Ins Helle nach fast unkommentiertem Star Trek. Statt dessen erfüllet das innere Haus von der Venus hunderttausend Stimmen. Im Arbeitsjournal des Pfingstsonntags, dem 19. Mai 2013.


Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie alle einmütig bei einander.
Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes,
und erfüllete das ganze Haus, da sie saßen. Und man sah an ihnen die Zungen
zerteilet, als wären sie feurig. Und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen.
Und wurden alle voll des Heiligen Geistes und fingen an zu predigen mit anderen
Zungen, nachdem der Geist ihnen gab auszusprechen.
Apostelgeschichte, 2.
12 Uhr:
[Arbeitswohnung im Licht. Ravel, Klavierkonzert G-Dur.]
Die Mystikerin >>>> Frankenberg legt nahe, daß Pfingsten das Erreichen des Pentagramms bedeute, „gemeint wäre wohl die Synthese der 2 Sirius Sonnen, auf die unser eigenes Sonnensystem noch zustrebt (dank Venus, deren Symbol das P.{entagramm} war)“. So daß wir es in dieser Lesart tatsächlich mit einem (matriarachalen) Liebesfest zu tun haben. Dies macht es nun geradezu notwendig, daß ich vorhin >>>> die erste Skizze meines >>>> Jolie-Gedichtes als Sechstes Gedicht des Brüste-der-Béart-Zyklus eingestellt habe.
(Ich liebe den zweiten Satz dieses Ravel-Konzertes. – Hatte ich es nicht als Vinyl noch aus Jugendtagen? Ich habe geschaut und geschaut, auch in den Archivdateien; aber die LP fand sich einfach nicht, bis jetzt nicht; dabei seh ich sogar das Cover deutlich vor mir. Immerhin habe ich die Aufnahme von Do auf Cassette überspielt bekommen

– möglicherweise habe ich ihr damals, als ich ganz nach Berlin ging, die Platte geschenkt und sie hat das Konzert dann, irgendwann, als ich wahrscheinlich drum gebeten, auf Cassette aufgenommen – am 2. Juni, ihrem Geburtstag, des Jahres 2000. Denn es ist die Aufnahme, genau die, die ich in der Erinnerung und im Herzen habe. So, genau so erhebt sich der Flötenton über die Oberfläche.)

Mit meinem Sohn gewesen. Mit meinem Sohn heut abend weiter. Wir haben lange gefrühstückt und gesprochen: weshalb Ehen und Beziehungen heute nicht mehr halten, nicht mehr generell, ja daß Scheidungen/Trennungen unterdessen häufiger als bleibende Partnerschaften sind, und weshalb das so ist. Kurzer Abriß der Ehegeschichten und -konzepte, Verlust der Großfamilien, der Glaubensgewißheiten, auch die Befreiungsbewegung der Frauen aus den Abhängigkeiten, lockereres Verständnis von Sexualität und öfter das Ziel wechselnde Begehren, sowie Konzepte der Erbfolgen. Dabei getoastetes Graubrot, Frühstücksei, verschiedene Käse, Sesammus, süße Aufstriche:


Pfingstfrühstück 1013.
Aber als der junge Mann noch schlief, bereits an dem Jolie-Gedicht gebastelt und auch Post beantwortet. Hell die Sonne mir im Rücken, ich werde wieder einen hellen Anzug tragen können und das tun. Nun ist der Bursche bis zum Abend hinaus, und ich werde am Gedicht weiterschreiben, aber auch weiter >>>> Saviano lesen.
Über den neuen Star Trek will ich kein besonderes Wort verlieren, außer, daß es schon ziemlich enttäuschend ist, wie handgestrickt das 3D wirkt – alles nach Avatar ist wieder Bastelei gewesen, eigentlich nur ein Trick zur Neuvermarktung sehr sehr alter Hosen. Wir sahen dann noch, hier am Computer, den Star Trek davor; a u c h kein besserer Eindruck. Vor allem die dauernde Ballerei ging mir auf die Nerven. Aber mein Sohn hatte seinen Spaß, und also hatte ich ihn mit.

14.30 Uhr:
Die nächste Lektoratstranche Giacomo Joyce bearbeitet und an >>>> Parallalie geschickt; von ihm kam übrigens der höchst plausible und zugleich poetische Vorschlag, unsere Übersetzungen Aneignungen zu nennen. Das erfaßt, worum es mir geht, sehr genau.
Eine Stunde schlafen jetzt. Ich sitz immer noch barfuß und in Unterhose, TShirt sowie, gegen die Zugluft vom Fenster, in der Lammfellweste am Schreibtisch. Zwischendurch immer wieder Blicke >>>> in die Gedichtskizze; ich hab noch keine Lösung für „ungefärbtes“, das etwas anderes meint, als es sagt, denn Blut ist ja gefärbt; was ich tatsächlich sagen will, ist Tätowierfarbe. Da muß ich nach dem richtigen Begriff recherchieren.

