Pina Bauschs Bogen – Oda Schottmüllers Katze. 01. Juli. 2009. Paul Reichenbach zurück.

Alles ist Bewegung.

In der Geschichte des modernen Tanzes, des Gestaltungs – und Ausdrucktanzes, sind viele Tänzerinnen verzeichnet, die diese Kunstform mit ihren ganz persönlichen Stempel versehen haben. Erinnert sei hier an Isadora Duncan, Mary Wigman, Gret Palucca. Solistinnen, die weg vom stilisierten klassischen Ballet nach Ausdrucksformen suchten, um psychische und soziale Konflikte adäquater, ihrer Zeit gemäß, gestalten zu können. Das ist Geschichte. Geschichte ist auch der schlimme Tod der Tänzerin und Bildhauerin >>>> Oda Schottmüller, die am 5. August 1943 in Plötzensee wegen ihrer Mitgliedschaft zur >>>> Schulze – Boysen – Harnack – Gruppe (Rote Kapelle) hingerichtet wurde. An sie, die ihre bildhauerischen Ambitionen mit denen des Ausdruckstanzes im Maskentanz zusammengeführt hat, musste ich gestern denken als die Medien Pina Bauschs Tod meldeten. Es ist über 20 Jahre her, dass ich am Rande einer Premiere, fernab vom >>>>Monte Veritá, über den ideellen Bogen gesprochen habe, der Oda Schottmüller mit Pina Bausch verbunden hat.
An diesen Bogen, dessen politische und soziale Spannung ist auch zu erinnern, wenn über Pina Bausch gesprochen wird.

Bildquelle: Oda Schottmüller , Katze aus Brotteig, geknetet im Gestapogefängnis von Plötzensee

48 thoughts on “Pina Bauschs Bogen – Oda Schottmüllers Katze. 01. Juli. 2009. Paul Reichenbach zurück.

  1. noch einmal grundhaltung auf dem fernen /
    wahrheitsberg und dann ein letztes /
    mal um die gebogene katze herumtanzen

  2. Erinnerungen bleiben Werter Paul Reichenbach, mich erinnert Pina Bauschs Tod an Pina Bausch, eine Ausnahmekünstlerin und eine faszinierende Frau mit einer enormen Ausstrahlung. Ich bin unendlich traurig darüber, dass sie nicht mehr da ist.

    [Danke f.d. Korrektur]

  3. Danke. Mir völlig unerklärlich, wieso das P hinein kam. Es muss hier im Büro jemand das Passwort kennen und während meiner Abwesenheit aus B ein P gemacht haben. Ursprünglich stand da das korrekte B.. was mich ja zum Bogen überhaupt brachte….

    1. Nur rein assoziativ, Herr Reichenbach: Mir scheint, daß sich die Nachrufe in Versform derzeit häufen: Eben blättere ich in der ZEIT und finde fünf fünfzeilige Strophen von Durs Grünbein als Epikedion auf Michael Jackson, die “Sphinx des Pop” (merkwürdig, ich dachte immer, diesen Titel trage >>> Nico – aber Grünbein kalkuliert wohl darauf, mit seinem Gedicht aus dem ehemaligen Großkönig dessen eigenes Monument zu bauen): [finde jetzt gerade keinen link auf die Online-Ausgabe; werde ihn vielleicht später nachtragen]

      Vor zwei Tagen sah ich im Guardian >>> Wenders’ pompe funèbre auf Pina Bausch.

      Ich weiß nicht recht, was ich von diesen beiden Exempeln halten soll. Als Lyrik über ihre unmittelbare Funktion hinaus überzeugen sie mich jedenfalls nur schwer. Außerdem denke ich daran, wie Literaturkritik in den beiden Zeitungen (aber auch ihren Konkurrenten) aussieht – für Lyrik nämlich so gut wie gar nicht existiert.

    2. nachruflyrik? hm. auch das ließe sich sicher vermarkten. der lyriker muss nur fix sein und, wie sagt man, knall auf fall liefern können. drei tage alte nachrufe will natürlich niemand. hat berlin eigentlich einen kleintierfriedhof? da könnte man eventuell vorfabrizieren.

    3. Es gibt so eine Geschichte wo einer Nachrufe für noch lebende Dichter und Schriftsteller schreibt, ich komm bloß nicht drauf, doch jetzt weiß ich es wieder.
      “Erklärt Pereira von Antonio Tabucchi.
      Tja, es gibt eben alles schon.

