Schmieröl. Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 27. August 2013.

17.30 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Wahrscheinlich einen neuen Sprecher für das Neapel-Hörstück gefunden, was allerdings bedeuten würde, daß ich die Rollen umbesetzen muß: Gerald Schaale sollte jetzt den Sprecher 1 sprechen, weil sich die neue Stimme besser für zum Beispiel die >>>> Saviano-Stimme eignet als für mich. Otto Mellies sieht sich das Typoskript an und entscheidet dann. Alle anderen haben sofort zugesagt. Jetzt stellt sich die Frage der Honorarhöhen. Da ich selbst produziere, muß ich in Vorlage treten; es gibt aber noch keinen fixierten Modus mit dem Funk. An die Redakteurin geschrieben.
Durch Zufall… nein, weil zum ersten Mal eine substantiierte Abrechung der VG Wort ankam, festgestellt, daß keines meiner Hörstücke seit 2011 dort verzeichnet worden ist. Also wurde auch keines abgerechnet. Aus meinen Unterlagen geht aber hervor, daß ich jedes gemeldet habe. Diese Meldungen sind ganz offensichtlich verloren gegangen. Längeres Telefonat mit der sehr freundlichen Sachbearbeiterin geführt: Bitte, ich möge alle Sendungen noch einmal melden, nachmelden ist das Wort. Das würde dann in der Ausschüttung 2014 berücksichtigt werden.
Eine ärgerliche, vor allem lästige Angelegenheit, die mich einen ganzen Tag kosten wird. Wieso mehrere postalisch verschickte Meldungen von ein- und derselben Person verloren gehen können, ist mir schleierhaft.
Anderer Ärger. Je mehr ich drüber nachdenke, desto erboster bin ich. Leute wegmachen, schrieb ich einer Kollegin, die nicht in den Kram passen. Der Betrieb ist voll von deutscher Tradition. Abends, gestern, lange mit >>>> Stang darüber gesprochen; sie sieht das anders. Keine Absicht, glaubt sie, eher Schlamperei und/oder Zufälle, wer bekommt welches Typoskript, welche einander, je nach Person, widerstrebenden Interessen wirken usw., auch wohl: welche Lobbies. Für Nichtangepaßtes, das keine betriebswichtigen Fürsprecher hat, ist kein Raum – zunehmend, insgesamt, kein Raum in dieser Gesellschaft. Umsatzorientierte Konsensgesellschaft. Besser lenkbar so. Vielleicht notwendig so, denke ich manchmal: weil wir Menschen so viele sind:: da darf kein Sand im Schmieröl sein. Produktion, Konsumtion, Exekution; Reproduktion, Rekonsumtion, Reexekution. Ein Ausscheidungsprozeß, Stoffwechsel des Marktes. Es seien alle, schreibt mir die Kollegin, „aus purem (und zeitfressendem) Idealismus dabei“; um so schlimmer, wenn das Ergebnis aussieht, wie es jetzt aussieht. Der Idealismus als Bestandteil des Exekutionsprozesses-selbst. Man trägt den Steuerungsmechanismus wie sein Wirt bereits in sich selbst als Organ – einen biomechanischen Steuerungsvirus. Wahrscheinlich kann man tatsächlich niemandem etwas verübeln. Die Menschen fühlen es nicht besser: Gelenkte, die sich frei fühlen. Das Problem ist, daß nicht wirklich jemand lenkt, sondern die Lenkung ist Teil des Prozesses.

Immerhin gutes „Workout“ im Park.

Ich fange an, die Einzelclips für die Neapel-Produktion zu schneiden.

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