4 thoughts on “Ins Helle nach fast unkommentiertem Star Trek. Statt dessen erfüllet das innere Haus von der Venus hunderttausend Stimmen. Im Arbeitsjournal des Pfingstsonntags, dem 19. Mai 2013.

  1. 3D ich habe – selbst avatar schließe ich hier ein – bislang keinen einzigen film gesehen, bei dem der 3D-effekt mehr als ein solcher gewesen wäre. da die zentralperspektive schlüssig genug dem betrachter den raum suggeriert, ist das so überhypte 3D nicht mehr als ein oberflächlicher effekt, der künstlerisch keine zusätzliche tiefe einbringt. mir kommt es fast so vor, als wäre es damit vergleichbar, in einem buch einzelne buchstaben oder worte GRÖSSER zu schreiben… das kann durchaus sinn machen, aber die situationen, wo das so ist, sind zählbar. beim film ist es ebenso.

    1. @Ramirer: Avatar und programmiert auf die mittlere Norm. Mir ging es bei Avatar anders. Da saß ich stockenden Atems, weil ich die unmittelbare Sinnes- und zugleich Gedankenempfindung hatte, in der Zukunft des Kinos zu sitzen. Das hatte etwas mit der hochgetriebenen Künstlichkeit zu tun; ich meine eine ästhetizistische Artifizialität, die schockhart war. Nie werde ich, zum Beispiel, die schwebenden Steine vergessen. So, denke ich noch immer, werden zu seiner Zeit Menschen die ersten Bilder Magrittes gesehen haben, (Vielleicht hängt, ob man dies erleben kann oder nicht, von der Kopie ab, die im Kino verwendet wird; vielleicht auch von den Gegebenheiten des jeweiligen Kinos selbst; das kann ich nicht beurteilen).
      In allem übrigen gebe ich Ihnen rundweg recht. Interessanterweise aber geht der Eindruck des Realistischen bei sämtlichen 3D-Produktionen zugunsten eines in hintereinanderliegenden Schichten zeichenhaft Gekünstelten zurück; das heißt: die Illusion wird zerstört. Man kann – und sollte vielleicht – darüber nachdenken, was diese Entwicklung für die Kunstform Film insgesamt bedeutet. Vielleicht ist es einfach so, daß die Empfindung nun auch der Seh-Detaillierung ebenso zurückgeht wie bei Leuten, die die dynamischen und Tonumfang-Schnitte von mp3s gar nicht mehr hören; das heißt, sie hören den Unterschied zwischen vollfrequenten und kastrierten Aufnahmen nicht mehr, sondern sind akustisch bereits auf ein Mittleres hinunterprogrammiert: der Mensch selbst als Industrienorm.

      (Aber ich geh jetzt mal raus und lese draußen in das “echte” 3D; das Wetter ist so schön.)

    2. die schwebenden felsen waren großartig umgesetzt – aber da ich avatar inzwischen auch schon mehrmals auf DVD, ganz ohne 3D, gesehen habe, kann ich nur sagen: diese idee (gepaart mit der meisterlich gerenderten umsetzung) rockt – ihr bezug zu magritte trifft es auf den punkt. sein >>> pyrenäenschloss ist nach wie vor sein mich am meisten im mark treffendes bild.
      einzelne effekte: ja, die kommen bisweilen. aber ich mache bei filmen in 3D die erfahrung, dass nach etwa 10 minuten film der effekt zur blassen gewohnheit wird und nicht mehr auffällt. im laufe des filmes wirken dann (sofern es ein guter film ist) die selben kriterien wie bei 2D-filmen: schnitt, komposition, farbe, erzählweise, usw. usf. – die mühsam etablierte 3D-ebene kommt nur ein, zwei mal wirklich zum tragen (wenn überhaupt).
      mich hat es oft genervt, als ohnehin brillenträger hier bisweilen gezwungen zu werden, eine zweite brille augenermüdend vorschalten zu müssen (denn manche filme gibt es ja nur noch in 3D) ohne einen wirklichen benefit dadurch zu haben.

      ich glaube, dass sich 3D nicht durchsetzen wird, weil es eben: die möglichkeiten eine geschichte zu erzählen im kino nur marginalst erweitert.

      – hinauszugehen in die echte 3D-welt schlägt das kino noch immer um längen… das war und bleibt so 😉

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