ein grauer kittel und gummihandschuhe…

…. werden morgen und montag notwendig sein. meine güte… solch ein versifftes (mein zweiter arbeitsplatz ab dem nächsten monat) büro sah ich selten. ich öffnete eine schranktür: “was ist denn das?” “hmm… ja, das weiß ich auch nicht, hab noch nicht reingeguckt seitdem ich hier bin.” nächste schranktür: “ja, wenn sie mir das da oben raus holen, kann ich ihnen sicherlich sagen, was das ist…. ich bin ja so klein, hab keine leiter.” nächste schranktür: “wie… sechs diktiergeräte?” diese frau sitzt seit drei jahren in diesem büro, und weiß nicht, was sich hinter ihren schranktüren befindet. der schreibtisch ist derart verdreckt, hab mir heute eine neue tastatur und auch eine neue maus bestellt, beides werde ich nicht anfassen. ein kühlschrank… mit ohne inhalt, wenn man von den dicken schimmelschichten absieht, die kaffeemaschine hat krusten, der wasserkocher ist schleimig verpekt…. das wird alles rausfliegen, hab heute die ersten schritte eingeleitet, unseren hausmeister angerufen: “stellen sie bitte vor den raum nr. **** einen schrott- und müllcontainer hin, und entsorgen sie den elektronikschrott, der rechts neben der tür steht, ich brauch einen abschließbaren datencontainer, und einen für papier.” zu ihr: “ich geh davon aus, daß sie ihr büro noch aufräumen werden….” “wie, ich?… ist alles nicht meins, war alles schon vorher da.” nur mit müh und not konnte ich mich zurückhalten, rief beim it-service an, um halb fünf stand der junge mann vor mir, eine stunde später war alles so eingerichtet, wie ich es benötigen werde, aber auch so, wie mein zukünftiger chef es brauchen wird. der lief allerdings wie von der tarantel gestochen durch’s büro: “wo sind denn die kekse, ich hab noch nichts gegessen.” ich sah ihn an… “wieso nicht?” “er richtete seinen blick auf den bildschirm: “gucken sie mal in meinen kalender.” “ja, das sah ich schon, ist alles eine sache der koordination, für die mittagspause muß zeit sein.” dann schaute ich mir alles an, was so auf dem sideboard stand… ablagefach neben ablagefach…. “wozu die ganzen briefumschläge?” “die kollegen aus der abteilung holen sie sich hier immer ihre briefumschläge.” “wie bitte?, die kollegen werden künftig ihre benötigten briefumschläge in ihren büros lagern, und wieso stehen da in der ecke so viele getränkekisten?” “ja… ähh… die holen sich hier auch immer ihr mineralwasser ab.” “es gibt doch einen vorratsraum.” “ja, aber den leuten ist der weg zu weit.” “das sind ganze zehn meter….” “ja, also…. ich hab das alles von meiner vorgängerin so beibehalten, die leute sind’s gewohnt.” “prima, dann werden die kollegen sich umgewöhnen müssen.” “hört sich gut an, vielleicht schaffen sie es ja, sich durchzusetzen.” als ich sie ansah, war mir klar, wieso das büro sich diesem zustand befindet, fast hatte ich mitgefühl mit ihr. “ich weiß garnicht, wer meinen abschied organisiert, hoffentlich krieg ich wenigstens blumen”, antwortete sie traurig. “sind sie traurig, weil sie aufhören werden, oder sind sie traurig, weil sie vermuten, das es keine blumen geben wird.” “nee…ich bin froh, wenn ich aufhören kann, ich wollte diesen job sowieso nicht.” “ihren abschied organisiere ich, hat er es ihnen nicht gesagt?” “hab ja garnicht gefragt… wie denn auch, wir sehen uns ja kaum.” als wir dann so eine art übergabe machen wollten/sollten, konnte sie nichtemal genau sagen, was sie macht, hatte keinen überblick. “im grunde mach ich nur die termine für ihn, den rest macht er selbst.” also setzten wir uns hin, listeten auf. als wir damit fertig waren, sah sie sich das an: “wie, das mach alles ich?” “und das ist garnicht so wenig…” “ja, das sagen sie ihm mal, er weiß doch garnicht, was ich alles auf dem schreibtisch habe.” “naja… bis eben wirkte es so auf mich, daß sie das auch nicht recht wußten.” “stimmt, im grunde sind es die routinearbeiten, die nicht mehr wirklich als aufgaben wahrgenommen werden, von niemandem.” “was werden sie denn jetzt mit der ganzen Zeit anfangen, die ihnen künftig zur verfügung stehen wird, sie freuen sich sicherlich darauf.” “neee… nich wirklich, ich weiß beim besten willen noch nicht, was ich mit dieser ganzen zeit anfangen soll.”
wieder einmal verließ ich sehr nachdenklich das büro, sie tut mir so leid… leid ist aber auch nicht die richtige begrifflichkeit, zum einen, weil ihr leid nicht meines sein kann… zum anderen drückt diese formulierung immer ein sich über den anderen erheben aus… “sie tut mir leid”… warum tut sie mir leid, weil ich meine, daß ich das besser kann?, nein, das ist es nicht. “mitgefühl?”… drückt es auch nicht aus, weil ich immer wieder nicht nachvollziehen kann, daß so viele menschen sich im laufe ihres arbeitslebens von diesem so einnehmen lassen, daß sie sich selbst vergessen.
was mein rücken macht? der befindet sich auf dem wege der besserung. dieser therapeut ist klasse…. gestern war ich allerdings nach der behandlung wie einmal durchgewalkt…. geknetet, gedreht, gestreckt. wie auch immer, heute früh stand ich ohne schmerzen auf. tat unglaublich gut. zum abend hin wird’s dann wieder etwas schwieriger… aber auch das wird sich in den nächsten wochen geben. hab mir neben der therapeutischen behandlung ein eigenes übungsprogramm verordnet. wie eine der übungen ausieht? versuchen sie mal, mit nackten füßen auf dem boden stehend, nur mit der kraft der zehen ihren ganzen körper ein kleines stück weit nach vorn zu ziehen. geht nicht? doch geht… im grunde eine so harmlos aussehende übung, die aber auf das gesamte zusammenspiel der rückwärtigen muskelkette wirkt, somit auch auf die kleinen muskeln, die in der tiefe zwischen den wirbeln der lendenwirbelsäule sitzen, und auch auf die bänder, die die iliosakralgelenke mit dem kreuzbein verbinden. der therapeut sagte gestern: “das was sich da im augenblick in ihrem körper abspielt, ist systemisch.” gute antwort.