Die letzten Tage 103

Ich weiß noch nicht… So müßte eine in die Zukunft sich schreibende Autobiographie anfangen mit lauter sich anhängenden Ob-Nebensätzen. Ich weiß nicht, ob’s wahr ist. Daß ich noch weiß, daß man mit Ich-weiß-noch-Sätzen sich in die Vergangenheit schreiben kann, weiß ich noch. Aber nicht mehr, bei wem ich das mal abgeguckt. Es verzweigt sich dann immer weiter, und es fallen einem Dinge ein, die spontan kaum an die Oberfläche kommen. Als ich da vor Wochen an den Trasimeno-See fuhr, wollte die Nichtschreibende mir nahelegen, ich solle doch mal meine Autobiographie schreiben bzw. da irgendwo in JWD einen entsprechenden Kurs besuchen. Sie habe das getan, und hätte sich tatsächlich verautobiographiert. Die Nichtschreibende ist übrigens verschwunden. Ich schrieb wohl etwas zu ehrlich, daß ich mich in dem Kreise nicht wirklich wohl gefühlt habe. Und darüber, daß da jetzt Schweigen herrscht, bin ich ganz froh. Dieses Nachdenken über all den Lebenssinn-Quark ging mir doch ein wenig auf die Nerven. Viel interessanter ist da die Frage: Warum liegen die drei schwarzen Kugelschreiber längs auf der Achse Nord-Süd (doch, sie zeigen auf die Lichter von S. Oreste), der Bleistift aber darunter quer auf der Ost-West-Achse? Ein vierter schwarzer Kugelschreiber liegt vor der Tastatur, quer wie der Bleistift. An ihm klebt noch der Barcode bzw. Strichcode. Das zu beantworten, ist aber weder bier- noch machbar. Eine „Bierbar“ sah ich öfter am Prenzlauer Berg. Ich überlege in diesen Tagen hin und her, ob das machbar sei, so eine Deutschland-Schweiz-Tour. Das Ja befördern schon die Fassaden-Arbeiter (der Vermieter hatte es im Juli angekündigt: im September werde die Fassade renoviert): der Rasen unten füllt sich schon jetzt mit Gerüst-Material. Das geht schon seit Ende der letzten Woche so. Das Nein die Überlegung, eben doch die Schneidezähne rausziehen und eine Brücke anfertigen zu lassen, weil der eine gefährlich locker ist (und ein bißchen die Furcht, ich verliere ihn unterwegs) und mich doch etwas behindert. Gewisse Dinge, die auf der Nochschwelle vor dem Altern dem Betroffenen zum Tort durchaus geschehen. Es ist eine Beleidigung, die man erfährt. Jetzt weiß ich’s: Der Bleistift ist das sich Querlegende. Unbewußt haben die Wunschhände ihn jetzt ins Lot mit den drei Kugelschreibern gelegt, wenn auch ein wenig ostwärts neigend. Das mag an der senfgelben Farbe des Bleistifts liegen. Daran, daß … (der erste Punkt sieht auf meinem Bildschirm aus wie ein Doppelpunkt… das naheliegende Pünktchen, das den Durchschuß zwischen den Zeicheneinheiten anzeigt!) ich jetzt einen bestimmten Text aus Kafkas Fragmente bräuchte und auch etwas aus Rückerts Spätwerk, sein lyrisches Tagebuch aus Rom (und Folgezeit?), daß ich mal angelesen, wobei es um die >>> bei Wallstein erschienene und u.a. von Wollschläger besorgte „Schweinfurter Ausgabe“ von Rückerts Werken ging, aber nie bestellt habe. Auf einen Ferrari allerdings kann ich problemlos verzichten (weil S. mal die ganze Zahngeschichte damit verglich – der Kosten wegen). Da ich nun mal ins Pekuniäre geraten (heute das Trojanische Pferd bei Vergil und – ich denk’, ich les’ nicht richtig – der Lottogewinn bei Stein (heut’ 4 Cents gewonnen)). Der Reise steht finanziell lediglich ein Jein entgegen. Also doch lieber ins kalte Wasser springen. [Nachtrag: Nord-Süd paßte zur Reiserichtung, die leichte Ost-Neigung des Bleistifts kann nur Berlin meinen mit seiner Ostlastigkeit.]

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