Dienstag 4. August 2009

Als um 5:30 Uhr der Handy-Wecker klingelte wusste ich erst mal gar nicht was er von mir wollte, vielmehr was ich von mir gewollt hatte, als ich ihn stellte. Dann dämmerte es mir – Laufen. Ok, ich wälzte mich aus dem Bett, versuchte so leise wie möglich zu sein und schaffte es auch unbemerkt zu entschwinden. Auf der Strecke dann lief es ungeahnte gut, leider konnte ich wegen Handy-Stoppuhr-Felhfunktion meine Zeit nicht nehmen, was mich nachhaltig betrübte, denn heute war ich sicher schnell.
Zu Haus erwarteten mich alle wach, Frühstück mit Müsli und Milchkaffee. In der Zeitung über Pynchons neues Buch gelesen und darüber, dass Delfine nach linguistischen Regeln schwimmen. Vereinfacht gesagt sind die am häufigsten benutzten Wörter einer Sprache auch die kürzesten, für das Deutsche ist es das Wort „der“. Delfine gleich wohl versuchen mit dem geringsten Kraftaufwand und kleinsten Bewegungen die Ozeane zu durchkreuzen. Ihre Verhaltensmuster gehorchen dem gleichen Gesetz der Kürze, wie die menschliche Sprache. Die Wissenschaftler leiten daraus ab, dass wenn Sprache nach ähnlichen Prinzipien aufgebaut sein sollte wie biologische Systeme, Zoologen in Zukunft, auch Bücher zu Objekten ihrer Forschung erklären sollten. Mich wundert’s nicht.
Körperpflege, die Beine mussten enthaarte werden, die Füße wären auch mal dran, die Zehen haben Lackschäden, aber das ist eine längere Prozedur und nichts für den Morgen. Noch schnell ein Hemd gebügelt für B. und mein T-Shirt gleich mit weil ich sowieso dabei war. Den Jungen zum Fussballcamp, dann mit dem Mädchen los Einkaufen. Ich besuchte eins dieser Center, musste dazu eine Station mit der S-Bahn fahren, die im Moment nur spärlich fährt. Es hat nicht lange gedauert, ich hatte gestern schon so einen Anflug, als der Gestank eines Menschen bei Penny mir fast den Atem verschlug und ich war wieder voll Misanthrop. Ich kann Menschen mögen, aber es fällt mir nicht selbstverständlich leicht. Kommen bestimmte Faktoren dazu wie Hitze, größer Massen von Menschen, hoher Stresslevel, dann kann ich eigentlich niemanden mehr so richtig mögen. Zurück zu Hause, schnell zwei Scheiben Vollkornbrot mit vegetarischer Paste und Sprossen verdrückt, dem Mädchen einen Toast mit Fleischwurst gemacht, den sie dann zu Gunsten einer Banane nicht auf aß – nun gut, heute Abend gibt es Spaghetti.
Gestern Abend noch las ich eine Geschichte von Martin R. Dean vor, in der er einen Soldaten über Männer sagen läst: „Ein Leben lang muß man sich verbessern, wie ein Ding, ein Gerät. Deswegen der Drang, sich am Körper einer Frau zu vervollkommnen. Immer wieder, Madame.“ ( aus: Bettina Hesse (Hg.): Heiss Und Innig). So, wiederum habe ich Männer noch nie gesehen, als derart unvollkommen… allerdings , habe ich ANHs Béart Gedicht sofort verstanden, diese Liebe zur Frau. Was ich aber nicht begreifen kann, oder nur wieder mit naturwissenschaftlichen Theorien glaube erklären zu können, ist die Tatsache das Frauen Männer nicht lieben können. Nicht in so einer vollkommenen Art wie Männer das tun. Schaut man sich die Kunst an, dann entstanden viele Bilder aus
Liebe zur Frau. Nicht zu einer Frau, sonder zu den Frauen. Weshalb ich auch Richard Phillips, Marblehead 1962, Negation of the Universe, als poetisch empfinde, also große Liebeserklärung. (Mit Dank an Paul Reichenbach)
13:40 Uhr Zeit für einen kurzen Mittagschlaf.