ABCF-81-APCA

Mit ausgebleichtem Holz übersät der Strand, den wir nach einem langen Streifzug durch die Macchia erreichten. Von weither kam jemand die Strandlinie entlang, ging an uns vorüber. Zu dem Streifzug unter der erklärenden Führung eines Mitarbeiters der WWF-Oase des Lago di Burano, einem See gleich hinter der tyrrhenischen Küste zwischen Pescia Romana und dem Argentario, hatte sich eine kleine Gruppe zusammengefunden. Die Mädchen eines Paares aus Venedig sprachen in einer eigenen Geheimsprache miteinander. Irgendeine variierende Silbenwiederholung, die ich selber kenne aus der Kindheit: Ichhichlefich kennhennlefenn dashaslefas. Überhaut hatte man uns zunächst einmal vergessen. Wir saßen und warteten hinter dem Haus auf den Beginn der Tour, während zu gegebener Zeit alle mit ihren Autos vor dem Haus losfuhren, um den Ausgangspunkt zu erreichen. Irgendwann wunderten wir uns, bis ein Paar aus der Brianza nach uns Ausschau hielt, weil man sich erinnert hatte, daß da noch zwei waren. Denn wir bzw. S. hatte bezahlt: Benzinbeitrag, denn da sie heute mit dem Auto nach Salerno mußte, weil es dem fast 100jährigen Vater nicht so gut gehe, wollte sie sich schonen, und mir war’s recht (die 20 Euro, deren Benzingegenwert ich am Samstag getankt hatte, gingen gestern auch wieder in die Atmosphäre (peinlich kleinlich, aber unvermeidlich (wer weiß, wann mich die Anwältin anruft, denn O. kündigte einen entsprechenden Anruf an: wegen der Scheidung (die erste Frage wird die Kosten betreffen)))). Ich hatte schon in Tuscania abwinken wollen, mir ging’s nicht besonders. Der Magen flau, das Gefühl, aufs Klo zu müssen. So halb zwischen ‚wäre besser’ und ‚ich halt’s aus’. So schwitzte ich in der Macchia, Pflanzennamen kurzfristig behaltend, die heute schon wieder vergessen sind, wie die Namen der Personen, denen ich ein erstes Mal vorgestellt werde. Nahm nur Wasser zu mir und es ging. Am Abend leichtes Fieber. – Ich hätt’s weiter ausführen können, wäre nicht etwas dazwischen gekommen. Seit 1-2 Wochen darbt die Passiflora über dem Eingang zum Hof und ist im Grunde für tot zu erklären. Nur das Warum konnte ich mir bisher nicht erklären. Zweifel kamen mir auf wegen des Gießens, aber die anderen Pflanzen sind grün. Ich sah in den letzten Tagen, daß der Stamm sich spaltet. Heute abend berührte ich den Stamm, der sich sehr leicht bewegen ließ. Und dann sah ich es: der Stamm war kurz über dem Erdboden durchgeschnitten. Einen Verdacht habe ich. Es geht um einen der Wohnungsbesitzer im Hof, der sich in letzter Zeit als Hofherr aufgeführt und mich wie einen letzten Dreck behandelt hat (es ging um schwarze Säcke mit abgetragenen Kleidern der Kinder von Roberto und M.L. sowie um das Bettgestell meines Vormieters, die im Hof abgestellt waren, was alles schon erklärt worden war und mich nichts anging, es ging auch um dem Ärger mit denen, die vorher in der Wohnung hier lebten: alles sehr Gefängnisdirektor mit entsprechender Sprache (vor ein paar Tagen kam mein Vermieter vorbei, der Architekt ist, dem ich die Situation schilderte, und der von jenem in seiner Eigenschaft als Architekt befragt worden war, was er davon hielte, im Hof eine 7-8 Meter hohe Lanterne aufzustellen (Gefängnishof fiel mir ein, und mein Vermieter lachte)). Irgendwann knallte ich ihm die Wohnungstür vor der Nase zu, als er anfing davon zu reden, man müsse die Carabinieri rufen (ich war gerade aufgestanden). Jedenfalls ein Grund für zeitweilige Sprachlosigkeit, diese Entdeckung. Gut, daß die beiden Töchter von M.L. und B&B-S., Tara und Alice, unbedingt Sahne brauchten für eine Torte, die sie gebacken, und mich um Rat fragten. Schließlich baten sie mich, mit ihnen hinunterzufahren zur Eisdiele, die ich ihnen geraten hatte, so daß ich mich einladen ließ zum Essen der Torte. Tara, die nun in Holland zur Schule geht und hier nur die Ferien verbringt, malte eine holländische Fahne für die Torte und ließ sich damit fotografieren. Na ’t zuur zal ik ontvangen / van God mijn Heer dat zoet, / daarna zo doet verlangen / mijn vorstelijk gemoed. Heftiges Stück Torte! Ecco la povera passiflora:



4 thoughts on “ABCF-81-APCA

  1. Passiflora. Welcher Sauhund tat ihr das an?! Der, den ich nie gesehen habe? Dann braucht er die siebeneinhalb Meter zur Beleuchtung seines Obergangs – oder um den direkten Nachbarn kontrollieren zu können, wenn es denn mal einen geben wird?

    Dem Arsch rücken wir zuleibe! Mit Po-Esie.

    1. Dem, den ich triftig im Verdacht habe, sind wir am Hofnachmittag mit dem Frankfurter Besuch kurz begegnet: Als ich dabei war, die Kapelle zu zeigen, stieg er die Treppe mit Leuten hinab, denen er seine zum Verkauf stehende Wohnung gerade gezeigt hatte. Später irgendwann hörte ich ihn einem willigen Zuhörer seiner Hofparanoia auf dem Hof erzählen, daß da in der Wohnung unten wieder ein Deutscher wohne, der habe einen Tisch in den Hof gestellt, der – orribile dictu – voller Teller gewesen! Ich hoffe, wir werden das nächstes Jahr wieder so halten können.

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