    4. Lyrik muss wieder zum Gebrauchsgegenstand werden. Dieses ewige Sezieren, das Hineinhorchen in die Sprache muss ein freundliches Ende haben. Lyrik ist dafür da, zu besingen oder zu betrauern. Wer traut sich denn überhaupt noch, ganz unverstellt einen guten, modern hymnischen Ton auf was auch immer anzuschlagen. Meistens wird seziert und kritisiert, beklagt und betrauert. Ich finde das Zack, Zack von Durs Grünbein gut. Frage mich nur wie soetwas bezahlt wird, so ein 5zeiler.

    5. 150 Euro wird er schon bekommen haben, ansonsten ist das
      natürlich recht und billig was sie da sagen, mehr allerdings
      auch nicht.

    6. Das war nur eine Annahme, also ich hab mal hundertsiebzig Euro bekommen, aber auch mal zwanzig, oder auch mal gar nix, aber dem Durs Grünbein gehts gut denk ich mal und das ist auch gut so

    7. dann schreiben wir eben die gibtsschonlyrik, schreiben alles nochmal: klefft ein dieb in turnerringen.
      pro vers übersetzte lyrik, kommt natürlich auf die seltenheit der sprache an aus der es übersetzt wird, gibt es zwischen 2,5 und 5 euro, wenn ich mich recht entsinne, aber natürlich werden lyrikübersetzung noch lebender autoren so gut wie nirgends geordert, ergo nicht bezahlt. so gesehen sollte man eh besser werbetexter werden, weniger text, bessere tagessätze, gut, der rücklauf ist höher als beim lektor. also, wenn die bundesregierung nächstens beschließt, die lyrik zu bewerben, dann wäre ich, glaube ich, zunächst lieber der lyrikwerbetexter. sie sollten dann gleich das konzept tauschen, die werber mal so wie die lyriker zahlen, und die lyriker wie die werber und den einen des anderen arbeit machen lassen.
      die crux ist ja, wenn man autoren fürs meter machen bezahlt, dann hat man eben auch erst mal vor allem viel. alle zwei jahre hermann, da kann man doch froh sein, dass es gleich beim ersten mal super lief, oder?
      aber, wir wissen ja, die menge kann die wirkung steigern, die größe übrigens auch, also jetzt die in der kunst, giacomettis erste skulpturen passten in eine streichholzschachtel, ungelogen, irgendwer steckte ihm dann das mit der größe. goethe hat einfach den schnitt versaut, seitdem meinen alle autoren, sie müssten einfach immer nachlegen. muss man natürlich nicht, wenn man noch was anderes kann, oder die bücher wieder und wieder aufgelegt werden (salinger) – ein goldenes ei reicht pro leben, wer zwei schafft, ist schon ne superhenne – muss man nur, wenn man möchte, aber das schreiben mögen hat nicht mal was damit zu tun, ob das ergebnis gut wird. die meisten quälen sich genauso wie bei der doktorarbeit, aber die macht man auch nur einmal. gibt halt sonne und sonne.

    8. ich? ich hab noch nie was verschickt. ich wurde angefragt. stimmt nicht ganz, zwei gedichte an tk, aber ohne absichten, eher so zum zeigen und gucken, was er sagt, und er sagte, ich solle mal an literaturzeitschriften schicken, damit gings los, dann kamen eigentlich immer anfragen.

