutunglosigkeit und war damit alles andere als bedeutungslos. aber der gang über die kunstmesse hier lässt mich wirklich ratlos zurück. sie war voll wie nie zuvor, das erste mal schlangen vor der messe, so oft lief sie noch nicht, vielleicht zum 5ten mal, sp holt auf, internationale galerien kommen aus spanien, portugal, frankreich, dna aus berlin war vor zwei jahren dabei, seitdem nicht wieder. brasilien sucht den anschluss, leme, thomas crohn, galeria vermelho, nara roesler sind international keine unbekannten mehr, aber man ist sehr enttäuscht, wenn man sieht, wie man den leipzigern und chinesen hinterhereifert. und als ich die messe heute verließ, habe ich mich gefragt, woran liegts, und ich glaube es liegt daran, dass man die frage nach der eigenen bedeutungslosigkeit gar nicht mehr stellt, die ist eh allen klar, also macht man, was man kann und nicht, was man nicht kann, aber vielleicht unbedingt mal wollen sollte. es wirkte unglaublich dekorativ, ohne dem dekorativen darüber hinaus noch irgendein psychotropes abstraktum mitzugeben.

      und ich glaube, jeder war zumindest einmal bei einer geburt dabei, kann nicht anders. und ich habs auch nicht begriffen, bis heute nicht, lag vielleicht daran, dass ich ne steisslage war, oder dass mir die begriffe noch fehlten.

    2. jeder der kinder kennt, kennt das wunder eines reinen interesses, was nur auf zwecke
      eines biologischen abzuzielen scheint.
      das eine “natürliche” reinheit von zweckorientiert eines organismus sich in eine
      zweckorientiertheit eines gesellschaftlichen “organismus” abgibt, und dabei an
      interesse verliert ist oft kein wunder mehr sondern ein drama.

    3. “pop-art stellte ja die frage nach der eigenen bedeutunglosigkeit”. Das glaube ich eben nicht, sondern halte es für die sehr schnell und geschäftspfiffig geschmierte Interpretation eine “Kunst”-Ansatzes, der von vornherein auf money makes the world around auswar und typischerweise aus den USA stammte, der letzlichen Siegermacht als einer n i c h t moralisch, sondern hegemonial an Kapitalkozentration orientierten Macht. Die Bedeutungslosigkeit wurde mit der pop-art gesellschafts- und galeriefähig, das ganz sicher ja. Was Sie jetzt beklagen oder mit so deutlichem Gefühl von Leere konstatieren, ist letztlich ein Ergebnis von pop-art und ihren vielen Verschleifungsformen; seit vor etwa zwanzig Jahren wird dann auch, nämlich im Film, die Werbung als Kunst betrachtet, nicht immer, aber galoppierend zunehmend: das verstärkt sich über die rein technischen Möglichkeiten etwa der Computersimulation und ist alles in allem auf eine Glätte aus, die sich widerspruchslos industriellen Interessen andient. Dagegen gab es aber auch schnell Widerstandsversuche, um nur mal Fluxus zu nennen; Warhol selbst steuerte übrigens auch dagegen, bisweilen, ich weise noch mal auf seine Filme hin. Doch mit der pop-art wurde das Kunsthandwerk ideologisch zur Kunst nobilitiert; das hat dann das substantiell völlig unsinnige, doch enorm schädliche Diktum praktikabel gemacht, daß kein Unterschied sei zwischen U und E. Das ist ein Weg der Mode. (Selbstverständlich wurden schon in den Jahrhunderten vorher Werke des Kunsthandwerkes Werke der Kunst genannt: etwa in der Goldschmiede”kunst”; nur entsprach das, un-ideologisch, einer Bezeichnung für Virtuosentum, die auch für Artisten galt und gilt und ins Staunen gehört, das man bei Zauberkünstlern – einer säkularisierten Form des Magiers – empfindet und, als die Ideologie dann griff, schnell auch auf Schlägersänger usw. übertragen wurde. Daß sich a u s dem Kunsthandwerk mitunter Kunst entwickelt, bestreite ich damit nicht, im Gegenteil. Nun ist der Weg aber gerade umgekehrt: die Kunst wird ins Kunsthandwerk zurückgedrückt. bzw. drücken sich die Künstler selbst dahin zurück: es ist eine Form der Anpassung. Man kann das kunstdarwinistisch sehen. Als wäre die Emanzipation des Künstlers, für die, damals noch Ausnahmeerscheinung, zuerst Händel stand, die sich aber im 19. Jahrhundert radikal-autonom durchzusetzen versuchte und auch durchzusetzen verstand, seines Überlebens halber ein dicker Strich zu machen. Das gipfelt schließlich in Aussagen, wie sie >>>> auch hier in Der Dschungel schon kommentierend getroffen worden sind und “draußen” immer wieder zu hören sind: es sei der Künstler als Character nur noch lächerlich. Weswegen man ihn aufgeben müsse, wenn man nicht untergehen wolle; sondern man müsse sich der Gesellschaft, der Industriegesellschaft, anpassen und wieder den Interessen der Fürsten dienen, die heute durch Firmen repräsentiert sind, welche wiederum, in demokratischen Gesellschaften, den Massengeschmack formen, den sie selbst – teils – erzeugen. Pop ist die permanente Bitte an die Magnaten als Personifikationen des Marktes: Bitte bitte stell mich ein, mach mich zum Lakaien. Ich will endlich Markt-selber und darin erlöst und die Erkenntnis-Verpflichtung los sein. Genau das lassen Erfahrungen wie die Ihre fühlen: ununterscheidbare Äquivalenz als Grundform nicht mehr nur noch der Gesellschaft, sondern längst auch schon der “Kunst”. Es ist dies, übrigens, e i n e der berechtigten massiven Einwände des Islams gegen die westlichen Gesellschaften und ihre Verheerungsstrategien egalisierender Säkularisation. Ich habe das schon >>>> hier in einem anderen Zusammenhang einmal geschrieben; der Text trug mir >>>> den Vorwurf ein, ein “Neurechter” zu sein, und wurde bislang nicht gedruckt – er wird jetzt in einer Anthologien des PENs erscheinen und danach dann auch hier eingestellt werden.)

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