Arbeitsjournal. Donnerstag, der 2. Juli 2009. Mit Imrat Khan.

6.53 Uhr:
[Arbeitswohnung. >>>> Imrat Khan, Raga Puriya.]
Bereits meine 4 Kilometer gelaufen, dann ein bißchen Krafttraining, um den Körper wieder durchzumodellieren. Der Ansatz Bauch kommt jetzt weg. Dann erst, jetzt, der morgendliche latte macchiato (eben begriff ich, weshalb ich „latte macchiato“ immer kursivieren will: ich kann den Begriff einfach nicht großschreiben, es widerspricht meinem Sprachgefühl, deutsche Kleinschreibung widerspricht ihm aber auch). Aufgestanden kurz vor fünf, nachdem ich kurz vor eins ins Bett kam; bis dahin las ich Faulkner weiter. UF hat recht: Sucht. Dann einen Espresso, die Pavoni erhitzte, während ich die Sportklamotten anzog. – Heut wird’s insgesamt ein Tag für den Körper, u n d, sic!, für den Geist: Um halb elf mit dem Rad ins hintere Charlottenburg zur Cellostunde, macht hin und zurück knapp 20 Kilometer, und abends nochmal, >>>> zur Oper, hin und zurück knapp 16. Den Tabak hab ich schon „kurzgefahren“: keine Zigaretten mehr seit gestern, nur noch Cigarillos; erstens „stehen“ mir die Dinger besser, ein kurzes, kräftiges Panatella-Format (also keine Stengelchen), zweitens rauch ich weniger davon und vor allem: nicht immer alles auf Lunge. Aufhören will ich aber erst im September, weil ich mir meine Esportazione mit ihrem Kameldungaroma nicht nehmen lassen will, in Süditalien.Ich höre insgesamt nur ungern auf, aus ideologischen Gründen; mir geht die puritanische Correctness der Nichtrauch-Religiösen wider den Geist, ihre gesundbeterische Überheblichkeit, ihr sektisch Aseptisches. Es ist schon eigenartig, daß der Blick auf Gesundheit zum Wegblick von dem Körper führt, nicht unähnlich den Hygieneperversionen vieler US-Amerikaner. Gesundheit als Fetisch der Unsinnlichkeit.

Jetzt erst mal der heutige >>>> Prunier. Dann ausgebig Fußpflege, dann erst die Dusche. Dann ans Cello zum Einspielen. Dann, wenn vorm Radweg noch etwas Zeit bleibt, noch etwas Faulkner.

Ganz wunderbar heute früh: Imrat Khan, Dhanashri Alap und Drut Gat in Tintal.

7.54:
So, wie Imrat Khan hier das Finale des Raag Madhuvanti spielt, stelle ich mir vor, eines Tages mein Cello spielen zu können. Unwahrscheinlich, aber das wäre die Hoffnung. Es wäre meine Musik: freitonal improvisierend, rasend, kraftvoll, wütend, schwitzend, stampfend, brüllend. Und nur manchmal meditativ: in den Erschöpfungszuständen nach den Orgasmen:: lange nachzitternd, bebend, dann einem Kind gleich zärtlich, das in der Mutter einschläft. Vielleicht, daß ich eine Erzählung über so einen schreibe, dazu hätte ich jetzt Lust, aber weiß ja: d a s wäre Ersatz.

Prunier >>>> steht drin.

(Für die impovisierende indische Kunstmusik laß ich den halben westlichen Jazz stehen.)

16.05 Uhr:
>>>> Stürme im gesprungenen Genglas zuckeliger Moral-Erektiönchen, man faßt es nicht (ich fasse es jedenfalls nicht). Is aber auch wurscht.

Von „Arbeitsjournal“ kann ich eigentlich guten Gewissens mal wieder nicht schreiben, obwohl ich seit früh unterwegs war. Immerhin, Cello, dann die Einkäufe für morgen, mein Bub und ebenfalls Cello, dann mußte ein Zettel geschrieben und ausgedruckt werden, wegen der Zeltaktion morgen auf dem Rasen hinterm Gartenhaus, dann mußte er ausgehängt werden, nachdem Du ihn unbedingt noch malerisch verschönern mochtest, also alle drei Kopien, dann rief schon Do an: sie sei angekommen. Wir werden uns um 18 Uhr vor der Deutschen Oper treffen, einen Aperitif nehmen, vielleicht eine Kleinigkeit essen, plaudern, bevor’s in die Vorstellung geht. Also bleiben mir jetzt noch knappe anderthalb Stunden, von denen ich eine noch mal ans Cello will. Mehr, Leser, dann morgen. Und, Kommentatoren, fetzt Euch ruhig weiter mit Eurem schlechten Deutsch. (Meine Oma hatte da immer einen Spruch parat von Schweinen und Eichen; aber ich sag ihn Euch nicht.)

9 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 2. Juli 2009. Mit Imrat Khan.

  1. “Humor wird eben oft mit Tumor verwechselt”, bestätigte >>>>dort einer, der offenbar Ihren Eintrag 16.05 gelesen hat.