    9. @diadorim. Furchtbar viel gegessen, diadorim, vorher >>>> furchtbar viel gekocht, und alle, irgendwie, waren glücklich. Es ist auch einiges übrig, weil ich finde, daß, wenn eine(r) kocht, es nicht abgezählt sein darf, sondern Überfluß nötig ist. Nun ging eben der Profi als letzter, mir schwanken die Sinne vom Wein, aber ich finde, ich hätte Sie gerne dabeigehabt. Zwar, an die Achtfüßler in der Tinte darf ich nicht gehen, die will Αναδυομένη zu Montag aufbewahrt wissen (die halten sich bis dahin auch), aber jede Menge Gamberi sind noch übrig, auch eine gute Portion Spaghetti neri ai frutti di mare wäre noch da… so viel, einfach, zur Masse. Auch Döblin hat viel nachgelegt; ich glaube, ob einer viel nachlegt oder nicht, sagt wenig über Qualität; es gibt Autoren, die schreiben ein Buch für die (kosmologisch gesehen: gemäßigte) Ewigkeit, andere schreiben hundert Bücher, man muß das nicht gegeneinanderrechnen. Die Temperamente sind verschieden, die Testosterone und Östro-Gene (ohne damit auf Österreich anspielen zu wollen): der Innendruck und die Beschäftigungen jenseits dieses Drucks. Goethe tat, was er mußte, Schiller auch (beide hatten weder Fernseher noch Kinos), von Wieland will ich gar micht erst reden, obwohl ich ja gern über Wieland rede. Günter Steffens schrieb einen einzigen, für mich bis heute herzzerschnürenden Roman…. Niebelschütz schrieb z w e i große, Kurt Kluge wohl nur einen – na und? Die Namen stehen schließlich neben den Namen, keiner ist mehr, keiner ist weniger. Und alle gehen dahin,wenn dann eines Tages der Sonnenball sich blähen wird – es sei denn, wir schaffen den Sprung übers Sonnensystem hinaus.
      (Um halb elf schaute ich zu den beiden Jungs im neuen Zelt, das wir hinter dem Gartenhaus aufgebaut haben. Beide Jungs schliefen und waren auch nicht zu wecken. Sie haben eine Muschel um sich. Ich hoffe, daß es heute nacht heftig regnet, vielleicht gewittert: damit sie das Gefühl von bangender Sicherheit erleben in ihrem Zelt.)

    10. goethes gartenhaus, gibts ein schönes schülergedicht zu vom tk. tun, was man muss, nun ja, wohl eher, tun was man kann. man wiederholt zwar auch fehler noch und nöcher, aber auch die wollen ja gelernt sein. ick gloobe, iss nich so leicht, seine strategien zu ändern. mein einwand zielte eigentlich darauf, dass man mit einem berufsschriftstellertum, das man den üblichen mechanismen von leistung und gegenwert unterstellt, eben auch die form beeinflusst, alle zwei bis vier jahre bücher zwischen 250 und 400 seiten, das ist eben kein zufall. wenns einigermaßen läuft, dann geht man ein jahr von dem buch lesen, kann davon und vom verkauf, vielleicht ein paar preisen, zwei bis vier jahre leben, dann muss aber das nächste am start sein bei prosaautoren. das tun müssen ist somit noch von ganz anderen faktoren abhängig, ein buchmarkt selbst will ja auch leben. ist ja auch alles nicht dramatisch, ist nur auch nicht weniger einflussreich als die kirche es mal war, die beim maler den genter altar in auftrag gab zb. warum haben denn die holländer irgendwann wohl angefangen, ihren alltag zu malen? in dem moment, wo bürger bilder in auftrag gaben und nicht mehr nur die kirche oder der fürst. ich will eigentlich weg vom intrinsisch motivierten künstlergenie, hin zu den mechaniken, die bis in die privatesten wünsche korrumpieren. courbets allégorie réelle, es war kein zufall, dass ich damit mein publizieren begann, denke ich rückwirkend. so viel zu überfluss, so würde ich das eher betrachten. ansonsten neige ich auch eher zu überfluss. nicht alles im leben lässt sich mit allem sinnvoll vergleichen. zudem, nimmt man mein bloggen als schreiben, schreibe ich ja gar nicht so wenig, wie ich denke, ich hänge schon auch drin, im müssen, sozang. aber, nun ja, ich empfinde das produzieren müssen nicht besonders positiv, es gleicht sich für mein empfinden heute einem chaplin in modern times eher an, als einem künstlergeniebild.
      nun denn, kochen können wir beide sicher nochmal zusammen. hört sich gut an. wir saßen bei sushi an der spree, nachdem ich einen tag lang anzugberater war, und ich dachte, ich rate einfach nicht mehr zu, dann wäre das ding jetzt im kasten. was ist der mensch auch so groß, daß an den extremitäten immer noch ein stück zu viel raus gucken muss, bei den anzügen, die mir gefallen. prompt kommt heute eine anfrage zu einem feature, die die schönheit der männer preisen will. ich kann nur was zur eitelkeit und sage, das kleid hatte ich in zehn minuten, für den anzug laufen wir seit anderthalb tagen. radlerhosen gehen schneller, werden aber auch öfter gewechselt.
      zelten? super. zelten mit gewitter am hang unter pinien an frankreichs atlantikküste, nicht soo super. zelten mit sonnenallergie mit überzeugungscamper auf dem nachbarplatz, katastrophal. zelten auf campingplätzen in deutschland, que horror. wild zelten, wenn verliebt, best things in life before twenty.

      http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Atelier_des_Künstlers

    11. @diadorim das ist eine sehr vernünftige Einstellung, gratuliere Ihnen. Jetzt muss man nur noch die Leute dazu bringen, dass sie Gedichte wieder mehr in Auftrag bringen.
      Also mann müsste sie noch stärker mit Gedichten überzeugen.

