Montagsjournal. 6. Juli 2009.

21.03 Uhr:[Arbeitswohnung. Zemlinsky, Lyrische Sinfonie.]
Soeben Faulkners „Das Dorf“ beendet; an sich will ich gleich an den zweiten Band der Trilogie, „Das Haus“, schiebe aber >>>> Leander Sukovs Erzählung „Homo clausus“ dazwischen, das, mit einer persönlichen Widmung versehen, die von „rasanten Depressionen“ spricht, in der Reihe noch zu lesender Bücher steht. Eventuell kann ich heute abend noch, vorm Schlafengehen, mit dem zweiten Faulkner-Band beginnen.
Mein Bub schläft auf dem Vulkanlager; wir hatten vorhin unser Cello-Vorspiel, also seines, das er mit mir zusammen als Duo bestritt. Nur wenige Leute waren da, nur die Eltern, auch लक kam dazu, ging aber nach dem Konzert gleich wieder.

Ich habe heute, hm, Sport gemacht, um neun mich wieder hingelegt und eine dreiviertel Stunde geschlafen, dann kam Αναδυομένη, wir frühstückten, sie ging gegen eins, dann kam mein Bub, wir probten, mußten zusammen fürs Vorspiel des Vorspiels in die Musikschule, kamen zurück, ich las weiter, er ging hinaus, um fünf war er zurück, wir fuhren in die Musikschule zum Vorspiel, kamen zurück, ich kochte, wir aßen, wir spielten Backgammon, er ging zu Bett, ich las ihm vor, er schlief ein, ich las den Faulkner „aus“. Jetzt schreib ich mal was. Wobei mich >>>> diese Diskussion da eigentlich überhaupt nicht interessiert, ich kann sagen, daß mich derzeit Literatur nicht interessiert, also diejenige, die noch nicht geschrieben ist; ansonsten lese und lese ich, gar keine Lust mehr auf Filme, der Faulkner wirkt.

Dabei wäre vieles zu tun, zig Mails sind zu bearbeiten, um Finnland müßte ich mich dringendst kümmern, es kommt nicht an mich ran; ich hätte heute im Konzerthaus bei einer Verabschiedungsfeier sein müssen, es interessiert mich nicht; ich hätte an meinen eigenen Texten arbeiten müssen, es interessiert mich nicht. Die Dschungel interessieren mich nicht. Sie laufen ja auch ohne mich. Ich habe keine Lust auf den dauernden Kampf, er interessiert mich nicht. Die Meinung der Leute interessiert mich nicht. Zwischendurch sag ich mal, >>>> was ich von ihnen halte, aber sie interessieren mich nicht. Es interessiert mich auch nicht, ob ich recht oder unrecht habe; es ist mir einfach wurscht. Ich meine etwas, und was ich meine, muß ich nicht begründen. Ich meine es. Punkt. Ich bin kaum noch im Netz derzeit, es interessiert mich nicht. Ich sehe meine vielen Bücher an und denke: Wozu? Dabei bin ich durchaus nicht depressiv, eher im Gegenteil: gelassen, ruhig, zufrieden. Irgendwie ist der Druck weg, dieser ständige Druck, aus dem ich seit dreißig Jahren gearbeitet habe. Ich muß mich nicht dauernd überbieten. Was ich geschafft habe, habe ich geschafft: es ist da. Was soll ich nun herumturnen und auch das noch zu überbieten versuchen? Wichtig ist, daß der Körper wieder gesund wird: das heißt, kein Gramm Fett zu viel, die Muskulatur spielerisch bereit, die Augen klar, nicht verschwommen von irgend welchen Genußgiften… auf die ich nicht verzichte, keineswegs, aber die ich aufnehme, indem ich sie auflöse. Das Ganze hat was von Vorbereitung: bevor ich in die nächste Runde gehe (sie wird eingegongt werden, keine Frage), will ich das Spielbein anderswo hingesetzt haben. Auslöser war, unter anderem, der Profi: „Ich gehe bei Rot über die Stra0e, wenn es mir paßt, klar. Aber wenn ein Bulle auf der anderen Seite steht, erspar ich mir das.“ „Ist das nicht korrupt?“ „Aber nein, es ist klug.“ „Aber diese Bullen sind doch meistens so dumm! Das ist erniedrigend, vor denen zu kuschen.“ „Ist es erniedrigend, vor Wänden zu kuschen? Sie stehen d a . Und glaub mir: sie sind n o c h dümmer.“

(Mein Cello interessiert mich. William Faulkner interessiert mich.)

6 thoughts on “Montagsjournal. 6. Juli 2009.

  1. mir gefällt die arrogante haltung nicht: Polizisten sind so dumm.
    (Ich bin keiner und auch mit keinem verwandt)

    1. @knapp. Es wäre ein Irrtum anzunehmen, ich schriebe hier etwas, damit es Ihnen gefällt.

      [Es soll mal eine Aufnahmeprüfungs-Reform bei der Berliner Polizei gegeben haben. Zu viele Anwärter hätten zu viele Rechtschreibefehler in den Diktaten gemacht. Also habe man Diktate aus der Aufnahmeprüfung herausgenommen.]

    2. Wer Rechtsschreibfehler macht ist also dumm, dann ist Gabriel Garcia Marquez sehr dumm, der bekam seine Briefe die er an seine Mutter schickte regelmässig mit Korrekturen zurück, ja, Marquez ist dumm, es muss wunderbar sein, dumm zu sein, allerdings ist er kein Polzist und deshalb nochmal einen Grund ihn zu mögen, denn Polizist sein ist seltsam, seltsam und macht durchaus dumm, selbst wenn der ein oder andere von Ihnen schreiben kann ohne auch nur einen Fehler zu machen, es ist und bleibt ein zumindestens seltsamer Beruf.
      Aber Feler (dat war extra) machen ist nicht dumm, überhaupt nicht. Arroganz ist dumm, braucht kein Mensch. Aber manche brauchen sie eben doch und das ist dumm

  2. Nö, gefallen müssen Sie mir nicht, tun sie aber doch ziemlich, ob Sie wollen oder nicht.
    Verallgemeinerungen sind dumm.
    Schriftsteller sind dumm.Schriftsteller sind genial.
    Wo kommen die besseren Gefühle auf?

    Überall gibt es so´ne und so´ne. man sollte vermeiden, andere zu verletzen.

  3. Brassens und die Zebrastreifen “Je traverse dans les clous car je ne veux rien avoir à faire avec la maréchaussée”, pflegte der anarchistische Sänger und Komponist Georges Brassens. Was ungefähr heisst: “Ich überquere die Strasse in den Zebrastreifen, weil ich mit der Polizei nichts zu tun haben will”.

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