    Noch spannender ist aber der Nachsatz: “ist ja auch nur ein Wort dass anders ist”. Ich fürchte, Major(?) Carter wollte ‘Buchstabe’ statt ‘Wort’ schreiben, konnte es aber nicht. Lieber ist mir aber noch, was dieser Satz so eigentlich sagt: ‘ein Wort, das anders ist’, heißt ‘ein Wort ist wie’s andere’, und genauso schreiben diese selbsternannten Humoristen auch.

    “humoristisch”, ein seltsames Wort übrigens. Ich finde keine eigentliche Entsprechung im Englischen (‘humorous’ meint eher humorvoll, und das scheint ‘humoristisch’ nicht nur zu bedeuten…); vielleicht ja wieder einer der berühmten deutschen “Ismen” —

    Partei deutscher Humoristen PDH

    Partei selbstverliebter Humoristen PSH

    Partei selbstverliebter coooler Humoristen PSCH

    Nehmen Sie, homme/automne, eigentlich Miete dafür, daß Sie die PSCH hier bei Ihnen tagen lassen?

    Und sollten die jetzt nicht eigentlich im >>>> Camping-Urlaub sein?

    1. Hui was sind wir würfig und schmausig und witzig und kess, oh ja, naturgemäß ich fahre sofort mit Ihnen in den Campingurlaub, sie kleiner Söldner Sie, im schön im Harnisch bleiben, immer schön das Gebüsch versteckeln gell dass es keiner sieht.
      Ich glaube übrigens nichts dass Sie viel von einem Spießbürger unterscheidet, schon alleine wie Sie mit einem Fehler umgehen ist lächerlich, aber gut für das Bewusstsein, wenn es einem schon nicht selbst gehört.
      Oh und wieder werden Sie einen Fehler finden und sich darüber freuen und rufen, ja, jetzt schließt er gerade seinen Hund auf, oh Warzenkönige aller Länder, wie wurmig das Internet doch schmecken muss, was gäbe ich drum was sie täten wenn es das Internet nicht gäbe, nichts gäbe ich drum, ich will es gar nicht wissen.

    2. Hurra, femme la dings da, schauen Sie bloß wieviel Fehler hier obig drin steke, ich gäbe Ihnen gleich mal was dazu, dass sie was zum vielbeuteln haben

    3. da sieht mans mal wieder, kaum gehts ans cello, gerät das dingens aus den fugen.
      lieber die schnecken ein wenig mit sekt vorher ablöschen, bevors ans reinmachen
      geht.
      schade dass es keine lachbergschnecken gibt – das würde besser passen.
      PSCH – sektion T. ( trunkenboldvereinigung )

    1. … #2 und zurück. Im Ernst also kann ich Ihnen dies sagen:

      Ihre Fehler interessieren mich nicht. Denn Sie machen keine Fehler. Sie schreiben / sagen alles genau so, wie Sie es schreiben oder sagen können bzw. müssen. Das wiederum interessiert mich, all die kleine und große Nachlässigkeit, die Sie als Avantgarde ausgeben. All die schönen frauenfeindlichen Spitzen, ob nun von Carter oder soost, all das – natürlich alles rein “humoristisch” – ha ha.

      Ja… selten so gelacht.

      An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen.

    1. Wirklich wichtig… …ist gutes Essen. Hier eine Anleitung:

      Kritharaki mit Gemüse und Lammfleisch

      Zutaten für 4 Personen:

      300g Kritharaki
      500g Lamm – oder Rinderhack
      4 Tl. gehackten Knoblauch
      4 Eßl. Olivenöl
      1 Eßl. Gemüsebrühepulver (instant)
      1 Msp. Fünf Gewürze Pulver
      2 Zucchini, gewürfelt
      1 Aubergine, gewürfelt
      1 gr. Zwiebel, gewürfelt
      2 Ds. gehackte Tomaten (800g)
      1 Tl. Oregano
      Salz und Pfeffer aus der Mühle
      evtl. 1 Eßl. Creme Fraiche oder Schmant

      Zubereitung:

      Lamm – oder Rinderhack mit Salz und Pfeffer würzen und mit 2 Eßl. Olivenöl in einem flachen Topf scharf anbraten. Tomaten zerkleinern und mit der Flüssigkeit dazugeben und zusätzlich 200ml Wasser dazugeben, kurz aufkochen lassen. Kritharaki zum Fleisch geben, verrühren und zugedeckt 15 Minuten auf kleinster Flamme köcheln lassen. In der Zwischenzeit Zwiebeln im restlichen Öl in einer Pfanne andünsten, Knoblauch, Oregano, Zucchini- und Auberginenwürfel dazugeben, mit der Gemüsebrühe würzen und zugedeckt 5 Minuten auf kleinster Flamme köcheln lassen (mehrmals umrühren). Gemüse zu Fleisch und Nudeln geben, kurz aufkochen lassen, die Prise Fünf Gewürze Pulver dazugeben (nicht mehr kochen lassen) und evtl. mit Salz und Pfeffer nachwürzen.

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