    12. und das mit der gibtsschonlyrik spielt auch nicht mehr die Rolle, weil ebenso wie das intrinsische Genie-Ding Humbuck ist, ist auch das gabsnochnie, mussaberdeswegen – ding überflüssig.

    13. and in god we trust. für sie mag das überflüssig sein, nur verstehen sie dann einen wesentlichen antrieb nicht. man sucht nicht nach etwas neuem, weil man etwas neues vermarkten will, man sucht nach etwas neuem, weil man einen ausweg will.

    14. Auswege werden immer vermarktet. Sie wollen einen nichtvermarktbaren Ausweg? Das klingt sehr religiös. Im Übrigen ist Lyrik immer der Hase. Sie formt sich nie als erstes, sie läuft immer den reinen Tätlichkeiten nach. Ist sie angekommen, ist die Welt schon wieder woanders. Deshalb kann Lyrik auch nie Avantgarde sein,
      Avantgarde ist der Unternehmer oder der Soldat. Literatur ist immer Nachhut. Oder Marketenderin. Heeres-begleitung – Wenns hoch kommt. Wenn sie sich dieser Rolle bewusst ist, dann macht sie ihren Job.

    15. der revolutionär, das sind sie? aha, das habe ich schon mal irgendwo gehört. das sagte mal hans olaf henkel von sich nicht weniger überzeugt. der erfolg gibt ihm recht, meinen sie?
      wem soll ich danken, dass mir diese rolle nicht bewusst ist? denn sonst könnte ich wohl meinen job gar nicht machen.

    16. ach, es geht doch alles seinen geölten Gang. Letztlich braucht man sich um die Lyrik keine Sorgen zu machen, solange sie dazu neigt, die selben Hierarchien in der Ökonomie einzuklagen, schwimmt sie doch gut mit den Verhältnissen. warum so einen künstlichen Abstand zu Hans Olaf Henkel konstruieren. Als sei er der große Buhmann. Käme ein Industrieller, und würde ihnen schmeicheln und sagen, dass er ihre Lyrik, nach Feierabend gerne ließt, spannend findet, interessant, etc… sie nähmen doch sofort sein Geld; und würde Ihnen H. O. Henkel plötzlich eine H. O. Henkel-Stiftung für Lyriker einrichten, mit großzügigen Stipendien, dann wäre doch ihre Welt, Diadorim, genauso in Ordnung, wie sie jetzt schon ist. Und er wäre der netteste Mann der Welt. Obwohl er sich für so eine Stiftung noch nichtmal das Hunderststel Gramm Drecke unter seinem Fingernagel locker gemacht haben müsste…aber sein Image bissel aufpoliert als Kunstfreund.
      Und sie würden sich womöglich einreden, das H.O. Henkel durch das Lesen ihrer Lyrik ein anderer Mensch wird, ein nichtmehrsoböser Industrieller oder wie?

    17. ja, sicher, so geölt, wie er für lyrik immer schon ging, der gang. dass sie im konjunktiv schreiben, entbehrt dabei nicht einer gewissen komik.
      noch einmal, was soll das? sie haben spaß daran, mir was zu unterstellen, bitte, glauben sie, was sie wollen. ihr urteil steht doch eh. danke. stehen dem durchaus auch weniger geölte verhaltensweisen meinerseits entgegen, zb die sache mit edenkoben. egal, für sie bin ich die, die sich für geld total verbiegt. bitte, da kann ich ihnen auch nicht helfen. sie interessieren sich nicht für die lyrik, noch für die menschen, die sie machen, lese ich daraus. und, noch einmal, ich stehe nicht dafür zu verfügung, mich hier von ihnen diskreditieren zu lassen. wenn sie keinen angemessenen ton finden, sachlich darüber zu diskutieren, ohne mich jedes mal wieder herabzuwürdigen, würde ich sie bitten, davon abzusehen, hier weiter mit mir zu diskutieren.

