Freitag, 16. Oktober 2009

Laufen. Jetzt immer ohne Uhr, denn vielmehr als das Streben nach Leistung, ist es nun Therapie. Es soll mich klären. Tut es auch. Meinen Körper beschäftigen, der sich sehnt nach etwas, das im Moment nicht möglich ist. Wie feierte ich die Erweckung gab mich ihr ganz hin. Nun muss ich damit leben, dass mein Körper fordert, meine Seele gleich mit und ich es nicht leben kann.
Laufen ist Ablenkung, auch für die Seele. Mein Körper nimmt es an, läuft mechanisch die Runden, sind es schon sieben? Oder erst sechs? Jedes mal verzähle ich mich, der Rhythmus gibt meinem Geist Freiheit und der nutzt sie. Viele gute Gedanken fliegen mich an, wenn ich zu Hause bin, erinnere ich sie meist nicht mehr. „Die Sachen kommen wieder“ sagt Anwar und er hat recht, was wichtig ist taucht wieder auf.
Heute Morgen die Schauspielerin Corinna Harfouch im Feature auf radioeins sehr klug über die Schauspielerei: was eigentlich jeden Schauspieler auf Dauer fast verrückt machte, sei das Gefühl, jeder andere wüsste, dass alles nur gespielt ist, dass dahinter gar nichts ist, das man gar nichts kann.
Das warf mich zurück auf den Film Hierankl mit einer grandiosen Johanna Wokalek. Wie Harfouch, Stahl oder Bierbichler ist sie die Person die sie spielt mit einer unglaublichen Präsenz. Sie ist die Lene, die Tochter im Film, man denkt nicht es ist die Wokalek – ob diese Schauspieler auch so echte Menschen im wahren Leben sind kann ich nicht beurteilen, solange sie spielen sind sie es.
Echte Menschen – eigene Wege – zurück zum ich. „Ins ICH geworfen“ schieb mir H. das war eine gute Beschreibung für meine Situation.

Arbeit an einem neuen Projekt. Lange gute und wichtige Gespräche über skype, die mir weiter halfen, die mich bestätigten auf meinem Weg. Eine alte Freundin schrieb nach langer Zeit, ich fand gestern ihre Mail.
Wie einem Menschen im Leben bleiben, über Distanzen und Zeit hinweg. „Ich denke oft an Dich“ schrieb sie mir, „ich auch an Dich“ dachte ich.
Diese Mail war auch ein Zeichen, diese Richtung wünsche ich mir auch für einen anderen Teil meines Lebens. Dieses Beieinander bleiben, auch wenn man nicht zusammen ist.

11:46 Uhr Projektarbeit, aufräumen, einkaufen, lesen und nachdenken. Tee – mir ist kalt.