9.56 Uhr:
Gut, daß ich nicht Aristoteles bin. Besser dann doch Alexander.
Bis fast drei Uhr nachts Filme geguckt, auch formal beeindruckend, also für einen Thriller, >>>> Bedingungslos; es gibt darin eine Szene, die das Geschlecht Julias öffnet, in dem sie es geschlossen läßt; eine Männerhand legt sich darüber. Jonas will das Geheimnis gar nicht wissen. Etwas zu wissen, ist immer auch Entweihung. Man muß wissen u n d nicht wissen können. Kann sein, daß das mißlingt, es ist sogar wahrscheinlich. Doch um so lockender. Jonas stirbt dann, man kann sagen: versehentlich. Ein Priester dachte, der Vorhang sei gehoben worden. War er aber nicht. Er hat nur immer weiter >>>> den Fuß der Isis geküßt. Soviel >>>> zum fluffig-leichten Erzählen. Eine Löwin hat mir das, in einem ganz anderen Sinn und Zusammenhang, zu einer Art Vorwurf gemacht, so daß ich nur noch die Augen schließen konnte und blind wie ein Zen-Bogenschütze das Ziel focussieren mußte.
Soeben die Zweite Elegie in der Umformung fertigbekommen; zur Umgestaltung selbst schreibe ich nachher eigens ein Notat für Die Dschungel, deswegen hier jetzt nicht mehr. Muß auch schnell los, das Video wegbringen, damit ich nicht draufzahlen muß (Übernachtausleihe mit Sonderpreis). Wenn ich zurückkomm, geh ich an die dritte Elegie. Ich bin jetzt ganz drin.
12.01 Uhr:
Also >>>> das Arbeitsnotat. „Neben“her läuft die Scelsi-CD, Vol. 1, die nun endlich nachgeliefert worden ist, so daß ich in der kommenden Woche meine FAZ-Besprechung der ersten vier >>>> CDs der neuen Werkausgabe schreiben kann. Eine nach wie vor enorm magische Musik. Stichwort „Selbstideologisierung“, und zwar als Reaktion auf allgemeine Abwehr; Scelsi war als Komponist weitgehend abgelehnt in italienischen und anderen, den maßgeblichen „Szenen“ der Neuen Musik; seine Selbstideologisierung setzte ihn dann durch; man kann das gleichermaßen als Trick eines geschickten Marketings ansehen wie als etwas, das wirklich glaubt; „gleichzeitig“ meine ich ernst: es ist fast immer falsch, wenn man sagt, die Wahrheit liegt in der Mitte. Sowas sagen Mittelmäßler. Vielmehr liegt Wahrheit in den gleichzeitigen, dabei einander ausschließenden Extremen.
Dritte Elegie.
Oh doch! Sie ahnte. Vielmehr sie wusste! Sie war verletzt weil sie lesen musste und nicht gesagt bekam, obwohl sie seinen Atem roch, seine Stimme hörte, ohne ein etwas dazwischen, im selben Raum, mit Frühstück meist.
Ana