Die Dschungel. Anderswelt.

Knöpfe sprangen heute. Erst der eine am Haus- und Schreibtischhosenschlitz, dann der andere irgendwo vom Hemd, das ich auszog aber nicht mehr kontrollierte, um mir für den Friseur ein anderes anzuziehen. Mich dazu durchgerungen nach postprandialen Flaute: tu was! Und mußte dauernd auf das eine Haarbüschel starren, das sich da auf meinem Schoß in die Farben Dunkelblond und Grau schied. Dunkelblond ist eine noch merkwürdigere Farbe als Schwarzweiß. Fast wollte ich fragen, wo er das weggeschnitten habe. Ein Langhaariger kam herein, seine Freundin zu begleiten, die sich die Haare blond färben lassen wollte. Auch da fiel mir ein, was ich Grilli hätte fragen können: ob er auch mal so lange Haare gehabt (ich jedenfalls schon), wäre indes gemein gewesen. Der hat nämlich keine. Herr Herbst sehe mir solche futilen Gedanken nach, die so eng an die Atmosphäre eines Friseursalons gebunden, in dem Ölbilder etwa eine Meeresoberfläche nachahmen, auf deren Mitte ein Boot abgebildet, wo jemand fischt, dessen baumelnde Beine nicht sehr eindeutig als solche zu erkennen sind, sondern eher aussehen wie ein sich in Tintenfischarme zerfasernder Leib. Oder sie stellen eine puppige Madonna dar mit Renaissancehintergedanken oder Sonnenberge über Stadtsilhouetten. Amelia? Ein Irgendwas. New York auf einem umbrischen Hügel. Aus dem Lautsprecher schrammelte ein altbekannter Schlager: Il cielo d’Irlanda… Fiorella Mannoia. M’annoia! Ich kehr’ vorm Supermarktgang bei der Tabaccaia ein und bin eifersüchtig auf den Kunden vor mir, weil sie mit dem vertrauter redet als mit mir. Ich gehe darüber hinweg, laß mir ein neues Rubbellos geben (hinterher: wieder eins umsonst), dann vorbei an den Regalen. Tadele vor mich hin. Deliziöse Städtebilder Benjamins: „Eine Frau trennte ihn von der Welt : mehr hat noch keiner von seiner besten Nacht sagen können.“ Ohne Zusatz.