Sonntags-, ob auch Arbeitsjournal, ist eher ungewiß. 16. Mai 2010.

10.41 Uhr:
[Am Terrarium. Monteverdi, Marienvesper.]
Ein völlig ruhiger Sonntagmorgen, die Kleinen sind ausgesprochen freundlich, es gibt rein keine Schreierei, auch nicht des Bübchens, das sonst ständig quengelt. Und ich frage am Frühstückstisch: „Wollen wir >>>> ins Museum fahren, um Dinos anzugucken?” Allgemeine Begeisterung, auch meines „Großen”: „Ich geh aber sofort da in die Kristall-Ausstellung. Und nehme mir einen Malblock mit.”

Mal sehn, wann wir zurücksein werden. Wenn ich für den Tag der Kinder >>>> zuständig bin, dann solln sie ihn erleben. Ob ich Arbeit habe oder nicht.

20.18 Uhr:Also wirklich „nur” ein Kindertag. Dabei hatten wir Glück, heute war der Eintritt in die Museen für alle frei. Fast drei Stunden drin herumgelaufen, mittendrin rief लक aus Cannes an: der, von dem sie eingeladen, laufe von einem Interview zum anderen; ihr sei das ganz recht, so könne sie ans Meer, um zu schwimmen. Vom Naturkundemuseum aus zu Fuß zurück zum Prenzlauer Berg; dort, meines Jungen Freundin war unterdessen auch hinzugestoßen, auf dem Flohmarkt aßen die Racker Currywurst und Pommes, ich selbst konnte einer frisch gegrillten Forelle nicht wiederstehen. Dann schaukeln oben auf dem Mauerparksbergchen. Dann zur Kleinen Eiszeit, für alle mehrere Kugeln Eis. Da war schon klar: abendzuessen wäre sinnvollerweise nicht mehr. Aber ich wollte alle in der Badewanne haben, und zwar diesmal zu dritt. Ich dachte mir, wenn zwei Erwachsene passen, kriegt man zwei Dreijährige und einen Vorpubertierenden locker hinein. Für die drei war das neu. Während sie ihren Spaß hatten, es gab nicht mal eine Überschwemmung, besorgte ich die Küche, dann wurde abgetrocknet, gefönt, und alle futterten noch drei Kiwis und knapp ein Pfund Trauben zur Nacht. Dann der Kleinen Zähne putzen und ihnen zur Nacht vorlesen; währenddem übte der Große seine halbe Stunde Cello, schaute zwischendurch zu seinen Geschwistern, um ihnen den Guteknachtkuß zu geben. Jetzt schlafen sie schon, tief, wie ich es mir dachte nach diesem Tag; nur einmal weinte mein Weinerchen kurz: das Zwillingsbüblein, das seit seiner Geburt mit der Tragik des Lebens befreundet ist: es hatte von den Wasser, das es zur Nacht trank, ein wenig auf seinen Pyjama vertropft. War schnell zu regeln: erstens reagiert das Kerlchen geradezu pawlovsch auf „Heile, heile Gänschen”, ich muß das Ding immer nur zu singen beginnen, grinst der Kleine schon (es sage mir niemand, das liege an meinem „Gesang”!)… zweitens fragte ich ihn, was wir heut alles gesehen hätten… da erzählte er los und schlief im Erzählen schon ein… – während mein „Großer”, als ich ihn eben zur Nacht küßte, ihm durchs Haar strich und sagte: „Das ist jetzt ganz seidig”, entgegnete: „Das kommt davon, daß ich es zehn Minuten lang gefönt habe.” „Nein, Junior, es kommt davon, daß du es gewaschen hast. Du hast den Schmutz doch nicht weggepustet…”, was nun auch ihn zum Lachen brachte. Und darüber schlief auch er ein.

Ruhe.
Was ich jetzt tun werde, weiß ich noch nicht. Die >>>> Gurre-Proben beginnen morgen, ich soll über die Probenarbeit bis zur Premiere wieder berichten. Die kleine Unstimmigkeit, über die ich in den letzten Tagen schon schrieb, ging um das Honorar: ich wollte nicht ein weiteres Mal, wie >>>> beim Křenek, ohne jede Bezahlung arbeiten. Das ist jetzt geklärt. Da ich morgen aber noch die Kinder betreuen muß und will, werde ich erst am Mittwoch, am zweiten Probentag, richtig einsteigen können. Zu den Gurreliedern „allgemein” schreibe ich morgen vormittag.

2 thoughts on “Sonntags-, ob auch Arbeitsjournal, ist eher ungewiß. 16. Mai 2010.

  1. In Gurre[nder] Vorfreude auf die Estnischen Freunde Lieber ANH,

    wie schön, dass es erneut möglich ist, dass das Konzerthaus Berlin, den Musikfreunden Ihres Blogs, den Blick über Ihre Schultern gestattet und wir, musischen LeserInnen der Ferne, so die Entwicklung einer Inszenierung mit verfolgen können.

    Ich freue mich bereits auf Ihren ersten Satz, Ihren ersten Bericht, die ersten Töne… VOR ALLEM den Estnischen Männerchor bitte ich probeweise, wenigstens mit einer einzigen Strophe, hier anhören, nachhören zu dürfen. Ach, wie schön wäre es, wenn das Konzerthaus es Ihnen gestattete, hier sogar ein ganzes Lied dieses Männerchors als Audiofile auf Ihren Blog zu stellen!?

    Nur schade, dass offensichtlich nur an zwei Tagen im Juni (kann das sein?) die Gurre-Lieder aufgeführt werden, wenn ich den Spielplan richtig (!?) gelesen habe.
    Ich hoffe sehr, das Konzerthaus honoriert Ihnen die Arbeit ordentlich!

    In musikalischer Lese-Vor-Freude grüßt aus dem Süden herzlich Teresa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .