Sommeradieu (Huldigung)

Daliegen.

(Während es
bei Sonnenschein
regnet,
mit geöffneter
Kleidung, auf dem
Rücken im Gras.)

19 thoughts on “Sommeradieu (Huldigung)

    1. Ein Halbgedicht … Wenn es nicht Lyrik, nicht Prosa ist, dann ist es ein Notat. Es muss ja noch irgendwas geben. Habe so noch nie darüber nachgedacht. Ein poetisches Notat.

      Poetische Notate. Gedruckt. Wär mal was anderes!

    2. @Aikmaier. Das ist, glaube ich, lediglich eine Zeilenbruch-Frage:

      (Während es
      bei Sonnenschein
      regnet,
      mit geöffneter
      Kleidung auf dem
      Rücken im Gras.)

      Argument: Durch die Alleinstellung von “regnet” wird das Regnen zu einem so betonten Wort, daß es einen Reim, eine Alliteration o.ä. will; indem ich “Rücken” nach vorne stelle, bekommt es sie; “im Gras” wird jetzt ausklingend angehängt, wie ein Echo: deswegen keine eigene Zeile.
      Es ließe sich noch eine andere Lösung finden, nämlich, indem “im Gras” um ein spezialisierendes Wort (oder um zwei Wörter) erweitert würde; dann käme auch das auf eine eigene Zeile, und “regnen” und “Rücken” würden zu Achsenwörtern des dann, eben, Gedichts. Ich meinerseits mag nicht erweitern, weil das ein Übergriff wäre, anders als mein Vorschlag einer Veränderung des Zeilenbruchs.

    3. Ja, Kafka und Baudelaire. Die haben aber schon vorher gewusst was sie machen.

      Ich versuche mal den ersten Vorschlag. Über den zweiten müsste ich wegen der eventuellen Erweiterung noch nachdenken.

      Danke!

    4. “schon vorher gewusst”. Ich bin mir da durchaus nicht sicher. Dichter tendieren dazu, nachträglich als Absicht zu erklären, was vorher noch ganz unbewußt war. So wird der Wert größer, obwohl das Ding selbst sich überhaupt nicht ändert. (Wobei zur Ehrenrettung der Dichter:innen gesagt werden muß, daß nicht sie diesen Wert machen.)

    5. Ich komme sowieso lieber von der Seite.

      (Dieses “Wertmachen” fiel mir schon in meiner Unizeit auf.)

      Noch was: Ich empfinde das nicht als Übergriff.

    6. @anh+readAn; zeilenbruch… … macht noch keine lyrik. mich hat beim ersten lesen etwas gestört, dem ich dann nachgegangen bin. die “geöffnete kleidung”, “kleidung” vor allem, will mir eher prosaisch erscheinen zumal der teiltitel in parenthese ja eher einen hohen ton ankündigt.

      mit geöffneter
      Kleidung auf dem
      Rücken im Gras

      schon in readAns erster version stellte sich das bild nicht recht ein: wird da auf der kleidung oder (mit dem rücken) im gras gelegen? ist der rücken womöglich wider erste assoziation gar nicht der körperteil? hier, ohne interpunktion, werden die bezüge noch unklarer. liegt also “geöffnete kleidung” auf den rücken, dieser wiederum im gras? – sicherlich könnt Ihr hier einwenden, lyrik müsse, ja dürfe nicht so eindeutig lesbar sein wie prosa. aber: mir geht es nicht um eindeutige zeichnung, sondern um das bild, das sich mir irgendwie nicht zusammengüfen wollte (- was, immerhin, auch an mir liegen kann…)

      A.

    7. Zeilenbruch deutet aber auch an, dass es zumindest mit der Zuweisung “nur Prosa” nicht getan ist.

      Huldigung verspricht hohe Töne. Wirklich? -Zwingend Töne?

      Kleidung hat mich auch gestört. Aber alles was noch infrage käme wäre Kleid (das ist auch ein wenig konkreter). Sämtliche Synonyme zu Kleidung funktionieren nicht. In dem Fall is mir aber nicht nach Kleid.

      Zu dem Bild, das sich bei dir nicht zusammenfügte. Mmh. Geht mir natürlich nicht so. Vor dem Satz war bei mir ja das Bild. Zudem habe ich das Komma hinter Kleidung gelassen.

      Und Aik, jetzt mal auch ohne die Rückenlage und das Gras ein Satz:
      Sie öffnet ihre Bluse. Oder: Ihre Bluse war offen.

      Hat sie sie jetzt an? (wahrscheinlich)
      Oder hängt das Kleidungsstück auf dem Bügel? (eher unwahrscheinlich)
      Sollte jedoch der unwahrscheinliche Fall zutreffen, hilft entweder der Kontext oder das genauere Auserzählen. Oder würdest du immer schreiben: die sie trug? Könnte auch missverständlich sein.
      Sich angezogen hat? -Klingt komisch.

    8. read An; wem die bluse passt… …, aber im ernst:

      ganu das ist es ja, der kontext. der ist im gedicht, falls es so kurz ist wie dieses, eben minimal.

      er trägt seine hose
      schon zwei stunden

      “schon”? ja, eben von reinigung zu reinigung, die alle geschlossen haben. das sagen mir aber die verse nicht. darum sind rückenlage und gras wichtig. und eben: bluse statt kleidung

      sie öffnet ihre kleidung

      klingt das zu amtlich, oder bin ich nur zu pedantisch?

    9. Egal Bluse, indirekt geht es mir ja um die Hose … … aber auf keinen Fall Kleid. Aber aufzählen will ich es auch nicht, finde ich auch nicht wichtig. Kann man das verstehen? Wahrscheinlich nicht.

      Ja, er ist minimal, der Kontext, aber ich habe ja auch nicht den unwahrscheinlichen Fall vorliegen. Und nochmal: da steht noch ein Komma hinter Kleidung. Das muss doch bei der Bildklärung während dem Lesen als auch beim Vortragen helfen.

      sie öffnet ihre kleidung

      Obwohl sie öffnet aktiver ist als geöffnet, empfinde ich: es nimmt -a dieu- “Sex” raus. Außerdem befinde ich mich gewissermaßen (Verfasserin) in der Vogelperspektive und fokussier nicht den Vorgang des Öffnens.

    1. Selbstverständlich dürfen Sie. Keine schlechte Variante! Das hat fast was sommerverlängerndes. Das Problem für mich aber ist, ohne den Hinweis in der Klammer bezog ich es nicht darauf. Ich las es erst als: immer noch offen aber nicht wegen dem Adieu oder der Huldigung sondern wegen einer nicht erzählten Handlung zuvor. Den Akzent mehr auf Huldigung zu setzen finde ich allerdings betonter.

    2. @parallalie Ich muss nochmal Bezug nehmen und korrigieren. Es ist nicht nur keine schlechte Variante, es ist eine eigene. Schon den ganzen Sommer (offener Hosenstall, (das habe ich jetzt gesagt!)). Ich find das immer besser!

    3. Es regnet. Regnet warm.

      Regnet aus seinem Gesicht
      auf mich. Regnet überall.

      Es regnet, er regnet,
      er fällt auf mich.

      Fällt im warmen Sonnenfall.

      (Mmh, Sonnen-(?) oder Sommerfall?, wahrscheinlich beides nich)

    4. @read An. wenn schon,… … dann “Sonnenfall”, denn der regen fällt ja – je nach von-unten-auf-perspektive – durch die sonne. gleichsam das poetische pendant des eher blassen bonmots “Die Sonne scheint in Strömen”.

      A.

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