    18. zu R.F.’s Einlassung: Deshalb kann Lyrik auch nie Avantgarde sein, Avantgarde ist der Unternehmer oder der Soldat. Literatur ist immer Nachhut. Solch einen Unfug habe ich lange nicht mehr gelesen – und ich krieg hier v i e l Unfug zu lesen. Aber das ist unwillentlich unwissender Unfug. Selbstverständlich ist Avantgarde Vorhut, ja klar. Deshalb g a b’s ja Paul Eluard – um nur ein Beispiel zu nennen. “Gehirne”, Benn, wäre – in der Prosa – ein nächstes. Sogar in der U-Literatur gibt es Avantgarde; William Gibson gehört dazu. Im übrigen war es das Gedankengut von Schriftstellern, das lange vor Ausbruch der Französischen Literatur kursierte und durchaus nicht unter der Hand unter jenen diskutiert wurde, die es dann zerschlug, als die Revolution wirklich losbrach. Die sexuelle Freiheit – immer noch, bzw. unterdessen wieder relative, denn der Feind hat in der Zwischenzeit das AIDS als Gegenwaffe eingesetzt – ging zu moralisch höchst restriktiven Zeiten in den Künsten, auch in der Literatur, los. Wir erkennen so etwas nur meistens erst im Nachhinein. Was die Künste – wie Kafka etwa das heraufziehende Unheil – vorerspüren, muß ja erst geworden sein, bevor man es merkt.

    19. @Herbst, Diadorim @Herbst: Wenn man der Sache mal ganz genau auf den Grund geht, wird man immer feststellen, dass noch die phantastischste Literatur letztlich von den Machern und Tatsachen ihrer Zeit inspiriert war.
      Kafka hat garnichts vorweggenommen, er hat als Marketender lediglich die Begleitumstände seiner Gegenwart literarisch verarbeitet, sein Job als Versicherungsmensch hat ihm Einblicke in den Institutionell verwalteten Menschen gegeben. Damit war er an einem Jahrhundertthema. Aber er hat die Tatsache dieses Themas nicht erfunden. Das war die Quelle, zweifellos eine literarisch relevante.
      Jule Verne war – klar – vor Apollo auf dem Mond in der Phantasie, aber auch das war Ergebnis der Entwicklung seiner Zeit. Es war nicht irgendwie aus der Luft gegriffen. So verhält es sich auch mit allen anderen Beispielen. Sie setzen lediglich auf . Aber sie postulieren, erfinden und entwickeln nichts – nein, sie projezieren vorhandenes in der Luft liegendes in die Zukunft. Das ist zweifellos eine Leistung und sogar eine Aufgabe der Literatur, aber sie verliert deshalb nicht das Marketender-Verhältnis zur Dynamik. Avantgarde ist das nicht für mich, allenfalls Begleitung.

      @diadorim, ich höre ja schon auf. Will sie auch nicht ärgern. Nur was sollen noch all die Pappfeinde wie Hans Olaf Henkel und Co. Ja, in gewisser Weise unterstelle ich, dass manche Künstler Bürgerlichkeit einfordern, ein Ankommen im Status des Wohnens in Anerkennung, Zuwendung, Aufmerksamkeit, aber es ist nun mal so, dass sich das irgendwo beisst. Sie wissen doch, dass so etwas nur um den Preis zu haben ist, dass die lyrische Produktion ad hoc stumpf und umgänglich – eben nett, für jedermann zutraulich wird oder letztlich: egal. Und wenn es einem Künstler zu gut geht, verliert er selbst den Spannungsbogen. Sie erhalten dann entweder Klassik oder handwerkliches Zierrat. Von Goethe können sie doch auch 90 Prozent wegwerfen. Auch gegen Zierrat ist ja nichts einzuwenden, aber dann muss man eben dafür sorgen, den Beweis antreten, dass Lyrik heutzutage handwerkfähig ist. Also dass Lyrik eine handwerkliche oder sogar denkerische Leistung ist. Sie müssen beweisen, dass ein gutes Gedicht soviel wert ist, wie eine Flasche sehr guter Weins. Oder Kunst überhaupt – und das dürfte schwerfallen. Qualität ist heute das Ergebnis von Kommunikation und keine Leistung des Lyrikers. Deshalb neulich meine Idee, Lyrik als Event zu etablieren, als technisches Erlebnis aufzuwerten, ansonsten muss ihr eben reichen, was sie länger schon ist, ein zumeist billiger Snack für Liebhaber.
      Und der überlegt s sich sowieso dreimal, ob er diadorim liest oder nicht doch lieber erstmal eins von den hundertmillionen Gedichten die im 20igsten Jahrundert geschrieben worden sind, und die auch keiner kennt.

