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Am späten Vormittag des Mittwochs bis zum Gewitter am frühen Nachmittag, das erst zögerlich als etwas Fernes dräute, uns dann aber zwang uns unterstellen, zu fünft in Silvias Garten, um die Olivenbäume abzupflücken, was dann aber wegen des Regens nicht mehr zu schaffen war. Zwei-drei harkten die Oliven von den Zweigen auf die unten liegenden Netze. Unten wurden dann die Blätter und Zweige aussortiert. Meine Bäumchen auf dem Lande pflückte ich noch einzeln per Hand ab. Hut ab. Ein bißchen naß geworden stiefelte ich hime. MM war schon vor dem Regen geflüchtet, hatte nicht mehr miterlebt, wie Meroslava mit einem Schirm über dem Kopf irgendwann über die Mauer schaute, uns allen Kaffee zu bringen, wie Valerian ihr geheißen. Leider war wegen des verborgten Schlüssels für das Vorhängeschloß die Mauer zu übersteigen, so daß nach dem über die Mauer gereichten Kaffee eine Meroslava mit blutenden Fingern erschien, die sie sich beim Herabsteigen aufgerissen, als wir alle schon den Kaffee getrunken. Gianluca erzählte daraufhin von den Fruchtbarkeitsriten der Aborigines: Menstruationsblut, das auf die Erde tropfend Kreise beschreibt, in die hinein die Männer ejakulieren. Führte die entsprechenden Gesten vor. Abends dann mit MM zum Essen bei Isa und Tonino. Wobei es hauptsächlich um das Gartenprojekt auf Ischia ging. Isa stammt von dort. Ischitani hießen die Bewohner von Ischia, ließ ich mich belehren. Danach brach wieder so eine lange Nacht an, die erst gegen halb vier endete oder so. Wir spielten uns unsere Repertoires vor: sehr laut. Und MM verwandelte sich in Luca Lorenzi as he told me. Und ich sagte: Luca Lorenzi sei zwar nicht mit Lorenzo de‘ Medici zu verwechseln, aber dennoch gefiel es ihm immer, sich morgens im Spiegel zu bewundern. Am nächsten Morgen klingelte gegen halb elf das Handy (für das Antibiotikum hatte ich einen Wecker stellen müssen, war dann gleich wieder ins Bett gegangen): Ob ich zum Mittagessen käme bei einer Amerikanerin, es gäbe Spaghetti mit Muscheln und Gamberetti. Straße Richtung Macchie, 1 km hinter dem Holzhändler rechts, wo Abfallcontainer ständen, dann bis zum Ende der Straße. Ferner Gedanke, das. Was ich da solle? Er riefe in einer Stunde zurück. Fuhr dann aber tatsächlich. Da sah ich dann zum ersten Mal eines seiner Parkprojekte. Ein Teil erinnerte mich an den ins Weite verweisenden Teil des Schlosses in Vignanello. Eine undefinierte Weite. Das sei der herbstliche Teil. Dichter am Haus der Frühjahrsteil, der natürlich jetzt im November nicht viel hergab. Dichter im Haus die Muschelesser. Sie sei eigentlich Finnin. Mit sechzehn nach Amerika abgehauen. Bis vor ein paar Jahren Whiskey-Trinkerin. Vor kurzem geschieden von einem, der Geschäfte in San Francisco gemacht habe. Die hagere Frau mit einfallendem Gesicht nun geparkt dort am Ende der Welt mit dem geräumigen Haus und dem weiten Park. Eine Gegend für Gestrandete. Aber sie wolle da weg. Als wäre Schönheit nie von anderer Schönheit abhängig und brauche ihr Gegenteil, um schön zu sein. Am Freitag dann die Entfernung der Zyste. Immerhin entschuldigte sich der Zahnarzt, weil ich doch recht sehr zusammenzuckte vor plötzlichem Schmerz. Das Zystengewebe spreche nun mal nicht auf Anästhetika an. Hinterher zeigte er mir stolz, wie er im Laufe der Operation seine Instrumente hätte extra für meinen Fall zurechtbiegen müssen. „Stehen Sie langsam auf, sonst werden Sie ohnmächtig.“ Hm. Dann mit einem Riesending von Garze im Mund, die ihn mir widernatürlich verzog, Richtung Bahnhof. Im Zug auf der Toilette nahm ich sie raus. Was war dann? Nichts. Nicht mal Schmerzen. Gestern Abend ein Kaninchen bei Silvia. Viel Schlaf zur Zeit.

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