Mittwoch, 25. November 2009

Ich war jetzt lange still.
Ich musste nachdenken.
Dinge an ihren Platz rücken, mich wieder einnorden.

Da lag mir plötzlich Hannah Ahrendt vor den Füßen. Oder viel mehr kommt es mir vor als sei sie in meinen inneren Dialog getreten, als wolle auch sie mir den Kopf ein wenig richten bei der Frage was ich HIER eigentlich tue. Warum ich hier bin und warum ich hier schreibe. Ich suche mein Selbst, ich versuche mich zu reflektieren, so wie ein junger Dichter vor kurzem sagte, die Notwendigkeit ein Wort neben das andere zu setzen, um dem ersten seine Berechtigung zu geben. Zu dem Teil, der sich hier reflektiert muss ich das zweite Wort finden, das dieses sein hier berechtigt. Das schwingt schon lange in mir hin und her.

(…) Sobald wir anfangen, von Dingen auch nur zu sprechen, deren Erfahrungsort im Privaten und Intimen liegt, stellen wir sie heraus in einen Bereich, in dem sie eine Wirklichkeit erhalten, die sie ungeachtet der Intensität, mit der sie uns betroffen haben mögen, vorher nie erreicht haben. Die Gegenwart anderer, die sehen, was wir sehen, und hören, was wir hören, (ich möchte um „lesen was wir schreiben“ ergänzen, der Text ist von 1958) versichert uns der Realität der Welt und unser selbst; und wenn auch die vollentwickelte Intimität des privaten Innenlebens, die weir der Neuzeit und dem Niedergang des Öffentlichen zu danken haben, die Skala subjektiven Fühlens und privaten Empfindens aufs höchste gesteigert und bereichert hat, so konnten doch diese Intensivierung naturgemäß nur auf Kosten des Vertrauens in die Wirklichkeit der Welt und der in ihr erscheinenden Menschen zustande kommen.
(…)

Aus Hannah Ahrendt: „Vita activa“ oder Vom tätigen Leben