    20. nein, sie machen das beissend, oder vielmehr ein gesellschaftsbild vom künstler, was hinten und vorn nicht stimmt, noch je gestimmt hat, so wie es ursache und wirkung verkehrt.
      sie sind ganz in einer welt des zwecks zuhause und der effzienz, wie sollen wir uns da verständigen?
      sie machen es mir und anderen tatsächlich zum vorwurf, dass uns keiner kennt? shame on you. den snack stecken sie sich doch sonst wohin. mir reicht das jetzt, wirklich.

      ich kenn die methode von leuten zu gut, die das gespräch aufrecht erhalten wollen, um sich mit jedem mal nur noch eine unverschämtheit mehr zu erlauben. vorne schreiben sie, oh, entschuldigung, hinten würgen sie einem die nächste missachtung rein. ich weiss nicht, worunter das psychologisch fällt, ich weiß nur, ich werde das gespräch unter solchen bedingungen nicht fortführen. sie haben keinen resepekt vor der kunst, noch vor den menschen, die sie machen. in dem moment muss ich passen und will auch nicht mit ihnen weiter reden.

    21. ich vertrete lediglich eine realistische Haltung zu den obwirkenden Tatsachen. Kann sein, dass das weh tut – ich weiß nicht was los ist, diadorim, ich habe davon gesprochen, dass sich der Autor oder der Lyriker von heute sich die Demütigungen einer Aufmerksamkeitsökonomie gefallen lässt, die er nicht in der Hand hat, die er nicht gemacht hat. Und die er kaum steuern kann. Wird er beachtet, frisst er ihr aus der Hand. Wird er nicht beachtet, mosert er. Manche verhalten sich also wirklich wie Hunde, sorry.
      Sie haben neulich die riesenmaschine oder die Autoren bezichtigt, sie würden sozusagen Schrott schreiben. Woher wissen sie das? Vielleicht versuchen sie eine Art Literatur neuen Typs, die sich in ihrer Zweckgerichtetheit, gleich mal zweckkompatibel anpasst und damit womöglich auch formal viel näher an der Zeit ist. (Ich lese die Reisenmaschinenautoren auch nicht, aber das besagt nichts) vielleicht ist das Sachbuch ja die neue Literatur. Wer sagt, dass ein Sachbuch ein nichtliterarisches Genre ist? Wer erfrecht sich zu sagen, dass man auch Journalismus nicht literarisch betreiben und auffassen kann?
      Jeder halbwegs am Schreiben interessierte Autor, der ein gewisses Stilgefühl hat und mit der Gegenwart in Zeitgenossenschaft verkehrt, weiß doch , dass der überkommende Literaturkommunikationsbetrieb, wo er sich öffentlich präsentiert, eine zutiefst peinliche und stillose Veranstaltung ist, die von peinlichen und stillosen Menschen, dominiert und betrieben wird, die irgendwie alle aussehen wie Uwe Tellkamp, dessen Bücher natürlich Schrott sind. Es ist dieser heute peinliche und nicht mehr zeitgemäße Isolde-Ohlbaum-Geruch, der über allem hängt. Das gilt zumeist auch für die Autoren, die alle mal eine Denk-Stilberatung bräuchten. (Damit meine ich jetzt nicht sie.) Es gibt auch eine Stillosigkeit der Haltung und des Denkens.
      Der Wettbewerbstbetrieb, der Preisbetrieb in der Literatur ist unästhetisch und stillos.

      Wann bekommt oder vielmehr – wer gibt Lyrik und Literatur heute eine Benutzerqualität, die mich an meinem ipod erinnert und nicht an Uwe Tellkamp oder Isolde Ohlbaum. Darum geht’s doch. Und ich meine hier durchaus nicht inhaltlich Popliteratur. Es geht um einen Präsentationsstil. Sie wollen, dass Lyrik mehr Aufmerksamkeit bekommt, dann muss sie anders, selbstbewusster vermarktet werden.
      Oder ihnen genügt dann eben, dass sie hin und wieder ihren Dreierauftritt machen, dann ist ja alles in Ordnung.

