ABAJ-36-APCA

Weiterhin Tramontana, die gestern recht eisig durch diejenigen Gassen hier in Amelia, in Tuscania und in Bolsena fegte, die der Nord-Süd-Richtung folgen. Auf dem Weg nach Tuscania hatten alle Baumwipfel einen Linksdrall. Obgleich es bei Olivenbäumen schwierig ist, von Wipfeln zu reden, denn sie werden je nach Region mit immer anderen Methoden zu mehreren Nebenwipfeln zurechtgestutzt. Hier bemerke ich immer die Dreiwipfligkeit, dort an der Straße zwischen Tuscania und Marta am Bolsena-See schienen sie mir eher vierwipflig. Aber das war schon der Weg zurück von Bolsena, wo sie oben in der Altstadt sehen wollte, in welcher Gesellschaft sie gewesen wäre, hätte sie sich entschlossen, dort ihre Buchobjekte bei einem Kunst- und Kunstgewerbemarkt auszustellen, zu der sie Eine eingeladen, deren Schmuckboutique wir auch noch besuchten. Und obwohl der Hinweg derselbe gewesen, fiel es mir erst in der Abenddämmerung – im anderen Licht – auf. Ein See- und Sehtag. Zunächst die Installation (ein seismographisches Triptychon (es erinnere sie an Pollock, worauf ein Nicken folgte) with a scattered Klang-Background und einem gespaltenen Steinblock mit einem Bronze-Samen im Spalt, um nicht das Ganze in Trostlosigkeit enden zu lassen (rinascita (und links in der Wand auf halber Höhe eine kitschige Maria im Spalt eines hingeklatschten Mörtels, der einen Fels darstellen sollte (man hätte auch zwei Michelin-Männchen nehmen können, wegen der vielen Wulste)))) in der entweihten Kirche neben dem Rathaus zum Andenken an das Erdbeben vor vierzig Jahren, das Tuscania zur Hälfte zerstörte. Der Künstler war zugegen, S. kannte ihn, so kam man ins Gespräch. Und es fielen Namen einer römischen Vergangenheit, zu denen auch Pasolini, Dario Bellezza und Sandro Penna gehörten. Mittagessen und das Sprechen über die jeweiligen Situationen, wie einem zur Zeit doch die Hände gebunden, und so leidet ein Jeder auf seine Weise unter den die Wege verstellenden Zeiten, in rein ökonomischer Hinsicht, was den Tag dann doch mitfärbte, weil eben doch gerade darin ein Obsessives sich einnistet, dem so leicht mit dem Geist nicht beizukommen, und was sich irgendwie zwischen uns stellte. Glücklicherweise anders als noch in der Ehe, weil man eben doch nicht voneinander abhängt, sondern jeder sich selbst gegenüber verantwortlich ist. Das war dann eben unsere Zweiwipfligkeit. Die dann im April wieder ihre Früchte tragen bzw. vorbereiten soll. Den Abschluß bildete dann eine Ausstellung von Pflanzenphotographien. Und der junge Fotograf erzählte uns gern von den Standorten und den Eigenschaften der Pflanzen, und so wurde es eine kleine Reise durch das Latium und durch alte Zauberbücher. Auch dies in einer entweihten Kirche, deren schmale Fassade mich in der Schlichtheit der reinen Form rührte. Sicher ein schmaler Tunnel, der dann plötzlich den „fetten Hasen“ auf dem Wege erscheinen läßt, der innehält, um seinen Köttel zu hinterlassen (ZT), aber dennoch ein Tag auch in Gesellschaft von Bäumen (die’s auch fotografiert zu sehen gab), unzweifelhaft sehr S.-geprägt. Dies den Lesern im Besitz der Vierten Instanz. (Merkwürdigerweise auch von dem einstigen Prinzip des „Weges durch die Instanzen“ gelesen (es ging um die Desorientierung der jungen Leute heute)).

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