Zwischen den Jahren (3). Arbeitsjournal. Mittwoch, der 29. Dezember 2010. Mit Maria und ihrem Sohn. Eine Safari klingt voran.

10.51 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
K e i n Arbeitstag gestern, sondern ich blieb bei den Zwillingskindlein und feierte mit ihnen, ihrer Mama, meinem Sohn und den Gästen ihren vierten Geburtstag. Das ging so bis etwa 18 Uhr, dann stapfte ich teils, das Rad schiebend, durch den hohen Schnee, teils fuhr ich auf dem Rad. Auf den großen Straßen ist das gut möglich, indes die Nebenstraßen für ein normales Fahrrad kaum passierbar sind. Alles braucht ein bißchen mehr Zeit, ist ruhiger, gedämpfter auch im Klang; schneller als mit den Öffentlichen ist man dennoch.
Hier dann noch ein paar Schreibsachen geordnet und auf den Weg gebracht, dann zur >>>> Bar, wo eine junge blonde, ziemlich hypoman stimmaufgedrehte, immerhin sehr schlanke Frau, die auf Männerfang auswar, auf mich, muß man sagen, losging. Sie hatte eine Freundin dabei, ruhiger, ein bißchen unscheinbar, doch mit wundervoller Figur. Auch sie klebte sich momentlang an mich. Der Reiz beider war nicht zu leugnen. Doch der Profi saß bei mir, und die Kulturmaschinen-Verleger waren gekommen, so ließ ich die Damen an mir abgleiten, was sie dann auch schnell merkten, so daß sie sich einem nächsten an die Schulter schoben. Wobei sie unbedingt „einen draufmachen” wollten, es sei furchtbar öde, „Kacke öde!” rief die Blonde und betonte das, nachdem sie den sardischen Barkeeper bereits genervt: sie habe von den Inhabern der Bar eine Karte, mit der sie zu halbem Preis undsoweiter; aber die Karte habe sie zuhause vergessen. Ich legte ein Wort für sie ein, dezent, was sie deshalb nicht mitbekam, so daß sie den armen Sarden weiterhin nervte, zumal mit dieser Spielart aufgeregt-ordonärer Verbalität, die zwar nicht ganz ohne Reiz ist, wenn man sie benutzt, aber ich bin halt abgelenkt gewesen. Außerdem hatte ich nur noch zwanzig Euro in der Tasche; mit den läufigen Mädels herumzuziehen, wär für einen Macho wie mich, der alles selbst bezahlt, schnell an die Wand gelaufen. Ich geb aber zu, daß ein testostoronaler Mephisto momentlang arg den Versucher spielte. Faust widerstand, ich blieb seriös, und kein promikes Gretchen ward dem Augenblick geopfert, der nicht verweilt.
Seriös plauderten wir, wobei… der Profi –
a l s o:
Palästina, sowas um fünfundzwanzig Jahre nach der christlichen Zeitenwende. Eine Ehebrecherin, sagen wir: diese Blondine, soll zu Tode gesteinigt werden; man hat sie bereits bis zu den Schultern eingegraben. Da hebt Jesus von Nazareth die Hände und ruft: „Der werfe den ersten Stein, wer ohne Schuld ist!” Kaum hat er dieses von sich gegeben, saust ein Riesenwackermann an ihm vorbei durch die Luft, trifft die eingegrabene Blondine voll an der Stirn, die zerbricht; im Nu ist die Frau verschieden. Jesus läßt die Arme sinken, dreht sich um und sagt: „Mama, manchmal kannst du wirklich nerven.”

So unterhielten wir uns bis gegen halb zwölf, dann ging es heim; der Profi brachte mich zum Alex, von wo aus ich die drittletzte Tram nahm. Las dann heute morgen – viel zu spät aufgestanden… um acht! – die nächtliche >>>> Kommentarfolge zu gestern und meine, daß besonders >>>> dies dort weiterdiskutiert werden sollte.

Nächste Post, eigentlich wäre auch die Ablage fällig. Ich hab noch nicht mal das Bett gemacht. Wir haben’s zehn Grad unter Null, nachts waren’s minus zwanzig. Jetzt erst einmal an die dritte Bmberger Elegie.

11.57 Uhr:
Aber ein langes Telefonat mit meiner WDR-Redakteurin hielt, nein, nicht auf, sondern erstmal von der Elegie ab. Pläne, Möglichkeiten, sie umzusetzen, Widrigkeiten auch und wie man sie eventuell zu günstigen Winden umbläst. So läuft der Tag.

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