    22. ich habe keine lust, ihre interpreationsfehler hier klar zu stellen. ich habe die autoren der riesenmaschine überhaupt nicht bezichtigt, im gegenteil, ich hab herausgestellt, dass mich passigs bachmannpreisbeitrag überzeugt hat und dass mir die bücher herrndorfs sehr gefallen. so. was mir nicht gefällt, ist der neoliberale kurs mit lauter sachbüchern, aber das ist ihr ding, sie scheint es ja zu überzeugen, mich überzeugt bei sachen selten das buch dazu, oder die anleitung, sondern ihre handhabung, und die vermittelt sich zumeist übers tun. ja, die buchhandhabung kennen wir von rowohlt auch bereits, ich weiß. dass riesenmaschine damit offensichtlich einen markt gefunden hat, der auch in den buchhandlungen seinen platz beansprucht, das ist in gewisser weise zu bewundern, nämlich in genau der, die sie schätzen und die mich völlig kalt lässt. mehr kann ich dazu nicht sagen.
      es gibt und gab agenten des guten, die sind mir wichtig, nicht der zweck.
      vielen dank auch für den hundevergleich. sie bestätigen nur weiter meine vermutungen über sie. aber, das wollen sie so. und jetzt lassen sie mich in ruhe, bitte.

    23. Sie nehmen den Benjamin aber auch wie es gerade passt, wenn einer ein schlechter Dichter ist darf man es nicht sagen weil er hier in einer Schutzraum ist, das ganze Internet ist so ein Schutzraum und wenn einer diesen Schutzraum betritt der schreibt, sag mal, was schreibst Du denn da für einen Mist, dann ist er destruktiv und muss verschwinden.
      Diese Art der Reinwaschung von Meinung, es gibt da ein Wort für, aber mir fällt er nicht ein

    24. sie, herr r.f. mit ihrer karnevalsmaske, meinen wohl, dahinter selbst wie ein buhmann auszusehen, damit sie des meinens auch mal anders frönen können, wo von meinen nicht im geringsten die rede war. der rest besteht aus behauptungen, die als solche nicht ernst zu nehmen sind.

    25. Ein bißchen lustig ist das schon das immer wieder zu lesen, wie man sich hier in enem angeblich öffentlichen Raum etwas vormacht, als spiele man irgendwo siebzehn und vier und einer lacht darüber ständig und natürlich das stört, dann muss er weg, dann muss er weg, dann muss er weg gell

    26. Ach Parallalie bevor jetzt gleich wieder das große DANKE von Diadorim kommt, sage ich dazu nur, das mich ein solches Verhalten immer sehr für einen Beitrag einnimmt – der einen Link setzt, möglichst auf Benjamin (Benjamin geht immer.), und dadurch sich unter das Kuratell einer kanonisierten Autorität stellt, was mir gleichermaßen schmeichelt. Mich aber auch abstößt, weil dieses Verhalten eher negativ in einem ziemlich berühmten Roman von Heinrich Mann einmal beschrieben wurde. Aber es ist nicht meine Art, auf ein Zitat mit einem Zitat zu antworten.
      Sie bieten mir Benjamin als Diskussionspartner an. Das schmeichelt mir. Leider kann er hier nicht mitdiskutieren. Also missbrauchen Sie ihn damit auch, weil er sich selbst nicht weiter auslassen kann, wenn ich zum Beispiel sagen würde, dass ich ja an anderer Stelle konstruktiv und nachvollziehbar argumentiert hatte.
      Also ist diese Verlinkung hier – das ist als Diskussionsbeitrag allenfalls Kreisliga

    27. Man darf nicht widersprechen, das ist hier die große Bühne, man muss lobeln, alles gut und super finden, das ist Internet, es gibt nirgendwo und zwar nirgendwo Auseinandersetzung, das ist Internet, auf jedenfall in Germany

    28. und diadorim, im übrigen wollte ich ihnen sagen, dass ich ihre Lyrik interessant finde und durchaus förderungswürdig, damit das mal gesagt ist. Und ich sehe auch, dass sie experimentieren, suchen. Mit durchaus auch vorzeigbaren Ergebnissen. Sie sind aber nicht die einzige. Deshalb sage ich auch ausdrücklich, dass ich vieles für nicht genügend gefördert halte, sehe zugleich aber auch eine Art orthopädischen Haltungsschaden einiger Produzenten, die ihre Schultasche sozusagen immer nur auf der einen Seite tragen, sie belasten also ihr Mentalskelett ungünstig, was zu mentalen Bandscheibenkomplikationen führen kann. Diese Problematik wollte ich ansprechen.
      Vielleicht gründe ich das Lyrikensemble ja selbst.

