Arbeitsjournal. Karfreitag, den 22. April 2011. Kritiken schreiben.

12.37 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Seit sieben auf, mich gleich an die >>>> Wozzeck-Kritik zu gestern abend gesetzt und sie soeben eingestellt. Jetzt sollte ich vielleicht mal was frühstücken, wenn mir die Pfeife eigentlich auch noch reicht. Der Zustand meiner Augen wird jetzt so gut, daß ich sogar am Laptop ganz ohne Lesebrille arbeiten kann; mit ihr ist’s aber noch bequemer…. bzw. denke ich manchmal, wiederum, daß es ohne sie besser geht; dann wiederum will ich doch zu ihr greifen. Ein seltsames Hin und Her, das spürbar macht, wie intensiv sich mein Gehirn auf die neue Sehsituation einstellt. Die Fernsicht ist sowieso spektakulär. Nur gestern abend im Schillertheater war’s ein wenig schwierig; die Augen brannten leicht, ich wollte sie immer schließen, was für die Konzentration nicht so arg gut ist, zumal, wenn man hinterher über eine Aufführung schreiben will. Ich denk mal, daß die Klimaanlage schuld hatte; denn kaum war ich wieder draußen, waren die Probleme vorüber. Allerdings, der Profi und ich nahmen im Beaker’s bei mir vorm Haus noch ein Bier und aßen ein Ccc*, wurde ich vergleichsweise früh müde; der Freund behauptete, ich sei schon in der Aufführung einzweimal weggenickt, was ich selbstverständlich bestritt. Aber die Anstrengung des Gehirns macht sich offenbar in einem gesteigerten Schlafbedürfnis geltend: momentan komme ich mit meinen normalen 4 ½ Stunden Schlaf nicht aus. Das ist deutlich.
Gleich will ich zur Friedrichstraße los, um Bahn-Gutscheine einzulösen; am Sonntag geht’s Richtung Frankfurt und für den Sonntag noch drüber hinaus, weil mein Junge mit seinen Geschwisterchen und लक über Ostern zur Großmutter gereist ist und ich das Fest nicht ganz ohne meine Kinder verbringen mag. Von dort fahr ich Sonntag abend nach Berlin zu Freunden und Madame. Freilich ist vor der Kreuzfahrt und den beiden Lesungen noch davor einiges fertigzustellen; das kann ich aber auch in Franfurtmain am Laptop tun; mein mobiler Internetzugang existiert schließlich weiter. Bon. Bene. Sowie ich vom Bahnschalter zurückbin, geht es an die zweite Kritik, des Schoeck-Abends vorgestern, und je nach Zeit werde ich die Überarbeitung der Kleinen Blogtheorie wieder aufnehmen. Schließlich, heute am Abend, >>>>> Allan Petterssons Vox Humana gleich nebenan in der Gethsemanekirche, wohin mich wieder Brossmann begleitet. Man kann also sagen, daß mein Freitag restlos zugeplant und wenig Muße ist, um das irrsinnige Sonnenwetter zu genießen. Der Profi hingegen fuhr zum See. Ob ich mitkommen möge? Aber mir ist die Zeit zu knapp, zumal ich dort vorm Wasser sitzen würde und weder dort hineinspringen noch auch schon in die Sauna darf – der Heilung meiner Augen wegen. Tja.

[*):: Chili con carne.]

Neues vom Schaf gibt es übrigens >>>> dort.

17 thoughts on “Arbeitsjournal. Karfreitag, den 22. April 2011. Kritiken schreiben.

  1. Sie haben/hatten also Grauen Star?
    Absolut nichts Ungewöhnliches in Ihrem fortgeschrittenen Alter.
    Auch das Sie die Welt in neuen Farben erleben: ein großes Glück für Sie.
    Aber eigentlich nichts Außergewöhnliches: dafür machen wir ja diese OPs.
    Aber bevor Sie aus dieser (aus meiner Sicht) recht gewöhnlichen Tatsache hier literarisches Kapital schlagen, denken Sie lieber mal an die Betroffenen, die zwanzig Jahre vorher unter Grünen Star leiden. Für die ist diesen ganze hochgeistige Gehopse einfach kläglich.

