Arbeitsjournal. Mittwoch, der 22. Juli 2009.

7.21 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Erst kurz vor sieben aufgestanden, hab allerdings nachts, nachdem ich von den Fünf Sektoren zurückwar, noch bis halb zwei Uhr Faulkner weitergelesen. Gleich nach dem Aufwachen die eine Skizzeneite der Brüste der Béart angeschaut, die ich mir gestern vor den Sektoren noch ausgedruckt hatte, um sie, die Seite, nicht die Brüste, bei mir zu haben; und geh jetzt gleich wieder dran und drüber und schreib weiter. Um von dem Text hier was einzustellen, ist es definitiv noch zu früh.
Latte macchiato, Pfeife. Schaun, ob was im Netz war.
Nachmittags geh ich wieder segeln, das haben wir am Sonntag nachmittag vereinbart.

14.10 Uhr:
Das, Αναδυομένη, war jetzt gut eben, geradezu erlösend… Den ganzen Morgen über machte mich dieses Die-Brüste-der-Béart-Gedicht dermaßen fickrig, obwohl ich dauernd nur abstraktes Zeug schrieb, daß ich dann anfing, wieder in die Kontaktforen zu surfen, Pornochen ansah, aber den Druck nicht selbst lösen wollte, irgendwie aus Stolz, irgendwie, weil ich ihn ins Gedicht bekommen will, aber ja weiß, das geht gar nicht, also duschte ich nicht mal, das Bett ist immer noch nicht gemacht, was dann, als unerwarteterweise Αναδυομένη erschien, eigentlich was von Vor(her)sehung hatte… Mann, ich war sowas von… von… na wurscht jetzt. Der Vormittag verstrich, und ich bin nun bei zig neuen Foren Mitglied und finde dauernd Unfug in den Mails, Bestätigungsunfug, den ich einfach weglösche… wenn Daniello wüßte, würd’ er mir was husten (ich verwend ja immer ihn als Anonym), also lesen Sie weg, lesen Sie nicht her aus Ihrem Wien.
Duschen und nüchtern werden. Nicht mal am Cello war ich bisher. Zu segeln nachher, hab ich gecancelt, aber der Profi, der anrief, sagte sowieso: „Ist gar kein Wind…“ Am Wochenende fahrn wir an den Döllnsee, aber vorher, am Samstag, folge ich ausnahmsweise mal einem Aufruf des PENs:AMNESTY INTERNATIONAL, REPORTER OHNE GRENZEN UND P.E.N. FORDERN MENSCHENRECHTE UND MEDIENFREIHEIT
DATUM: SAMSTAG, 25. JULI 2009
ZEIT: 13:00-15.00 UHR
ORT: POTSDAMER PLATZ / ECKE STRESEMANNSTRAßE
Am 25. Juli 2009 werden sich Menschen weltweit versammeln, um ihre Solidarität mit den Iranerinnen und Iranern auszudrücken, die in den vergangenen Wochen friedlich für ihre Rechte demonstriert haben und Opfer staatlicher Unterdrückung wurden. Gegen die Protestierenden gingen die Bereitschaftspolizei und paramilitärische Basidsch-Milizen oft mit brutaler Härte vor. Viele wurden dabei getötet, mehrere hundert verletzt. Schätzungen zufolge wurden bisher mehr als 2.000 Menschen festgenommen, 41 Journalistinnen und Journalisten sind inhaftiert. Anlass für die Proteste war die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinedschad am 12. Juni 2009. (…) Der Aktionstag verfolgt keine parteipolitische Agenda, sondern fordert den Schutz der international anerkannten Rechte der iranischen Bürgerinnen und Bürger. Alle Teilnehmenden werden gebeten, die Kundgebung nicht für parteipolitische Zwecke zu nutzen und auf entsprechende Plakate, Fahnen, Symbole und Parolen zu verzichten. Als Zeichen des Mitgefühls sollten alle in schwarzer Kleidung erscheinen.
Danach werd ich die Tintenfische schnappen, die ich vormittags kaufen will, und mit dem Profi losfahrn. „Nimm das Gedicht mit. Vielleicht kommst du am Wasser damit weiter.“

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 22. Juli 2009.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .