A. D. XVII Kal. Sept. Anno 2762 a.u.c.

Siebzehnter Tag vor den Kalenden. Dies comitialis.
Rasch ausnutzen die Gelegenheit der heute am Vormittag offenen Supermärkte. Mineralwasser, Obst und das Abendessen fehlte. Nur Kartoffeln mag ich nun auch wieder nicht. Es war entsprechend voll nach dem gestrigen Feiertag. Hochsommerblößen in allen Formen und Farben (…auf des Sommers Geheiß (gouttes)). Weil aber alle an den Pfirsichen herumgrapschten, entschied ich mich für Birnen. Deren eine, anstatt der üblichen Stulle, zu Mittag gegessen, mir dann den Magen sich nicht so anfühlen ließ, wie er sollte, nämlich gar nicht. Oder vielleicht war’s das dann doch gegessene Chemie-Hörnchen („Ah, Hörndl mein’S!“ – die einst gehabten Verständigungsschwierigkeiten in einem Schwarzwälder Bäckerladen (redseliger Fingerzeig)) mit dem Rest der Salami-Scheiben? Oder der in eins hinter die Binde gekippte halbe Liter Milch? Wahrscheinlich alles zusammen. Der emeritierte Eremit in mir ist immer beileibe. Ein Ausdruck der mir einfiel, nachdem mich mittags die Neffenmutter angerufen. Die gestern abend den gestern näher kennengelernten Landschafter auch noch getroffen. Und erfuhr, daß über ihnen M.L. (gehört in die Reihe der Maria Luisas, bloß anders geschrieben) wohne, die Mutter des besten Freundes meiner semi-afrikanischen Neffen (eine Hälfte Senegal), des blonden Noè (eine Mischung aus Neapel und Holland). Und so schließen sich Kreise. Hatte bloß nie die Kreise nachgezogen als e.E. i.D. Definition meiner des Landschafters gegenüber der Neffenmutter: „poco tedesco“. Laß ich mir gern gefallen, diese fast abwesende Deutschheit. Er selber aber auch schon ungefähr ebenso lange abwesend, wenn ich’s richtig verstanden habe. Die Deutschen redeten immer nur übers Geld. Nach fünf Minuten fingen sie schon an, deswegen zu stöhnen. Wäre zu relativieren. Und Freund M. in Berlin wird sicher wieder von den Demütigungen bei der Arbeitsvermittlung erzählen, denen sein Freund U. als HartzIVer ausgesetzt ist. Und Cellini weiß von solchen Dingen ja auch mehr als ich mir hier träumen lasse. Sicher, es gibt auch die Zweckstöhner, die einfach nur bemitleidet werden wollen. Die kenne ich aber auch hier. Und es kommt auch auf die Leute an und darauf, was sie erwarten, das man ihnen erzählt. Also doch eher so ein kleiner gemeinsamer Nenner, wo man sich leichter wiedererkennt, als in den Dingen, die einen ganz persönlich interessieren. Was red’ ich mit meinem Schwager? Doch nicht über Gedichte oder darüber, daß ich am Anfang des Jahres Kafka in toto gelesen habe. Also sich herauswinden aus den einfachen Statements, die auf einer Unterscheidung der Welt in „sympathisch“ und „unsympathisch“ basiert. Regen aber peitschte am Nachmittag. Mich gegen die Balkontür gestemmt. Die Dächer wedelten mit Regenfahnen. Dabei hatte es nur zweimal zur Warnung geknallt, und im Süden der Himmel war blau. Die Bäume mit Linksdrall. G.L. träufelte Honig in die Regengedanken. Stand Grizzly-Like vor mir und fraß mich. Möglich, daß sich so ein Stück Fleisch vorkommt auf dem Teller vor eines hungrigen Menschen Leib. BeiLeib. BeiLeib. Die Horizontlinie. Er zittert sie empor.

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