    Grüße

    1. @Augenarzt Vielleicht könnten Sie mal eine Liste aufstellen, welche Themen es wert sind, dass Autoren aus ihnen “literarisches Kapital schlagen”? Gleich darunter notieren Sie bitte die “gewöhnlichen Tatsachen”, über die zu schreiben sich nicht ziemt.
      Legen Sie die Liste vor sich auf den Schreibtisch.
      Denken Sie nun an Schicksale von “Betroffenen”. Überlegen Sie, ob Sie das Recht haben, über auch nur ein einziges dieser Themen zu schreiben, solange es jene gibt, die darunter schon mehr gelitten haben als Sie: fertig ist die Selbstentmündigung des Schriftstellers.

    2. Liebe Frau “Augenarzt”, ach, hätt ich damals doch geahnt, welch ein Trauma ich bewirken würde in Ihnen, als ich Sie abwies! Und ach, ich weiß heute nicht einmal mehr, weshalb ich es tat, da ich für Frauen doch so offen bin wie diese in aller Regel für mich: Lag es an Ihren Brüsten oder an einem bestimmten Geruch, der für die einen verlockend, für die anderen aber abstoßend ist? Wir haben unser pheromonales Reaktionsgefüge, das ein notwendiges, auf genetische Harmonie ausgerichtetes ist, doch nicht im selbstbewußten Griff: dies ist, was ich zu meiner nicht Entschuldigung, aber für Ihr Verständnis vorbringen muß. Denn ein solches wäre glückhaft für uns beide: Sie müßten nicht länger Nägel kauen und jedes meiner Glücksmomente als ein sich immer noch verschärfendes Unglück erleben, und ich wäre von Ihren so traurig fehllaufenden Einwürfen frei. Denn in der Tat, diese Augen-OP ist nach einem solchen Verlauf ein großes Glück für mich, das ich auch dann genieße, wenn es zahllose Blinde gibt, die von ihm ausgeschlossen sind. Nein, ich mag an die von Ihnen so genannten anderen Betroffenen nicht denken; es würde mir mein Glück versalzen, und damit wäre denen auch nicht geholfen, sondern es käme zu versalzenem Glück nur noch weiteres Salz. Schließlich würde die Welt dann für uns alle zu einem solchen Jammertal, daß das Leiden, das mein Korb Ihnen damals verschaffte und das bis heute so weiterwirkt, dagegen ganz verniedlicht würde. Abgesehen davon, liebe Frau “Augenarzt”, können die von Ihnen hier vertretenen Anderen meine Texte doch gar nicht lesen, weil sie eben diese beschädigten Augen haben, und bekommen deshalb keine Kenntnis von ihnen – es sei denn, Sie läsen ihnen vor. Nur wäre dann die Frage, w e r den Leidenden das Unglück dann bereitet, ob das tatsächlich ich noch wäre.
      In diesem Sinne lassen Sie sich von mir Hoffnung machen.
      Ihr Ihnen seelisch zugetaner
      ANH

    3. “Augenarzt” @ANH

      Gut gekontert! Sicher hat Ihr Bericht vielen Menschen, die eine solche OP vor sich haben, Mut gemacht. Man weiß, daß sie auszuhalten ist und im allgemeinen gut ausgeht. Dennoch ist Ihre Gelassenheit bewundernswert. Noch mehr Patienten von dieser Sorte wünschen sich sicher viele Ärzte. Ihrer Freude über den gelungenen Eingriff mit Ihren schriftstellerischen Fähigkeiten Ausdruck zu geben ist durchaus legitim. Wie es auch legitim ist, allem anderen Menschlichen schriftstellerisch Ausdruck zu verleihen. Nicht zu verstehen ist das, was jener mißgünstige “Augenarzt” schrieb, der natürlich kein Augenarzt ist. Wieder so ein Schlammwerfer. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man so sein kann.

    4. Platsch! Ich knalle sie an die Wand, die Frösche. Das gibt ein schönes Geräusch. Dann verwandeln sie sich. Je nachdem.. Manche küsse ich dann. Sie müssen nicht mal Prinzen sein.

    5. Das können Sie nicht ganz sein, denke ich: Sie haben das Märchen nicht ganz parat: Da Sie keine Prinzessin sein können (nein, nein!), bleibt nur der Frosch. Wenn aber nur Fröschinnen geküsst werden, küsst sie keine.

    6. Parade? Defilee oder Fechten?
      So trüb? Ach was – queer denken, dann wird´s auch was mit der Prinzessin.
      (Sie sind recht herzlos heutzutage, die Prinzessinnen, und vorlaut!)

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