A.D. III Id. Sept. Anno 2762 a.u.c.

Dritter Tag vor den Iden. Dies comitialis. Spiele. Es weht der Favonius oder der Africus. Es geht zur Hälfte die Jungfrau auf (Columella).
Nichts hinter den Spiegeln. Eine Lederjacke, noch eine, noch eine. Hätte ich eine anprobiert, ich wäre zum Spott der Lederjacke geworden. Dies aber auch nur sagend, um diese Möglichkeit nicht auszuschließen. Wie sonst auch. Da sich nichts tat arbeitsmäßig, nach Terni aufgebrochen, in der Rechtskurve auf der linken Spur im Tunnel und bergab vorbei an den LKWs. So geht das immer gleich los. Zerstreuter Blick in die Mulde unterm Hebel der Handbremse: Handy vergessen. Wenn sich schon nichts tut, wenigstens erreichbar sein und sich nicht hinterher die Hände abknabbern, falls… Kein Stadtbummel mithin, um vor fünf wieder hier zu sein. Ich werde S. heute fragen, ob sie sich mich in einer Lederjacke vorstellen könne. Geht eben etwas vom Beiseitegelegten weg. Aber noch einen Winter im Mantel meines Ex-Schwiegervaters? Oder alternativ mit der Jacke des Neffen? Ähnlich plane ich, wegen der Wohnung vorzugehen. Eine Hauruckinvestition. Möglicherweise. Küche, Schlafzimmer. Dann ist die Fassade doch etwas aufgemöbelt. Die Phase des Endlich-Allein scheint in eine andere Phase überzugehen, in der das Endlich-Allein allein nicht mehr ausreicht. Fast eine Art Post-Konsequenz im vorhinein mein Vorschlag heute, Sonntag dem Soratte aufs Haupt zu steigen (wohl eher mit dem Auto und nur ein Stückchen zu Fuß) und dort zu picknicken, da das von S. ventilierte Mittagessen bei ihr wegen mangelnder Zusagen ausfällt. Also dem Alleinigen aufs Haupt. Wettervorbehaltlich selbstredend. Der Spiegel kristallisiert das Bild, das man von sich hat, auch wenn man sich im Schaufenster immer wieder überrascht: Wie fremd! Wie die eigene aufgenommene Stimme nicht als eigene wiedererkannt wird. Mit der Folge, daß man am Ende die Leute selbst, die man sieht, für eigene Spiegelbilder hält in einem Fremd- und Fremder-Werden. Dabei war die Verkäuferin doch sehr nett, die mir einen Promo-Gutschein überreichte. „Wenn Sie drei Stücke aus der neuen Kollektion kaufen, haben sie 30% Rabatt auf eines der Stücke.“ Abwiegeln, denkt es in mir sofort. Kaum krieg’ ich eine Antwort zustande. Tür aus den Angeln, geht weder auf noch zu. Die Unduldsamkeit in mir gegenüber dem Egoarchen (wie ihn ein Kolumnist ständig apostrophiert) B.Lusconi ist auch eine Abwehrhandlung des eigenen Ego. Le fragili frasche nel vento. Andere mögen hingegen in ihm eine Rechtfertigung ihres eigenen Handelns sehen. Verwundert mich nicht. S. habe sich in Südtirol über den ‚sozialen Geist’ gewundert, der dort herrsche. Ich übersetzte es ihr mit Gemeinsinn, dessen Fehlen mir hier nach meiner Ankunft sofort auffiel, auch bei O. Der Hort der Familie, der alles erlaubt ist. Nach außen hin. Ich meine wohl den gemeinen G.L.eichschritt-Sinn? Parade im Arsch? Na ja, dies eine Foto, ich da auf der Dorfstraße zum allgemeinen Amüsement zum Privatinitiativ-Parademarsch angetreten beim Schützenfest… Muß wohl grad in die Schule gekommen sein. Und? Lieber die Lärche anschauen, die apotropäisch dem Berge zugestikuliert.

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