Georg Forster. 03.12. 2009. Paul Reichenbach. Notizen.

„Es ist das große Vorrecht der Kunst, im idealsten Teil unseres Wesens wirksam zu werden, unser Gefühl und unseren Verstand anzuregen und gleichsam neue Schöpfungen, Empfindungen, die wir noch nicht kannten, Gedankenreihen, die sonst nie wirklich geworden wären, hervorzubringen.“
Georg Forster, Erinnerungen an Chodowiecki

In die Utopie eintreten, Mögliches in Reales verwandeln zu wollen, liquidiert diese. Russland scheiterte folgerichtig so.

Es gab in der DDR meiner Kindheit wenig moderne Reiseliteratur, die mir die Welt außerhalb des „Sozialistischen Lagers“ gezeigt hätte. Die einzigen nennenswerten Autoren, die mir aus meiner Jungenzeit erinnerlich sind, sind die Tschechen Hanzelka und Zikmund. Beide umreisten mit ihrem legendären Tatra Welt – und Erdteile, Länder, Landschaften und Völker nach denen sich ein 10 – 13 jähriger sehnt.Vor allem ihre Südamerikabände faszinierten mich und regten meine Phantasie immer aufs Neue an. Wunderbare gestaltete Bände mit vielen Fotografien sind das gewesen. Jedes Jahr freute ich mich schon deshalb auf Weihnachten, weil zu 100% ein Band unterm Tannenbaum zu liegen kam, der natürlich gleich am Heiligabend zu lesen angefangen wurde. Familie war da abgemeldet. Gänsebraten, Westkakao und bunte Smarties interessierten nicht mehr. Cousins, mit denen ich gemeinsam bei unserer Großmutter aufwuchs fielen meiner Verachtung anheim. Was sie geschenkt bekommen hatten und was sie selbst dazu meinten, war mir schnuppe. Kein Feuerwehrauto, kein Legobausteinkasten schaffte es mich von meiner Lektüre aufschauen zu lassen. Ich war einfach weg. Tauchte in den Amazonas ein, fischte mit den Indios oder wanderte über die Anden hin nach Peru. Inkas schauen. Später dann, so ungefähr mit 15 oder 16, nährten Leute wie Georg Forster, Humboldt, Alexis, Fontane, Stevenson und Joseph Conrad und natürlich Karl May ( Ausgaben von vor 1933) meine Weltsucht. Außer Alexis begleiten sie mich noch heute.
Hanzelka lernte ich 1978 in einer Chartistenwohnung in Prag kennen. Er war ein beeindruckender Mann, ein Erstunterzeichner der Charta 77, der sich nicht damit begnügt hat nach der Okkupation der CSSR, dem Treiben Husaks nur zu zuschauen..

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