Mittwoch 09.09.09

Laufpause. Mein Knie muckert. Da hat mich der Ehrgeiz, sagt B., und es sei doch Quatsch, auf Zeit zu laufen, entscheidend sei doch die 15 Runden zu machen. Ich und Ehrgeiz, pah. Nie und nimmer, war ich noch nie – ehrgeizig. Diese Mädchen mit exaktem Mittelscheitel, der gestochenen Schreibschrift, der Ordnung im Ranzen, die waren ehrgeizig. Immer lieb, immer gefallen wollen, immer beste Noten habe. Ehrgeiz pah!
Sinniere, was für ein Tag das heute überhaupt schon wieder gewesen ist. Ohne Schlüssel aus dem Haus, also in total überfüllter U-Bahn den Weg zurückgelegt, den ich so viel lieber mit dem Fahrrad fahre, egal bei welchem Wetter.
Diese vielen Menschen, mit denen man erst in einem unterirdischen Tunnel und dann in der Bahn eingeklemmt ist. Nein ich will das gar nicht hören, was der da seinem Kollegen erzählt, und ich will auch das Foto von der Katze nicht sehen, die von einer dicken Männerpranke am Bauch gekrault wird, das die Frau da als Lesezeichen nimmt. Nein ich will die Retro-80er-Mode der Teenes nicht sehen, den rosa Nagellack und die graue Plastiksonnenbrille nicht. Nein, nein, nein! Ich kann mich zwar an der Stange festhalten und die Augen schließen, aber dann muss ich immer noch zuhören, das kam mir in den Sinn, ich las es gestern Abend

Oft bat die schweren Weine ich vermessen,
Kurz einzuschläfern meiner Schrecknis Bohren;
Doch Wein schärft Augen und verfeinert die Ohren!

Noch immer läst mich das nicht los. Mann. Anwar längst schon gab mir den Auftrag das auszuarbeiten. Mit B. erstellte ich eine Art Liste, was einen Mann ausmacht, vielmehr was ihn nicht ausmacht, das ist so, als hielte ich ein Negativ in der Hand, von dem ich nicht weiß, wie daraus das Positiv zu machen ist. „Sie sind so selten geworden, die Männer“. Ich sollte das Frauen fragen, was einen Mann ausmacht, schon alleine herauszufinden, wieviele darüber nachdenken, wäre spannend. Wenn ich aber Frauen frage, muss ich versuchen, nicht zu urteilen über diese Frau. Ich bin so schrecklich kritisch mit meinem Geschlecht. Das Ganze wächst sich aus. Bitte, ich möchte nicht so Inamäßig neue Männer fordern und auch nicht zurück zu alten Rollen, wie I. vielleicht glaubt. Ich will das nur für mich definieren. Was ein Mann für mich ist. Ich vergesse dabei nicht, dass auch ein Mann ein Mensch ist und Schwächen hat. Ganz große und ganz unglaublich wundervolle Schwächen kenne ich von Männern. Toll das. Ich sollte das mit einbeziehen. Werde ich auch.

11:31 schon viel zu spät drann…