19. Tag des Jahres ZwanzigZehn

Völlig übermüdet. Gestern war schon so ein müder Tag, ohne dass es dafür eine plausible Erklärung gegeben hätte. In der Nacht um zwei Uhr zwanzig vom Schneeräumdienst geweckt, danach nur schwer wieder in den Schlaf gefunden, zu viel ging mir durch den Kopf. Besonders die Nachricht von S. ließ mich nicht weiter schlafen. Sie wirft ihr ganzes Leben um. Abermals. Sie gibt mir auch einen Grund dafür, will sich von allem „alten“ verabschieden, aber so lange gehöre ich doch noch gar nicht dazu… denke ich, ich bin so eine Art Kollateralschaden. Reisenden stellt man sich nicht in den Weg, ich winke mit einem Taschentuch und einer Träne im Auge. „Schau ab und zu in deine Mails“ gab ich ihr noch mit „sonst bin ich so einsam hier“ und sie gab mir den Hinweis einige gemeinsame Bekannte seien noch nicht informiert.
Das beschäftigt mich auch heute, ich bin in einer ganz seltsamen Verfassung, angekränkelt, ich habe wohl jetzt die erste Erkältung dieses Winters, das macht mich immer ein wenig benommen und der Schlafmangel, gekrönt von ungestillter Lust. In dieser seltsamen Wachphase letzte Nacht ging mir auch Ds Frage nach dem Wort mit L durch den Kopf. Ich sagte nein und ja dazu, er fand diese Differenzierung großartig, wie auch sollte es anders gehen, als klar zu unterscheiden. Da ist mein Leben, meine Familie und da ist er. Er kann einen Teil von mir haben, wenn er möchte, mehr nicht. Mehr will er nicht. So ist es gut.
Gut auch, wenn ich gestern nicht viel schaffte an den Paragraphen und Verordnungen, so war doch das was ich mir angeschaut hatte heute Morgen noch da. „Geht doch“ sagt B. und lächelt, der von meinem Kopf schon immer mehr gehalten hat als ich selbst.
Heute bleibt meine kleine Tochter mit mir zu Hause, sie ist auch verschnupft, hustet und hat ein entzündetes Auge. Später, ich bekam einen Not-Anruf, werde ich auch noch den Sohn einer Freundin da haben, weil sie ihn nicht mit seinem Vater alleine lassen will. „Diesen Tag musst Du so nutzen wie er ist“ sagt B. zu mir als ich jammere, das mein Konzept den Bach runter geht, „erhole Dich, damit Du morgen weiter machen kannst“.
Es sind noch Mails zu schreiben, Telefonate zu führen, eigentlich fühle ich mich dazu nicht wirklich in der Lage… aber wat mut dat mut.