Die letzten Tage 77

Gegen halb eins gestern Nacht am Fenster gestanden, in Erwartung dessen, worauf ich den ganzen Tag gewartet hatte, weil damit der Rummel endlich ein Ende haben würde, die Prozessionen, die Blasmusikumzüge, die Disco im Freien (mit wenigen Pausen ging das den ganzen Tag so): die Luft erzitterte und heraus kam endlich das Abschlussfeuerwerk (das war jetzt eine Interferenz der Arbeit (die mich allerdings z.Zt. in Ruhe läßt), wo ich mittlerweile schon automatisch in solchen Fällen ss statt ß schreibe). An Flucht war nicht zu denken, aber das Auto werde ich wohl nehmen müssen, eher früher als später. Die Komplikationen sind unangenehm: zwei Stunden beim Arzt und die Zeit wird für die Neffenmutter langsam knapp, schon sitzt man mit einer Entschuldigungsmiene da, weil das Risiko besteht, daß sie die Gymnastik verpaßt, um sich gleichzeitig zu ärgern, weil die Zeit für den Einkauf dann vielleicht nicht mehr reicht. Hat aber doch gereicht. Die Zeit. Le offro oggi una consolazione, un momento di sollievo nel suo tran-tran di ogni giorno. Trostspendend so die Postwurfsendung der Associazione Madonna di Fatima im alltäglichen Einerlei, und die Reisen um die Welt, die nach zwei Seiten (die Welt sei ein Buch, wer nicht reise, kenne davon nur eine Seite: heute beim Schielen in die Zeitschrift, die da neben mir durchblättert wurde) am Kap des unbequemen Schlafs enden. Parli con Lei della sua vita d’ogni giorno. Sie habe eine Botschaft für mich:

Ich werde sie ein Weilchen dort lassen, auf dem Kaminsims, mit der Kastanie als Herz (Oktober 2008), dem Strandgut und den Gläsern, in denen einst rote Marmelade gewesen. Weiter oben Magrittes ‚Mémoire’, links neben dem Kamin die Lollipop lutschende Lolita. Die Rot-Töne nehmen törichterweise zu. Aber auch nur, weil ein Tor das Gegenteil von Rot. Die beiliegende Zahlkarte mit der anzukreuzenden Option „Ich möchte einen Rosenkranz erhalten“ habe ich zerrissen.

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