    29. @R.F. Das ist Ihr “Problem”: ich vertrete lediglich eine realistische Haltung zu den obwirkenden Tatsachen.Eben. Sie sind einfach nicht satisfaktionsfähig. Und im übrigen mit dieser Haltung – S i e nannten Heinrich Mann – d e r Prototyp des Untertanen. Allerdings in der “modernen”, stromlinienförmigen… doch doch: Pop-Ausprägung. Von Kunst aber wissen Sie – nichts. Oder, das ist genauer: Sie wissen nicht vom Künstler. Er ist Ihnen fremd, und Sie sind ihm fremd. So sind doch beide eigentlich miteinander einig.

    30. Herr Herbst. Sie benutzen einen Ausdruck aus der Zeit von Arthur Schnitzler: satisfaktionsfähig. Nur mal so als Hinweis.

      Im übrigen ging es mir gerade nicht um Pop, dafür um Popularisierung der Lyrik, um eine Aufwertung im Allgemeinen, das ist ja wohl ein Unterschied. Was ist denn dagegen zu sagen. Dagegen ist nur zu sagen, dass ja alles in Ordnung ist. Na wenn alles in Ordnung ist, braucht man sich ja nicht aufzuregen, aber dann auch nicht über Hans Olaf Henkel.

    31. “scheinbar ist das, was wir kreativität nennen, oft an erster stelle die fähigkeit, das versunkene zu erforschen, den fundstücken der vergangenheit die wir uns hervorholen, neues leben zu verleihen, und schließlich die fähigkeit die zwangskanäle der akkulturation zu verlassen.”

      “die suche nach unser wirklichen identität beruht notgedrungen auf der wiederentdeckung der seit immer bestehenden gesamtidentität. die vorgeschichtliche begriffsbildung ist unsere ursprüngliche begriffsbildung, und ihre wiederentdeckung kann die oft über tausende von generationen unterdrückten schichten, deren samen wir jedoch auch gegen unseren willen beibehalten haben, wieder auf eine aktive und damit kreative stufe bringen.”
      Anati, Emmanuel

    32. Sehen Sie, Herbst Sie wollen hier also den Begriff des Duells nobilitieren, duellieren also , ja – sie kennen ja die Bedeutung, diese spezielle Bedeutung des Wortes satisfaktionsfähig oder nicht?

      Ich habe sie bisher eigentlich hier auch nicht überzeugend gesehen,
      wenn hier mal jemand mit genre-eigenem Florett oder einer Lyra oder auch mal mit einem poetischen Pistolenkasten auftrat. Welche Waffe hier auch immer zur Wahl stand, sie haben entweder abgelehnt, wurden dann selbst auch schon mal kurzerhand niedergestreckt, wobei sie ihre Blutverluste durch Löschen jederzeit tilgen konnten
      Selbst das kurze Stilett des Humors, dass man gelegentlich auch im Stiefel tragen sollte, gelingt ihnen nicht wirklich zu führen, lediglich ein “auflachend”, dass sie manchmal als Wort einer Betreffzeile voransetzen, zeigte jeweils einen ungelenken Versuch.
      Sie sahen also insgesamt auf ihrem ureigensten Gebiet nie so richtig überzeugend aus. Deshalb nehmen sie vielleicht doch lieber Abstand von einem Wort wie “satisfaktionsfähig.”

    33. @elster ich würde diesem Zitat gar nicht widersprechen, nur ergänzend anmerken, dass die Schichten und das Erinnern des Versunkenen, eben wieder plastischer und lauter geschehen sollte, lyrik zum Beispiel gerade als kollektive Sprachproduktion , als gesellschaftliches Erlebnis belebt sein kann.

  4. Herbst, Sie haben von Pop keinen Schimmer. Sie haben von so vielem keinen Schimmer. Statt Schimmer ist es bei Ihnen ideologische Verblendung. Wie gut, dass Sie nur hier in Ihrer Nische was zu melden haben.

    (Das verzerrte Wort ist ‘ruins’…)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .