63. Tag des Jahres ZwanzigZehn

Oh ja, sich ins Mühelose zurückziehen, wenn das so einfach wäre. Ist es aber nicht. Ich finde eine Postkarte müheloser als eine Skype-Konversation und ficken, wen man gar nicht liebt, um jemanden ficken zu können, den man liebt, finde ich auch einen Weg, der nicht gerade einfacher ist. Stellt sich mir gleich die Frage, ja warum ficke ich den, den ich offensichtlich immer noch liebe, nicht mehr. Ach Liebe. Das ist ein Wort, das hat viele Schichten. Ich könnte jetzt ausholen und sagen, wen ich alles liebe und nicht ficke, aber das führte ja sofort zu blöden Missverständnissen und schließlich und endlich, geht es ja nicht nur um körperliche Liebe, es soll eigentlich etwas ganz anders sein und ist es in meinen Augen auch, nämlich ein Weg. Nur finden sich so wenige, die das verstehen und mich auf diesem Weg auch noch begleiten wollen. „Hobby“ hat das auch mal jemand genannt und „Hausfrau mit eingeschränkter Tagesfreizeit“ wurde ich auch schon genannt, nur noch, dass er mich nicht beschränkt nannte. Ich sagte: es sei ein intellektuelles Spiel, das fand mein Gesprächspartner gar nicht, denn es sei vielmehr psychologisch. Wortklauberei. Gerne immer reden, reden, mailen, mailen, skypen, skypen… viel zu viel Zeit verbringe ich im Moment damit. Das würde ich mir auch gerne mal verbieten. Nützt nur nichts, in mir wohnen zu viele Seelen, irgendeine findet immer den Power-Knopf.