Döllnseejournal. Sonntag, der 29. November 2009. Der Nachtgesang kommt aus Berlin.

9.46 Uhr:
[Döllnsee, Seeblick. Paolo Conte, Elegia.]Bis lange in die Nacht mit dem Profi über dem Kinderbuch fantasiert mit irre viel Freude an den Einfällen und, ja, am Alkohol, viel auch notiert; heute morgen, als ich (um Viertel nach acht!) in die Küche kam, lag ein Zettel auf dem Laptop: „Kaiser (10 Jahr alt) zu Mennes (9 Jahre alt) Vater (55 Jahre alt): ‚…keine teilmotorische Handlung jetzt mehr!’!” Kaiser ist altklug vor Pfiffigkeit; überhaupt ist das ganze „Katastrophen-Quartett” altklug zum Schreien; aber alle vier, immer und jede/r, haben recht. Das führt in die hübschesten Momenten: so, wie sich Eltern Kinder nun mal gerade n i c h t vorstellen. Gut, ich war dann von Bier und Old Monk derart betrunken, daß ich dringend ins Bett mußte.
Heute morgen dann noch v o r dem Kaffee hinaus, um am See Tonaufnahmen für das >>>> Danz-Stück zu machen. Aber überall – was unser Gehirn einfach aus dem Bewußtsein filtriert, ist auf solchen Aufnahmen immer zu hören – überall rauscht ferner Autoverkehr darunter. Die Welt ist gar nicht mehr denkbar, offenbar, ohne das. S o gesehen, scheinen mir Danz’ Gedichte eine Suche nach der Stille zu sein, einer Stille der Heimat, die wir vergessen haben: die nicht-technische Stille, die Stille vor der Technik. Wer viel mit dem Ohr arbeitet und viel mit dem Ohr hört, beginnt zu verstehen.

Der Profi bereitet den Kaffee, meinen zweiten, in einer alten französischen Tasse. Ich werde aus ihr trinken, wie wenn es شجرة wäre. Am Schreibtischchen liegen Ransmayrs Letzte Welt und Cervantes’ „beispielhaften Novellen”, sowie, unumgänglich in diesen Wochen, Daniela Danz. Serimunt.

10.24 Uhr:
[Der Profi hat Blind Faith aufgelegt.]
Nix „Elegia” mehr. Aber es gibt ja gleich Frühstück. Ich fantasiere derweil an den Skizzen des Kinderbuchs herum und werfe immer mal wieder einen Blick in Skype, ob sich die Löwin endlich reckt. Auch geht’s gleich wieder ab in die Sauna. Gegen 16 Uhr werden wir heimfahren.
Aua, jetzt Sinéad O’Connor. Hörschmerz aus Zuckerguß.

0.22 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Zurück. Reisevorbereitungen für die Serengeti. Und wie gut, daß ich hier für Ordnung gesorgt hatte; g a n z anderes Heimkommen…
Weiterer Saunagang heute, dann an dem Kinderbuch gewesen und auch begonnen, das Skript für mein Danz-Hörstück zu schreiben, mit dem ich sofort weitermachen werde, wenn ich am Mittwoch aus der Serengeti zurückbin; evtl. arbeite ich aber auch da schon dran, denn wahrscheinlich habe ich morgen mittag die ersten Kapitel des Kinderbuches verlagsfertig, so daß ich sie am Mittwoch hinausschicken kann. Dann, Hals über Hirn, n u r noch Danz, bis zum 8.12., wenn im Studio aufgenomen werden wird. Danach bis zum 15. nur Produktion, dann abgeben, dann hab ich noch sieben Tage Zeit für die Steuer. Ist das vom Tisch, geht es an Weihnachten. Unbedingt aber möchte ich in diesem Dezember wieder Cellounterricht nehmen und auch üben. Zwischendurch sind noch die Verlagsgespräche wegen der Bamberger Elegien, bzw. auch wegen der Essays zu führen.
So, Kleidung heraussuchen, soweit alles packen; morgen früh schreibe ich hier vielleicht noch etwas hinein. Die Zugfahrt gilt dem Kinderbuch.
Gute Nacht, Leser. شجرة erwartet mich.

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