Die letzten Tage 110

Von Tauben (pardon: Trauben) wird man nicht satt. Außerdem war’s eine Sorte, bei der ich dauernd spucken mußte: zu viele Kerne. Heißhunger drum und rein, koste es was es wolle. Mayonnaise als Geschmacksgeber. Ein paar Kartoffeln sind mir noch geblieben, falls… Leider waren die schlecht sortiert: die einen schon gar, als die anderen noch roh. Nach genau einer Woche (was passiert ist? Nichts) rettet mich wieder der Regen und regt mich an. So à la: erst donner- und dräute es, dann fing es an zu plattern. Ohne daß, am Fenster stehend, ein >>> Blitz mich hätt’ hinweggerafft (später entdeckte ich auch noch eine Brockes-Version der Thomson-Stelle: überzeugte mich allerdings weniger). Die heute wieder aufgetauchten Fassadenarbeiter (andere als letzte Woche), die ein bißchen vor meiner Balkontür herumturnten oder schräg über dem Hauseingang am Verputz herumhämmerten (der da auf dem Gerüst stand, hielt inne, als ich die Tür aufmachte und mir erst einmal die vor mir liegende und zu überwindende Steinbrocken- und Staubansammlung besah), stellten sich unter, ohne deshalb schon Feierabend zu machen. Aber viel hatten sie sich nicht zu sagen. Nur ab und an eine Stimme von unten herauf. Auch da war nichts mehr passiert in der letzten Woche. Dafür hatte ich selber Arbeit, so daß ich der Illusion des „Geldverdienens“ ein Weilchen auf den Leim gehen konnte. ‚Sodom’ angefangen zu lesen, aber ‚Justine’ leuchtete mir und regte mich eher ein bzw. an. Das Scheitern an einem zynischen Blitz gegen die Ausweglosigkeit eines Katalogs, man denkt immer: „Mal seh’n, was bzw. wie’s jetzt kommt.“ Ich guck’ mit meinem inneren Auge immer nach unten, aber ich bin wohl doch zu eidetisch veranlagt. Womit ich allerdings sträflich die Vergil-Lektüre unterbrochen, als interessierte es mich nicht wirklich, nach Italiam zu gelangen, dem mir so ferne liegenden. „Allora ami l’Italia?“ – Einer, dem ich die Lustra nannte, die ich hier schon bin. „Per amarla dovrei amarla tutta. Ma questo non mi è possibile.” In der Hinsicht beschränke ich mich nach wie vor auf den ehemaligen Kirchenstaat und dessen westlichen Teil, dieses Niemandsland zwischen Norden und Süden. Dieser im wesentlichen nicht-industrielle Landstrich. Oder: Von der Physiognomie der Landschaften, denen (auch die) Geschichte die Züge aufprägt. Daß dem Kopf die Grenzen bleiben, weiß ich. Er wüßte sich sonst nicht zu orientieren. Drum sag’ ich immer, wenn ich sagen soll, woher ich komm’: „Da wo die Grenze war und alles flach ist.“ Womit vielleicht Grenze als Heimatbegriff eingeführt werden könnte.

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