Genet, Spucke & Betriebsfett. 24.11. 2009. Paul Reichenbach gestikuliert.

Es geht um Gesten, lautlose, schnalzende, klimpernde und/oder Zeigefinger haftende Vektoren, die Gott wer weiß wohin weisen und allesamt zur Sprache gehören. Um pfiffartige Geräusche, die wie ein Notenschlüssel dem Kontext vorangehen etc., geht es natürlich auch. Es gibt Gesten, die ein Individuum umschränken. Dazu muss man auch, neben Bohrungen mit spitzen Gegenständen in Gehörgängen, die Betriebsfett ans Tageslicht bringen, umfangreiche Bohrversuche in beide Nasenlöcher zählen, auf die manche ebenso erpicht sind, wie aufs Rückenkratzen bei Nachdenklichkeit. Jean Genet, Sie erinnern sich, das ist der Typ, der sich “verbrecherisch” in Literaturgeschichten geschmuggelt hat. Also dieser Jean Genet hat eine bestimmte Art des Spuckens verherrlicht, die er an einem von ihm geliebten Verbrecher bewunderte. Spucken eine Gestenform, die lange in Deutschland vergessen gewesen ist, feiert seit einigen Jahren in Innenstädten ihr Revival. Erst gestern bin ich in eine Ulle gelatscht, die mich dann bis zur Haustür an den Schuhsohlen verfolgt hat. Ob das zähe Schleimgewürg ähnlich literatur- und damit salonfähig wie Genets rotzender Verbrecher werden wird, ist zu bezweifeln.

Kein neuer Einfall würde der Pressesprecher der >>>>BSG*„Literatur“ dann verkünden, hat schon Genet geschrieben. Aus dem Alter, wo ich mich mit Vorständen angelegt habe, bin ich raus. Ergo lass ich Genet spucken, und behalt meinen Rotz für mich.
Die Geste im Dialog, das unterscheidet sie wesentlich vom individuellen Spucken, Bohren, Kratzen und dgl., geht mehr vom Wort als von der Person der Handlungsträger aus. Das gesamte System der die Worte begleitenden und von ihnen begleiteten Gesten hier aufzuzeichnen, muss vorläufiges unerfülltes Desiderat bleiben. Aus diesem Grund hör ich hier für heute auf, wende mich vom Tb ab und meiner „Arbeit“ zu.

*BSG = Betriebssportgemeinschaft.

Bildquelle: >>>>Speichel-Amylase

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